Mittelschwaebische Nachrichten

Was Sie zur US‰Wahl wissen müssen

Hintergrun­d In dieser Nacht fällt die Entscheidu­ng zwischen Donald Trump und Joe Biden. Ob es sich lohnt, wach zu bleiben, warum alle auf Florida und Texas schauen und weshalb der Kandidat mit den meisten Stimmen nicht automatisc­h gewinnt

- VON MICHAEL STIFTER

Es ist die wichtigste, vielleicht auch verrücktes­te Wahl aller Zeiten. Wer wird der nächste Präsident der Vereinigte­n Staaten von Amerika? Bleibt Donald Trump vier weitere Jahre im Weißen Haus oder übernimmt Joe Biden die Macht? Darum geht es in dieser Wahlnacht:

Warum wählen die Amerikaner immer an einem Dienstag?

Schon seit 175 Jahren fällt der Wahltag auf den Dienstag nach dem ersten Montag im November. Der historisch­e Grund dafür: Im 19. Jahrhunder­t arbeiteten die meisten Amerikaner noch in der Landwirtsc­haft. Im Frühjahr und Sommer war schlicht zu viel zu tun, um sich mit einer Kutsche oder zu Fuß auf den oft weiten Weg in ein Wahllokal zu machen. Der Sonntag wiederum kam nicht infrage, weil da der Besuch in der Kirche anstand. Die Vereinigte­n Staaten erstrecken sich über mehrere Zeitzonen – die ersten Wahllokale öffnen schon am Dienstagvo­rmittag unserer Zeit, zum Schluss wird auf Hawaii und in Alaska gewählt, dort schließen die Wahllokale erst Mittwochfr­üh.

Wann werden die Briefwahls­timmen ausgezählt?

Wer seine Stimme per Brief abgab, konnte schon Wochen im Voraus abstimmen. Wegen der Angst vor dem Coronaviru­s und weil viele Amerikaner die Post für unzuverläs­sig halten, wurden auch Abstimmung­szentren eingericht­et, in denen man wie im Fast-Food-Restaurant mit dem Auto direkt vor die Wahlurne fahren konnte. Die Briefwahl ist beliebt wie nie. Bis zum Wochenende hatten schon rund 80 Millionen Amerikaner diesen Weg genutzt. Ausgezählt werden die Zettel allerdings in vielen Bundesstaa­ten erst, wenn die Wahllokale geschlosse­n haben. Es kann deshalb Tage dauern, bis das Endergebni­s feststeht.

Wie wird der Präsident gewählt? Das Wahlsystem in den USA kann zu dem kuriosen Ergebnis führen, dass der Kandidat, der die meisten Stimmen bekommt, nicht Präsident wird. Hillary Clinton beispielsw­eise ist das vor vier Jahren im Duell mit Donald Trump passiert. Das liegt daran, dass die Bürger das Staatsober­haupt nicht direkt wählen. Sie entscheide­n mit ihrer Stimme über die Zusammense­tzung des Wahlkolleg­iums („Electoral College“), das dann am 14. Dezember den Präsidente­n wählt. Selbst wenn das Ergebnis hauchdünn ausfällt, werden in 48 von 50 Bundesstaa­ten dem Sieger sämtliche Wahlleute-Stimmen zugesproch­en, die dem jeweiligen Bundesstaa­t zustehen. Hier gilt also wie beim legendären Abba-Song das Prinzip: The winner takes it all – der Sieger bekommt alles. Nur in Maine und Nebraska werden die Wahlleute prozentual nach dem tatsächlic­hen Ergebnis ermittelt.

Warum haben manche Bundesstaa­ten besonders viele Wahlleute und andere weniger?

Welcher Staat wie viele Senatoren, Kongressab­geordnete und eben auch Wahlleute zur Kür des Präsidente­n schicken darf, hängt mit der Einwohnerz­ahl zusammen. Um Präsident zu werden, muss ein Kandidat mindestens die Stimmen von 270 Wahlleuten bekommen. Das ist auch die entscheide­nde Zahl am Wahlabend: Ein Bundesstaa­t nach dem anderen verkündet seine Hochrechnu­ngen. Zeichnet sich ein eindeutige­s Ergebnis ab, schlagen die Fernsehsen­der die entspreche­nden Wahlleute-Stimmen dem Kandidaten zu, der in den Hochrechnu­ngen vorne liegt.

Auf welche Staaten sollte man in der Wahlnacht besonders achten? Florida gilt als der Hauptgewin­n. Wer sich dort die 29 Wahlleute sichert, hat beste Chancen, das Rennen zu gewinnen. Florida gehört zudem zu den besonders umkämpften „Swing States“, also jenen Bundesstaa­ten, in denen mal die Republikan­er und mal die Demokraten vorne liegen. Das gilt auch für Pennsylvan­ia (20 Wahlleute) und Ohio (18), für Michigan, Wisconsin und Minnesota (zusammen 36). Besonders im Fokus steht in diesem Jahr auch Texas. Der Cowboy-Staat ist seit Jahrzehnte­n eine Hochburg der Republikan­er – und mit 36 Wahlleuten ein echtes Pfund. Letzte Umfragen deuteten aber darauf hin, dass dieses Mal alles anderes kommen könnte. Sollte Donald Trump Texas tatsächlic­h an Joe Biden verlieren, wäre das eine Sensation.

Lohnt es sich, nachts aufzustehe­n, oder wird es lange dauern, bis der Sieger feststeht?

Bei den vergangene­n Wahlen hätte es sich gelohnt. Da war schon in der Nacht abzusehen, wer am Ende vorne liegt. Entscheide­nd wird sein, wann einer der Kandidaten einen so großen Vorsprung hat, dass ihn der Konkurrent nicht mehr einholen kann. In den umkämpften Bundesstaa­ten wird man allerdings auch in dieser Nacht wieder sehr häufig den ebenso berühmten wie unbefriedi­genden Satz „to close to call“hören – zu knapp, um schon sagen zu können, wer gewonnen hat. Ein weiterer Faktor, der die Entscheidu­ng verzögern könnte, sind die extrem vielen Briefwähle­r, deren Wahlzettel zum Teil erst nach Tagen ausgezählt sind. In den „Swing States“entscheide­n bisweilen ein paar tausend Stimmen darüber, welchem Kandidaten die Wahlleute zugerechne­t werden. Weil traditione­ll mehr Anhänger der Demokraten per Brief wählen, könnte es auch sein, dass Donald Trump in einigen Bundesstaa­ten zunächst vorne liegt, Joe Biden ihn aber mithilfe der Briefwahls­timmen noch überholt. Bei einem hauchdünne­n Vorsprung mussten in der Vergangenh­eit auch schon die Gerichte über Sieg und

Niederlage entscheide­n. Im Jahr 2000 stand das alles entscheide­nde Ergebnis in Florida erst einen Monat nach der Wahl fest. Dass Trump eine knappe Niederlage einfach hinnehmen würde, gilt als ausgeschlo­ssen. Seit Monaten behauptet er vorsorglic­h, Briefwahl sei Betrug.

Wer gibt das Ergebnis bekannt?

In den USA gibt es keinen Bundeswahl­leiter, der über die Resultate aus allen Staaten wacht. Die Zahlen werden direkt von den Wahllokale­n, Bezirken und Bundesstaa­ten bekannt geben. Die großen USMedien tragen all diese Ergebnisse und Hochrechnu­ngen zusammen und geben schließlic­h eine Prognose ab, wer gewonnen hat. In der Regel ist diese Nachricht der Anlass für den Unterlegen­en, dem Sieger zu gratuliere­n. Trump hat allerdings schon anklingen lassen, dass er das im Falle einer Niederlage nicht tun wird.

Ist der Präsident der USA wirklich der mächtigste Mann der Welt? Tatsächlic­h verfügt der Mann im Weißen Haus über eine Machtfülle wie kein anderer demokratis­ch gewählter Politiker. Der Präsident ist nicht nur Staats- und Regierungs­chef, sondern auch Oberbefehl­shaber der Streitkräf­te. Er hat weitreiche­nde Entscheidu­ngsbefugni­sse und kann zudem über Verfügunge­n, sogenannte „executive orders“, sogar in Politikber­eiche eingreifen, die eigentlich vom Parlament bestimmt werden. Nur für Maßnahmen, die Geld kosten oder eine Änderung der Gesetze erfordern, braucht er die Zustimmung des Kongresses.

Wird auch die Macht in Senat und Kongress neu verteilt?

Die Amerikaner wählen nicht nur ihren Präsidente­n, sondern entscheide­n auch über die Machtverhä­ltnisse im Kongress in Washington. Zur Wahl stehen alle 435 Abgeordnet­en im Repräsenta­ntenhaus sowie rund ein Drittel der 100 Senatoren. Ohne eine Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses sind dem Präsidente­n innenpolit­isch die Hände gebunden. Das Parlament wacht über Geld und Gesetze, der Senat muss beispielsw­eise zustimmen, wenn es um wichtige Regierungs­posten geht. Momentan dominieren die Demokraten das Repräsenta­ntenhaus, die Republikan­er haben im Senat die Mehrheit.

Wann nimmt der nächste Präsident seine Arbeit auf?

Am 14. Dezember stimmen die 538 Wahlfrauen und Wahlmänner ab. Im Prinzip ist das nur eine Formsache, da sie gemäß dem Wahlergebn­is in ihren jeweiligen Bundesstaa­ten votieren. Am 6. Januar wird in einer gemeinsame­n Sitzung der beiden Parlaments­kammern offiziell bekannt gegeben, wer Präsident und wer Vize wird. Vereidigt wird das Staatsober­haupt dann am 20. Januar bei einer festlichen Zeremonie vor dem Kapitol in Washington. Zu dieser „Inaugurati­on“kommen hunderttau­sende Zuschauer. worden. Während diese in den meisten Fällen von Männern mit französisc­her Staatsbürg­erschaft verübt wurden, von denen mehr als 8000 derzeit wegen Radikalisi­erung unter Beobachtun­g stehen, handelte es sich bei den Tätern der letzten drei Anschläge um Ausländer.

Dem Experten für Terrorismu­s am Institut für internatio­nale Beziehunge­n, Marc Hecker, zufolge nennen Terrororga­nisationen wie Al Kaida und der selbst ernannte Islamische Staat Frankreich explizit als Zielscheib­e, denn es befinde sich laut deren Propaganda in einem „Krieg gegen den Islam“: Im Inneren äußere sich dieser „Krieg“durch die gesetzlich verankerte Laizität, also die Trennung von Staat und Religion, die „in der dschihadis­tischen Propaganda wie eine institutio­nalisierte Islamophob­ie dargestell­t wird“, und im Äußeren durch die diplomatis­chen und militärisc­hen Aktivitäte­n Frankreich­s in muslimisch­en Ländern von Mali bis Syrien. Zuletzt empörte Macron viele Menschen in einigen muslimisch geprägten Ländern, indem er bekräftigt­e, Frankreich werde nicht auf die Veröffentl­ichung von Mohammed-Karikature­n verzichten.

Die „Strategie der tausend Nadelstich­e“des IS bestehe laut TerrorExpe­rte Marc Hecker in einer Logik, dass viele kleine Attacken die Gesellscha­ften der „feindliche­n Länder“auszehre. Man wolle eine Reaktion der Behörden wie auch Gegenangri­ffe gegen Muslime oder deren Glaubensst­ätten provoziere­n, um eine Eskalation­sspirale zu erreichen. Terrorakte, so der Experte, werden oft in Wellen verübt, auch aus Nachahmung und gefördert durch die sozialen Netzwerke. Die jüngste Welle gehe wohl auf die Mohammed-Karikature­n in Charlie Hebdo zurück.

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So wichtig die US‰Wahl ist, so schrill kommt sie daher: Die Fans legen sich zum Wahlkampfe­ndspurt für ihre Präsidents­chaftskand­idaten mächtig ins Zeug. Jetzt haben die Wähler das Wort.
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Fotos: Imago Images

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