Mittelschwaebische Nachrichten

Seehofers Zugeständn­is an Mieter löst Zoff aus

Der CSU-Minister will das Umwandlung­sverbot von Miet- in Eigentumsw­ohnungen verschärfe­n und erfüllt damit eine Forderung der SPD – sehr zum Ärger des Wirtschaft­sflügels in der CDU, der sich als Opfer eines Deals fühlt

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Ein politische­s Geschäft von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) löst Streit in den eigenen Reihen aus. Mit seiner Zustimmung kann die SPD einen Erfolg beim Thema Bauen und Wohnen feiern, während die Union in die Röhre guckt. Das von den Sozialdemo­kraten vorangetri­ebene, weitgehend­e Umwandlung­sverbot von Miet- in Eigentumsw­ohnungen soll am Mittwoch vom Kabinett gebilligt werden. Zuständig für das Thema ist Seehofer, der als Minister auch für das Thema Bauen verantwort­lich ist. „Wenn Bundesbaum­inister Horst Seehofer diese eigentumsf­eindliche Aktion ermöglicht, kann das auch als völlig inkonsiste­nt bezeichnet werden“, sagte der Generalsek­retär des CDU-Wirtschaft­srates, Wolfgang Steiger, unserer Redaktion.

Seehofer hatte einst das umstritten­e Baukinderg­eld durchgedrü­ckt, damit Familien sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen können. Jetzt, beklagt Steiger, behindere er genau das. „Hier wird ein gefährlich­es Spiel mit Eigentumsr­echten in Deutschlan­d betrieben.“

Wie aus der CDU zu hören ist, hat Seehofer der SPD nicht aus Genos

einen Erfolg beschert, sondern weil ihm die Sicherheit wichtiger ist. Verfassung­sschutz, Bundesnach­richtendie­nst und Militärisc­her Abschirmdi­enst sollen künftig verschlüss­elte Kommunikat­ionskanäle wie WhatsApp auslesen dürfen. Bei dem Thema hatte es im schwarz-roten Bündnis viel Hin und Her gegeben, die SPD gab schließlic­h nach.

Wurden das Umwandlung­sverbot und die Stärkung der Dienste miteinande­r verbandelt und der Streit wie auf dem Basar gelöst? „Im Windschatt­en der Corona-Pandemie wird so manches klammheiml­ich auf den Weg gebracht“, meinte Steiger.

In begehrten Lagen können die Eigentümer von Wohnhäuser­n Kassenlieb­e se machen, wenn sie die Immobilie nicht komplett verkaufen, sondern die Mietwohnun­gen vorher in Eigentumsw­ohnungen umwandeln und dann einzeln auf den Markt bringen. „Das bereits bestehende gesetzlich­e Instrument­arium genügt nicht, um der Problemati­k effektiv zu begegnen“, heißt es in dem Gesetzentw­urf. Bisher können die

Behörden der Umwandlung der Miet- in Eigentumsw­ohnungen nur in sogenannte­n Milieuschu­tzgebieten untersagen. Damit soll gewährleis­tet werden, dass Mieter nicht ausziehen müssen, weil die neuen Besitzer mehr Geld verlangen. Die Viertel sollen durchmisch­t bleiben. In manchen Fällen genehmigen die Behörden die Umwandlung von Miet- in Eigentumsw­ohnungen, wenn die bisherigen Mieter ein Vorkaufsre­cht bekommen.

Die SPD will das Umwandlung­sverbot verschärfe­n. Ausnahmen soll

Künftig müssen Behörden Umwandlung genehmigen

es nur noch in Einzelfäll­en geben. Darauf hatte sich auch der Wohngipfel von Bund, Ländern und Kommunen im Jahr 2018 verständig­t.

Für die Unions-Fraktion und ihren rechtspoli­tischen Sprecher JanMarco Luczak ist das eine bittere Niederlage. Denn zwischenze­itlich war es dem Abgeordnet­en aus Berlin gelungen, das Umwandlung­sverbot aus dem Gesetzentw­urf zu streichen. Wegen des Gegengesch­äfts um die Geheimdien­ste ist es wieder hineingeru­tscht.

 ?? Foto: Kay Nietfeld, dpa ?? Bauministe­r Horst Seehofer: Mehr Mieterschu­tz im Tausch gegen mehr Abhörbefug­nisse?
Foto: Kay Nietfeld, dpa Bauministe­r Horst Seehofer: Mehr Mieterschu­tz im Tausch gegen mehr Abhörbefug­nisse?

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