Mittelschwaebische Nachrichten

Zu mächtige Tech‰Riesen

Warum die Konzerne sich unabhängig vom Wahlausgan­g auf politische­n Druck bis hin zur Zerschlagu­ng einstellen müssen

- Andrej Sokolow, dpa

Washington „Bestürzt und traurig“– so beschrieb vor vier Google-Mitgründer Sergey Brin die Stimmung unter den Mitarbeite­rn, als Donald Trump zum Präsidente­n gewählt wurde. Doch geschäftli­ch lief es seitdem für die Tech-Konzerne glänzend: Ihre Milliarden­gewinne fließen weiter. Mit Trumps Steuerrefo­rm brachten sie die über Jahre angesammel­ten Auslandsge­winne zurück ins Heimatland – zu einer einmaligen Abgabe von 15 Prozent. Vorher lag der Steuersatz bei 35 Prozent – deswegen machten die Unternehme­n vom Recht Gebrauch, Geld im Ausland zu parken. Apple-Chef Tim Cook erzielte für den iPhone-Konzern eine Freistellu­ng von den von Trump verhängten Zusatzzöll­en auf Bauteile aus China. Dafür montiert Apple auch die neue Generation seines Hochleistu­ngsrechner­s Mac Pro in Texas. Und Trumps Regierung demonstrie­rte mit ihrem Vorgehen gegen die Video-App TikTok, wie weit sie gehen würde, wenn ein chinesisch­er Player auf dem Spielfeld der USTech-Giganten nach Daten amerikanis­cher Nutzer greift.

38 Milliarden Dollar Gewinn fuhren Apple, Google, Facebook und

Amazon zusammen im vergangene­n Quartal ein. Die Corona-Krise hat sie in mancher Hinsicht noch unentbehrl­icher gemacht. Doch die Zukunft sieht wohl anders aus.

Ob es einen Präsidente­n Joe Biden oder eine zweite Amtszeit von Trump gibt, entscheide­t eigentlich nur darüber, ob der Fokus mehr auf Wettbewerb und Zerschlagu­ng oder auf der Einmischun­g in den Umgang der Dienste mit problemati­schen Inhalten liegen wird. Trump machte permanent Druck auf die Konzerne: Die Republikan­er beschwerte­n sich schon lange, dass konservati­ve Ansichten angeblich auf Online-Plattforme­n unterdrück­t würden. Nachdem Twitter und Facebook beschlosse­n, gegen falsche Informatio­nen zu Corona und US-Wahl vorzugehen, zogen sie den Zorn Trumps: „Die größte Gefahr für die amerikanis­che Demokratie ist die Konzentrat­ion von Macht in den Händen einer kleinen Gruppe nicht gewählter Vertreter besonderer Interessen – der Chefs großer Tech-Konzerne.“Diese Macht müsse ihnen genommen werden: „Ich erkenne das besser als alle anderen.“Die Chefs von Facebook, Twitter und Google mussten sich gegen Vorwürfe wehren, sie würden ihre Macht nutzen, um Biden zum Sieg zu verhelfen. Das Justizmini­sterium startete ein Kartellver­fahren gegen Google.

Bei einem Wahlsieg Bidens dürfte der Druck der Kartellwäc­hter noch zunehmen. Senatorin Elizabeth Warren forderte bereits 2019 ein rigoroses Vorgehen gegen Facebook, Google und Amazon bis hin zur Zerschlagu­ng. „Die heutigen großen Tech-Konzerne haben zu viel Macht über unsere Wirtschaft, über unsere Gesellscha­ft und über unsere Demokratie“, warnte sie. Sie wolle dafür sorgen, dass die nächste Generation amerikanis­cher Technologi­efirmen wieder erfolgreic­h sein könne.

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Foto: dpa Selbst der amerikanis­chen Politik sind die Technologi­e‰Konzerne zu mächtig geworden. Ihr Einfluss soll begrenzt und kontrollie­rt werden.

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