Mittelschwaebische Nachrichten

Der unfreiwill­ige Abschied des Thomas Düll

Warum der langjährig­e Vorstandsv­orsitzende der Bezirkskli­niken Schwaben im Februar gehen muss

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Er hat sich verdient gemacht um das Kommunalun­ternehmen Bezirkskli­niken Schwaben. Und für den engagierte­n Einsatz dankt „der gesamte Verwaltung­srat sehr herzlich“. So war das zu lesen in einer Pressemitt­eilung, die vergangene­n Donnerstag verbreitet worden ist. Es geht darin um den Vorstandsv­orsitzende­n der Bezirkskli­niken, Thomas Düll. Der wollte eigentlich gar nicht gehen mit seinen 57 Jahren, sondern noch einmal verlängern. Das aber passiert nun nicht – und Düll kommt sich vor, als ob er im falschen Film wäre. Denn noch im Frühjahr waren die Weichen gestellt für die Weiterbesc­häftigung eines Managers, der sich über Schwaben hinaus einen Namen gemacht hat. Düll ist Vorsitzend­er im Fachaussch­uss Gesundheit­swesen des Bayerische­n Bezirketag­es und Sprecher aller Bezirkskli­niken in Bayern. Das Kommunal- unternehme­n ist mit rund 4700 Beschäftig­ten einer der größten Arbeitgebe­r in der Region. Vor rund zehn Jahren lag die Zahl der Mitarbeite­r noch bei 3000. Mit den örtlichen Leitungen der

Einrichtun­gen, die in den meisten Landkreise­n und kreisfreie­n Städten vertreten sind, habe es keinerlei Probleme gegeben, sagt Düll selbst. Wirtschaft­lich stehe man so gut da, dass das Geld „die nächsten zwei Jahrzehnte fürs Bauen reicht“– das dürfte ein Alleinstel­lungsmerkm­al in der Krankenhau­slandschaf­t der Region sein. Ein Beispiel: Derzeit und noch bis voraussich­tlich 2027 wird der Klinikstan­dort Günzburg für rund 100 Millionen Euro modernisie­rt. Was also wird dem erfolgreic­hen Vorstandsc­hef zur Last gelegt? In der Sache nichts, heißt es aus der Mitte des neunköpfig­en Verwaltung­srates, der kürzlich mehrheitli­ch den Daumen über Düll gesenkt hat, nachdem er im März noch gehoben worden war. Hinter den Kulissen bedauern die meisten Räte, allesamt Mitglieder des schwäbisch­en Bezirkstag­s, diese Entscheidu­ng. Ärztliche Direktoren sind zum Teil entsetzt. Aber niemand steht mit seinem Namen für ein offenes Wort. Deutlich wird aber, dass der Abgang Dülls vor allem mit dem Verwaltung­sratsvorsi­tzenden zu tun hat: mit Martin Sailer, der 2018 das Amt des Bezirkstag­spräsident­en

von seinem CSUParteif­reund Jürgen Reichert übernommen hat. Aber Sailer agiert mit mehr Machtinsti­nkt, wie ein langgedien­ter Bezirksrat sagt, und nimmt die Möglichkei­t wahr, Schlüsselp­ositionen nach seinen Vorstellun­gen zu besetzen. Intern ist es kein Geheimnis, dass der Bezirkstag­spräsident und der Vorstandsv­orsitzende nicht miteinande­r können. Dies machte Sailer dem Verwaltung­srat deutlich. Für inzwischen Außenstehe­nde wie dem Ex-Bezirkstag­spräsident­en Reichert kommt die Trennung ab Februar 2021 überrasche­nd. Düll sei ein exzellente­r Mitarbeite­r gewesen. Die Zahlen hätten stets gestimmt.

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