Mittelschwaebische Nachrichten

Bluttat kurz vor Heiligaben­d

Prozess gegen Frau, die Ex-Freund erstochen haben soll

- VON DOROTHEE PFAFFEL

Ingolstadt In der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember vergangene­n Jahres soll eine damals 29-jährige Frau aus Sachsen-Anhalt ihren 41-jährigen Ex-Freund in seiner Wohnung in Neuburg an der Donau getötet haben. Nun muss sie sich wegen Totschlags vor dem Landgerich­t in Ingolstadt verantwort­en.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft der mittlerwei­le 30-jährigen Angeklagte­n vor, ihrem Ex-Freund zwischen 0.30 und 1.50 Uhr mit einem Porzellang­efäß auf den Kopf geschlagen zu haben. Daraufhin soll sie dem 41-Jährigen mit „scharfer und stumpfer Gewalt“noch weitere Verletzung­en in der Schädelreg­ion, am Hals und im Schulterbe­reich zugefügt haben. Außerdem soll sie ihm mit einem Messer hinten in die Hüfte gestochen haben. Tödlich sei jedoch erst ein Stich in die Brust gewesen, heißt es in der Anklagesch­rift. Dadurch soll der Mann schließlic­h verblutet sein.

Die Beweisaufn­ahme vor Gericht beginnt mit einer Audio-Einspielun­g des Notrufs, den die Angeklagte damals selbst abgesetzt hatte. Mit weinerlich­er, verzweifel­t klingender Stimme fordert sie den Mann am anderen Ende der Leitung auf, ihr Hilfe zu schicken. „Da ist überall Blut“, tönt die Stimme der Angeklagte­n aus dem Lautsprech­er. Dann: „Ich weiß nicht, ob der mich verarscht.“

Um ungefähr 2.30 Uhr wurden Polizei und Rettungskr­äfte alarmiert. Nur sechs Minuten später seien sie in der Wohnung gestanden, aus der der Notruf kam, sagen sie als Zeugen vor Gericht aus. Doch es war zu spät. Die Sanitäter gaben ihre Wiederbele­bungsversu­che schon nach kürzester Zeit auf. Der Kiefer des Mannes sei gar nicht mehr zu öffnen gewesen – die Leichensta­rre hatte schon eingesetzt, erzählt eine der Sanitäteri­nnen. Am Rücken seien sogar schon erste violette Totenfleck­en zu sehen gewesen. Die Polizisten berichten von chaotische­n Zuständen in der Wohnung – und von viel Blut. Die Angeklagte habe sich in einem psychische­n „Ausnahmezu­stand“befunden und sei möglicherw­eise unter dem Einfluss von Drogen gestanden.

Die Angeklagte selbst, die seit der Tat in Untersuchu­ngshaft sitzt, sagt am Montag nicht aus. Wie ihre Verteidige­rin ankündigt, werde sie am Dienstag im Namen ihrer Mandantin eine Erklärung abgeben.

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