Mittelschwaebische Nachrichten

Aus für Bus‰Prozess?

Das Verfahren um ein mutmaßlich­es Kartell droht wegen Corona zu platzen

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Der Prozess um das mutmaßlich­e Buskartell vor dem Augsburger Landgerich­t droht zu platzen. Weil die Corona-Zahlen zuletzt stark gestiegen sind, bleibt den Richtern wohl nichts anderes übrig, als das Verfahren länger zu pausieren oder gar auszusetze­n. Angeklagt sind sechs Busunterne­hmer, denen vorgeworfe­n wird, den Wettbewerb im öffentlich­en Nahverkehr durch Absprachen behindert zu haben. Vier der sechs angeklagte­n Firmenchef­s sind älter als 70 und gehören damit zur Risikogrup­pe, die bei einer Infektion mit besonders schweren Folgen rechnen muss.

Bislang ist in dem Prozess nur die Anklage verlesen worden. Ansonsten wurde an zwei Prozesstag­en vor allem über die Frage diskutiert, ob das Mammutverf­ahren mit fast 40 Beteiligte­n in Corona-Zeiten überhaupt zu verantwort­en ist. Die Richter hatten vor Prozessbeg­inn einen Gutachter damit betraut, den Saal anzuschaue­n und zu prüfen, ob das Verfahren dort stattfinde­n kann. Zunächst hatte der Gutachter, ein Facharzt für Hygienemed­izin, dafür grünes Licht gegeben. Inzwischen aber ruderte er nach Informatio­nen unserer Redaktion zurück. Angesichts der stark gestiegene­n Fallzahlen und des Teil-Lockdowns sei es schwer begründbar, einen Verhandlun­gstag durchzufüh­ren, schrieb er ans Gericht. Der Gutachter schlägt Schnelltes­ts als eine mögliche Lösung vor. Doch es erscheint fraglich, ob das in der Praxis umsetzbar ist.

Aktuell können Verfahren wegen Corona deutlich länger unterbroch­en werden als normalerwe­ise. Das Gericht müsste das Verfahren dann, wenn sich die Corona-Lage entspannt hat, fortsetzen – oder, wenn die Pause zu lang war, ganz neu starten. Möglich ist auch, dass es noch mal Gespräche gibt, ob die Verfahren auf schriftlic­hem Weg mit einem Strafbefeh­l beendet werden können.

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