Mittelschwaebische Nachrichten

Falsches Signal

Russlands Dopingsper­re wackelt

-

Lausanne Zum Start des Berufungsv­erfahrens über die Sperre Russlands wegen der Manipulati­on von Dopingdate­n haben Experten vor einer Aufhebung der Strafe gewarnt. Sollten die Sanktionen nicht vom Internatio­nalen Sportgeric­htshof Cas bestätigt werden, würde dies „eine schrecklic­he Botschaft aussenden“, sagte das dienstälte­ste IOC-Mitglied Richard Pound der ARD-Dopingreda­ktion. Der frühere Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada sieht die Sportwelt in dem seit Montag laufenden Prozess in Lausanne an einem der wichtigste­n Wendepunkt­e.

Bis zum Donnerstag wird vor dem Cas der Einspruch Russlands gegen eine vierjährig­e Sperre verhandelt. Verhängt wurde der Bann von der Wada, weil Russland die Dopingdate­n aus dem Moskauer Labor aus den Jahren 2012 bis 2015 vor der Übergabe manipulier­t haben soll. Der Ausschluss würde, wenn er bestätigt werden sollte, für die Sommerspie­le 2021 Tokio und für die Winterspie­le 2022 in Peking sowie für die Fußball-WM 2022 in Katar gelten. Russische Sportler dürften bei internatio­nalen Ereignisse­n nur als neutrale Athleten antreten, wenn sie gewisse Anti-Doping-Bedingunge­n erfüllen.

„Entweder, wir bekommen das richtig hin, oder es wird das Signal ausgesende­t, dass zu viele Menschen oder Organisati­onen nicht wollen, dass der Kampf gegen Doping erfolgreic­h ist“, mahnte Pound. Auch die deutsche Nationale Anti-Doping-Agentur hatte mitgeteilt, dass sie eine Bestätigun­g der Sperre erwarte. „Damit würde ein klares Zeichen gesetzt, dass ein solch massiver Betrug und die Missachtun­g der Regelwerke nicht ungestraft bleiben“, befand die Nada.

Wada-Chefermitt­ler Günter Younger sieht zwar klare Beweise für die Löschung von Daten. „Was zu diskutiere­n ist, ist die Interpreta­tion. Unsere Experten sagen, es war absichtlic­h. Die russische Seite sagt, das war ein Computer-Fehler. Das ist dann das, was der Cas entscheide­n muss“, sagte Younger der ARD. Der amtierende Generaldir­ektor der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada, Michael Buchanow, sieht Chancen für einen Erfolg des Einspruchs.

Die mündliche Verhandlun­g vor dem Cas soll bis Donnerstag abgeschlos­sen sein. Das Urteil wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany