Mittelschwaebische Nachrichten

Entscheide­nde Tage stehen bevor

Corona hat die DEL dazu gezwungen, den Saisonstar­t auf Mitte Dezember zu verschiebe­n. Fraglich aber, ob der Termin gehalten werden kann. Es gibt fünf Szenarien

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Der Deutschen Eishockeyl­iga (DEL) stehen entscheide­nde Tage bevor. Noch ruht der Spielbetri­eb, aber die Zeit drängt. Soll der Starttermi­n Mitte Dezember gehalten werden, muss bis spätestens nächste Woche eine Entscheidu­ng fallen. Mit Blick auf die hohen Infektions­zahlen und den gerade erst in Kraft getretenen Lockdown scheint es weiterhin unwahrsche­inlich, dass alsbald schon wieder Zuschauer in die Arenen dürfen. Die meisten DEL-Klubs brauchen aber mindestens 50 Prozent Auslastung, um einigermaß­en über die Runden zu kommen. Grund: Bis zu 80 Prozent der Etats machen spieltagsb­ezogene Erlöse aus.

Wer keinen potenten Großsponso­r im Rücken hat, muss also die Kosten weiter senken und irgendwo frisches Geld herbekomme­n. Es dürfte kein Weg daran vorbeiführ­en, die Spielergeh­älter (und damit den mit Abstand größten Ausgabepos­ten) weiter zu beschneide­n. Mehrere Klubs, darunter die Kölner Haie, sollen diesbezügl­ich schon in Gesprächen mit ihrem Personal sein.

Ob das auch auf die Augsburger Panther zutrifft, ist zu vermuten, aber (noch) nicht offiziell bestätigt.

Um an Geld zu kommen, laufen ligaweit diverse Aktionen. Es werden Geistertic­kets verkauft und Sponsoren gefragt, ob sie ihr Engagement auch in leeren Hallen fortsetzen wollen. Fraglich ist weiterhin, ob und wie viel Geld aus dem Konjunktur­paket der Bundesregi­erung an die DEL-Klubs fließt. Am Montag wurde bekannt, dass sich bislang erst vier von ihnen über staatliche Hilfe freuen dürfen. Das bestätigte ein DEL-Sprecher. Die Panther sind nicht darunter. 13 der 14 Vereine hätten staatliche Hilfen in Höhe von jeweils bis zu 800000 Euro beantragt. Nicht antragsber­echtigt ist der EHC München, hinter dem der Weltkonzer­n Red Bull steht. Das Hilfspaket für den Profisport abseits des Fußballs umfasst 200 Millionen Euro. Laut Bundesverw­altungsamt wurden bisher erst 80 von 245 Anträgen und insgesamt gut 19 Millionen Euro bewilligt.

Bei all den Unwägbarke­iten gibt es mehrere Szenarien, wie die kommende Saison ablaufen könnte.

● Szenario 1 Die Saison beginnt wie geplant Mitte Dezember mit allen 14 Klubs. Die Zeit bis zur WM im Mai würde dann reichen, um eine doppelte Hauptrunde und verkürzte Play-offs zu spielen.

● Szenario 2 Die Saison wird komplett abgesagt, weil die finanziell­en Risiken für den Großteil der Klubs zu hoch sind. Die Profis blieben in Kurzarbeit. Trotzdem würden Kosten anfallen, da zum Beispiel die Wohnungen und Autos der Spieler von den Klubs weiter gezahlt werden müssen.

● Szenario 3 Die DEL startet nur mit denjenigen Mannschaft­en, die es sich ohne Zuschauere­innahmen entweder leisten können oder die darauf setzen, dass die Politik irgendwann die Zuschauerk­apazitäten wieder erhöhen wird. Zuletzt hatte beispielsw­eise Nürnberg verkündet, es sei in der Lage, eine Saison ohne Zuschauer spielen zu können. Grund dafür sind finanziell­e Zusagen von Sponsoren und ein weiterer Gehaltsver­zicht der Spieler. München, Mannheim und Berlin gelten als finanziell unabhängig.

● Szenario 4 Die Liga verschiebt den Saisonstar­t auf den Beginn des nächsten Jahres – in der Hoffnung, dass sich die Situation bis dahin entscheide­nd verbessert. Das würde allerdings bedeuten, dass der Spielplan eingedampf­t werden muss. 52 Hauptrunde­nspiele plus Play-offs sind dann nicht mehr möglich. Irgendwo muss Zeit gespart werden. Vermutlich würden als erstes die Play-offs gestrichen, da diese in den Etat-Planungen nur Zugabe sind. Wichtig sind die 26 Heimspiele der Hauptrunde, denn sie wurden an die Dauerkarte­ninhaber verkauft.

● Szenario 5 Die DEL wird in Gruppen aufgeteilt, um Reise- und Übernachtu­ngskosten zu reduzieren. Beispielsw­eise könnten die Klubs aus dem Süden eine Runde spielen, ebenso die aus dem Norden. Damit ließe sich auch die Anzahl der Spiele verringern, sollte erst nächstes Jahr gespielt werden.

Eine nicht repräsenta­tive OnlineUmfr­age der Augsburger Panther unter ihren Dauerkarte­nbesitzern und häufigen E-Ticket-Käufern ergab, dass es 60 Prozent egal wäre, wenn ein gestraffte­r Spielplan bedeuten würde, dass mehrere Heimspiele hintereina­nder und unter der Woche stattfände­n. Wichtig ist ihnen, dass überhaupt gespielt wird.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Ein Bild aus besseren Zeiten. Als das Curt‰Frenzel‰Stadion noch regelmäßig Heimstätte der Augsburger Panther war. Seit der vorzeitig beendeten Saison im März ruht der Puck allerdings. In Kürze muss entschiede­n werden, ob in diesem Jahr noch gespielt werden kann.
Foto: Klaus Rainer Krieger Ein Bild aus besseren Zeiten. Als das Curt‰Frenzel‰Stadion noch regelmäßig Heimstätte der Augsburger Panther war. Seit der vorzeitig beendeten Saison im März ruht der Puck allerdings. In Kürze muss entschiede­n werden, ob in diesem Jahr noch gespielt werden kann.

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