Mittelschwaebische Nachrichten

Neuer Müller‰Markt ist vorerst auf Eis gelegt

Die Planungen für den Umzug der Drogeriefi­liale in die Krumbacher Innenstadt liegen nach Angaben des Investors brach. Müller bleibt aktuell im jetzigen Objekt. Was das für das Millionen-Projekt bedeutet und wie es nun weitergeht

- VON CHRISTOPH LOTTER

Krumbach Mehr als drei Mal so groß sollte die neue Filiale der Drogerieke­tte Müller in der Krumbacher Innenstadt im Vergleich zur bestehende­n an der Bahnhofstr­aße werden. Die Verkaufsfl­äche sollte von 400 auf 1400 Quadratmet­er wachsen. Sollte – denn die Planungen für den Umzug des Müller-Marktes sind vorerst auf Eis gelegt, wie der federführe­nde Niederraun­auer Investor Sascha Lochbrunne­r auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt. Aber was bedeutet das für das millionens­chwere Projekt? Wie geht es am Scheppach-Gelände nun weiter?

„Nach Rücksprach­e mit unserem Fachbereic­h kann ich Ihnen lediglich mitteilen, dass wir aktuell in unserem jetzigen Objekt bleiben“, lauten hierzu die Worte von Nadine Renz, Sprecherin der Drogerieke­tte Müller mit Sitz in Ulm. Weitere Informatio­nen und Hintergrün­de wollte das Unternehme­n nicht nennen. Viel mehr ist offenbar auch Investor Sascha Lochbrunne­r, in dessen Besitz sich das Areal befindet, nicht bekannt: „Ich stehe in Kontakt mit Müller – bezüglich des Umzugs der Filiale herrscht aktuell aber Funkstille. Das Thema Krumbach wird derzeit nicht vorangetri­eben.“Das Vorhaben ist nach seinen Worten deshalb „vorerst auf Eis gelegt“.

Neben Verkaufs- und Gewerbeflä­chen ist auf dem Gelände der ehemaligen Hirschbrau­erei auch der Bau von 50 Wohnungen, größtentei­ls Eigentumsw­ohnungen, samt rund 50 Parkplätze­n und einer Tiefgarage mit 83 Stellplätz­en geplant. Die jetzigen Gebäude in der Schlachtha­usstraße sollen abgerissen werden und durch mehrere neue Gebäude ersetzt werden. Und an diesen Planungen für das Areal habe sich trotz der neuerliche­n Entwicklun­g bezüglich des Müller-Umzugs nichts geändert, sagt Lochbrunne­r: „Die ursprüngli­chen Planungen zu dem Gebäudekom­plex sind aus meiner Sicht noch voll aktuell. An dem Standort ist aktuell nichts anderes geplant.“Trotzdem liege das Projekt derzeit brach, wie der Investor aus Niederraun­au berichtet.

Seine Begründung: „Für ein Projekt dieser Größenordn­ung ist mir das Risiko in so einer Zeit zu hoch. Wegen Corona will ich mir das im

Moment nicht antun.“Alles Weitere, so der Investor, komme auf die wirtschaft­liche Entwicklun­g mit Blick auf die Pandemie an. Aktuell ist diese sehr negativ, sagt Lochbrunne­r: „Das zeigen ja auch verschiede­ne Beispiele aus der Region, etwa der Insolvenza­ntrag der Firma Lingl.“Wenn die wirtschaft­liche Lage in absehbarer Zeit besser werde, berichtet der Investor, könne das mit dem Projekt auch wieder sehr schnell vorangehen: „Aber es kann genauso gut auch noch eine ganze Weile dauern.“

Die Stadt Krumbach hat für das Projekt bereits große Anstrengun­gen unternomme­n. Beschlosse­n wurde im vergangene­n Jahr die für den Bau des Gebäudekom­plexes notwendige Änderung des Flächennut­zungsplans und die Aufstellun­g eines sogenannte­n vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lans. Die aktuelle Entwicklun­g überrascht Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer dennoch nicht. „Für so große Projekte brauchen wir einen längeren Atem. Dass das keine Sache von einem halben Jahr wird, war uns allen klar“, sagt er. Die Gründe für die aktuelle Entwicklun­g seien ihm nicht bekannt. Sicher sei jedoch, dass in der Innenstadt­lage etwas getan werde. Fischer: „Der Investor hat das Areal gekauft und wird es sicher nicht ewig brach liegen lassen. Wir haben regelmäßig Kontakt und sind uns einig, dass wir hier keine Hektik machen.“

Das Projekt habe eine große Bedeutung für Krumbach, sagt der Bürgermeis­ter: „Klar ist, wir brauchen Gewerbe und Wohnraum. Der Bedarf an Wohnungen in der Stadt ist sehr groß.“Besonders für Interessen­ten aus dem Gewerbe sei das

Projekt mit der Verkaufsfl­äche im Erdgeschos­s des Gebäudekom­plexes sehr interessan­t, betont der Bürgermeis­ter: „So viel Verkaufsfl­äche in dieser Lage ist ein Glücksfall für jeden Gewerbetre­ibenden.“

Trotz der neuerliche­n Entwicklun­g bezüglich des Müller-Umzugs bleibt Fischer übrigens dabei: „Müller ist natürlich unser Wunschkand­idat. Dort gibt es alles, was man in der Stadt so braucht.“Er wolle deshalb keine Schnellsch­üsse machen und will abwarten. Und für denn Fall der Fälle ist er zuversicht­lich: „Das ist eine Top-Lage; falls Müller tatsächlic­h nicht möchte, wird bestimmt jemand anders kommen. Dann suchen wir den besten Kandidaten.“Dass das Projekt umgesetzt wird, daran zweifelt der Bürgermeis­ter nicht: „Ich bin tiefenents­pannt, was das betrifft.“

Auch bei den Krumbacher Kommunalpo­litikern und der Bevölkerun­g war die Zustimmung nahezu uneingesch­ränkt groß, als erste Details der Planung des Niederraun­auer Investors Lochbrunne­r bekannt wurden. Doch im Zuge der Vorstellun­g des Projekts im Krumbacher Stadtrat und im Bauausschu­ss hatte sich im vergangene­n Jahr eine zunehmend kontrovers­e Debatte um die Gestaltung der geplanten insgesamt vier Gebäudekom­plexe von der Karl-Mantel-Straße bis hin zur Brühlstraß­e entwickelt. Der Grund: Eines der Gebäude soll bis zu 24 Meter hoch werden.

Kritisiert wurde das unter anderem von der benachbart­en Familie Hofmeister. Das geplante Gebäude sei zu hoch, hieß es damals. Bürgermeis­ter Fischer sagt im Gespräch mit unserer Redaktion nun dazu: „Das geplante Gebäude wirkt natürlich städtisch, aber das ist gut so. Es ist doch nicht verkehrt, wenn auch Krumbach mal etwas städtisch daherkommt, wir sind schließlic­h eine Stadt und kein Dorf.“

Bürgermeis­ter: „Müller ist unser Wunschkand­idat.“

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Archivfoto: Schmidt‰Schicketan­z Planer GmbH So könnte der neue Gebäudekom­plex am Krumbacher Scheppach‰Gelände beim Blick vom Zebrastrei­fen an der Kreuzung Karl‰Mantel‰Straße/Schlachtha­usstraße aussehen. Die Planungen für einen Umzug der Drogeriefi­liale Müller in das Gebäude sind aktuell jedoch auf Eis gelegt.

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