Mittelschwaebische Nachrichten
Fernsehen
Das Comeback der Muppet Show
Burbank Seit 1976 sind die Muppets aus der Film- und Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Mit über 120 TV-Folgen und acht Kinofilmen haben Kermit, Miss Piggy & Co. über mehrere Generationen hinweg ihre Fanbasis aufgebaut. 2004 kaufte Disney die Rechte auf, aber nach zwei Leinwandproduktionen (2011, 2014) schien der Entertainment-Riese mit der Stoffpuppengang nichts mehr anfangen zu können. Nun nimmt man auf der hauseigenen Plattform Disney+ das alte TV-Show-Format wieder auf und versucht es unter dem programmatischen Titel „Muppets Now“ins Streaming-Zeitalter zu überführen.
Eine etwas überflüssige Anstrengung, denn die Muppets existierten schon immer jenseits von Zeit, Raum und Modeerscheinungen. Sie waren nie modern und das VarietéTheater, in dem der überforderte Kermit und seine chaotische Truppe ihre Show präsentierten, war auch 1976 schon lange out.
In „Muppets Now“fällt nun die Bühnenkulisse genauso weg wie die Musikeinlagen. Stattdessen versucht sich Scooter als Produzent einer Webshow, und die geliebten Stoffpuppen erscheinen zu Beginn coronakonform auf einem unterteilten Zoom-Bildschirm, von dem aus zu den einzelnen Showeinlagen geschaltet wird.
Dabei geht natürlich möglichst viel schief. Messenger-Sprechblasen schneien unkontrolliert herein und Moderator Kermit ist von der neuen Technik gründlich überfordert. Miss Piggy hingegen blüht in dem neuen Format auf und kann als Influencerin mit einer eigenen Lifestyle-Show ihren ausgeprägten Narzissmus pflegen.
Mit von der Partie ist auch der schwedische Koch, der sich vor der Kamera mit echten Star-Köchen messen muss, genauso wie der experimentelle Wissenschaftler Bunsen Honeydew und sein geplagter Assistent Beaker.
Zur Erinnerung: Die Muppets erfand einst – genauso wie die „Sesamstraße“– der amerikanische Trickfilmer Jim Henson. Dieser hatte seine Karriere in den 1950er Jahren als Puppenspieler bei einer Fernsehstation in Washington begonnen. Seine aus Plastik und Schaumstoff geschaffenen Gestalten, darunter Publikumslieblinge wie Kermit, der Frosch, dem Henson auch seine Stimme lieh, Miss Piggy und das Krümelmonster, verschafften ihm rasch Erfolg.
1969 startete die erzieherische Kinderserie „Sesame Street“, die in aller Welt Freunde fand, 1976 die „Muppet Show“. Letztere lief als Serie erstmals in Deutschland zwischen den Jahren 1977 und 1981 im ZDF. Die Muppets waren auch in mehreren Spielfilmen erfolgreich.
Ihr „Vater“Jim Henson starb 1990 in New York. Seine Nachfolger verkauften das Unternehmen und die Rechte an den Figuren und Sendungen später an den DisneyKonzern.
Im neuen Streaming-Format „Muppets Now“ist vieles beim Alten geblieben – nur eben etwas dünner. Das Puppenpersonal wurde deutlich abgespeckt, die Interaktion zwischen den Charakteren wirkt etwas rudimentär, und die Star-Gäste gehören eher zu den Halbberühmtheiten des Showgeschäfts. Das kann man sich über sechs Folgen a 25 Minuten milde lächelnd zu Gemüte führen, aber die alte anarchistische Freude am quicklebendigen Puppenchaos will hier nicht so recht aufkommen.