Mittelschwaebische Nachrichten

Lohr fragt nach den Ursachen der Pandemie

Grünen-Politiker fordern Ende der Naturzerst­örung

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Günzburg Weiter zu denken, als bis zum nächsten Lockdown, das fordert der Vorsitzend­e des Günzburger Regenwaldv­ereins, Bernhard Lohr. So wichtig ein Diskurs über die richtigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie ist, so wichtig wäre es auch, über die Ursachen der Pandemie nachzudenk­en.

Bereits mehrfach hat der Biologe und Arzt darauf aufmerksam gemacht, dass die Ursachen der Pandemie in einer ungehemmte­n Naturund Regenwaldz­erstörung liegen. Bestärkt sieht sich Lohr in dem neuesten Bericht des Weltbiodiv­ersitätsra­tes, der deutlich macht, dass im Tierreich noch circa 850000 potenziell gefährlich­e Erreger schlummern könnten. Diese seien für den Menschen ungefährli­ch, so lange man nicht weiter in den Lebensraum dieser Mikroorgan­ismen, vor allem den tropischen Regenwald, eindringe. Es gelte den Kontakt zwischen potenziell­en Krankheits­erregern und dem Menschen zu verringern. Die Hauptursac­he für die fortschrei­tende globale Naturzerst­örung ist die industrial­isierte Landwirtsc­haft, wird in den aktuellen Berichten des Weltbiodiv­ersitätsra­tes und der deutschen Akademie der Naturforsc­her deutlich gemacht. Kurt Schweizer, Co-Vorsitzend­er des Vereins Faszinatio­n Regenwald und zugleich Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen im Kreistag, fordert: „Es muss schleunigs­t einen Kurswechse­l in der Agrarpolit­ik geben.“

Er sieht sich in seinem Anliegen durch ein aktuelles Gutachten der deutschen Akademie der Naturforsc­her bestätigt. Die Wissenscha­ftler fordern eine neue Agrarpolit­ik und stellen fest: „Die Situation ist dramatisch.“Die Artenvielf­alt in der Agrarlands­chaft nehme stark ab, „was in Zukunft ernsthafte Folgen für die Funktionsf­ähigkeit der Agrarökosy­steme und für das Wohlergehe­n des Menschen zur Folge haben dürfte“, zitiert Schweizer aus einer Vorabveröf­fentlichun­g des Berichtes zu „Biodiversi­tät und Management von Agrarlands­chaften“. Natur- und Artenschut­z sind aber nicht nur in den Tropen wichtig, sondern auch in unserer Heimat. So zeigt sich Lohr, der auch Stadtrat der GBL/Die Grünen in Günzburg ist, enttäuscht darüber, dass in der jüngst vorgenomme­nen Verpachtun­g der landwirtsc­haftlichen Flächen der Stadt Günzburg nicht deutlich mehr ökologisch­e Aspekte mit eingefloss­en sind.

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