Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Fasching, der keiner sein wird
Für die neue Saison haben die Faschingsgesellschaften im Landkreis Günzburg ihre Veranstaltungen abgesagt. Wie sie damit umgehen und was es vielleicht doch geben könnte
Landkreis Das ist sicher: Prunksitzungen, Hofbälle und Umzüge wird es in der neuen Faschingssaison nicht geben: Bereits vor einigen Wochen hatten sich die Faschingsgesellschaften im Landkreis Günzburg darauf verständigt, in der nun beginnenden Saison keine öffentlichen Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Nach einem vorangegangenen Treffen mit Landrat Hans Reichhart waren sich die anwesenden Vertreter schon damals einig gewesen, dass die zu erwartenden Vorschriften und Regelungen nicht einzuhalten wären. Mit dem TeilLockdown ruhen im Moment ohnehin sämtliche Aktivitäten. Der 11.11, der offizielle Faschingsbeginn, wird ein Tag wie jeder andere.
Die Burkhardia aus Jettingen hat den Fasching mehr oder weniger abgesagt. „Mit nur einem Drittel der Besucher einen Fähnrichsball abzuhalten, das ist nicht möglich und würde logistisch nicht funktionieren“, sagt Schriftführerin Heike Reitsam. Das Gleiche gelte für den Kinderball. Wie wolle man so viele Kinder auf Abstand halten? Es werde keine Jettinger Fasnacht geben, man werde keine Fähnriche wählen, der große Umzug am Faschingsdienstag sowie der Kehraus danach fielen ebenfalls aus.
„Etwas Öffentliches zu planen ist schlichtweg nicht machbar“, erklärt auch Monika Riß, die Präsidentin der Faschingsgesellschaft Knoronia aus Unterknöringen. Wie bei den anderen Gesellschaften wurde aufgrund der gestiegenen Infektionszahlen dort bereits im Oktober das Training eingestellt. In Unterknöringen wird es keinen Hofball, keine Nacht der Narren und auch keinen Faschingsumzug geben. Die Schulturnhalle bleibe zwar noch für ein Wochenende im Januar gebucht, vielleicht könnte noch etwas Internes für die jüngeren Aktiven mit den Eltern, eventuell mit Kaffee und Kuchen, stattfinden. „Absagen kann man immer noch.“
In Burgau wird es weder den Hofball noch den Trommler-Ball der Burgavia und auch keine Burgammer Narrensitzung der m+m’s geben. Man habe zwar im Januar die Kapuziner-Halle noch für einen Tag gebucht, eventuell könnte zumindest irgendetwas für die Kinder, beispielsweise eine Art Kino-Nachmittag, stattfinden, hofft Präsident Ludwig Strehle.
Das Vereinsleben müsse weitergeführt werden, betont auch m+m’s-Vorstand Manuel Weh. Sollte die Situation dann tatsächlich eine andere sein als die derzeitige, könnte es vielleicht ein „Best of acht Jahre m+m’s-Showtanz“geben, allerdings nur als vereinsinterne Veranstaltung.
„Man braucht Planungssicherheit“, meint auch Robert Immiger, der Präsident der Lustigen Carnevals-Vereinigung Waldstetten (LCV). Weil es die nicht gebe, habe man auch hier sämtliche öffentlichen Veranstaltungen gecancelt: also keine Nacht der Männerballette und auch kein Umzug. Gedankenspiele gäbe es schon, falls sich die Lage entspannen würde, sodass vielleicht die eine oder andere Fußgruppe durch den Ort liefe.
„Es wird nichts möglich sein“, meint Kerstin Rauner, die Präsidentin der Haldenwanger Gaudi. Es könne kein Training stattfinden und selbst, wenn die Regelungen später gelockert würden: Man wäre nicht auftrittsfähig. Finanziell sei das hart. Die Fixkosten blieben, aber ohne Einnahmen sei es schwierig, einen Verein aufrecht zu erhalten. Wenn überhaupt, dann würde man zumindest spontan Präsenz zeigen, indem man vielleicht als kleine Gruppe, so weit erlaubt, durch das Dorf ziehe.
Im südlichen Landkreis ist das nicht anders. „Wir haben die Verantwortung, vor allem gegenüber den Kindern und Jugendlichen“, hatte Steffi Schütz, Präsidentin des KC Ballustika, gesagt, als im Sommer noch alles in der Schwebe war. Dann war man frühzeitig der Entscheidung des Leipheimer Haufens gefolgt, der bereits vorher sämtliche Veranstaltungen abgesagt hatte. Wenn, dann wäre allenfalls etwas ganz Kleines – draußen und für die Bürger aus Balzhausen – möglich, so die Präsidentin.
Das „dreifach donnernde Theishusia Helau“des Deisenhauser Carneval Clubs (DCC) wird es genauso wenig geben wie die Kinderbälle oder den Rosenmontagsball im Vereinsheim in Breitenthal. Wenn es irgendwie gehe, dann mache man vielleicht etwas im Freien vor der alten Schule, sagt DCC-Vorstand Hans Singer. „Damit wenigstens die
Kleinen Papa und Mama a bissle zeigen können, was sie geprobt haben und zumindest so etwas wie einen Auftritt haben.“
Zurück in den nördlichen Landkreis Günzburg: Jürgen Laub, Präsident des Kötzer Narren Clubs sieht das genauso. Kleinigkeiten, bei denen Kinder und Jugendliche ihren Eltern etwas vorführten oder etwas Internes wären vielleicht vorstellbar. Eventuell auch eine Garde, die sich an einem Nachmittag auf dem Dorfplatz präsentiere oder dass einige der „Hofis“durch den Ort liefen. Wichtig sei es, Präsenz zu zeigen. Aber bis dahin sei es noch eine Weile hin und bei den derzeitigen Zahlen könne man eben gar nichts abschätzen.
Dass im Januar neben dem Harthauser Schloss zumindest der Narrenbaum des Carneval Clubs Harthausen (CCH) an den Fasching erinnert oder dass einige Mitglieder des
Fanfarenzugs durch den Ort marschieren könnten, das hält CCHPräsident Christian Held noch nicht für ganz ausgeschlossen. Möglicherweise könnte auch das Funkenfeuer am ersten Wochenende nach Aschermittwoch stattfinden. Aber ansonsten hat auch der CCH sämtliche Veranstaltungen abgesagt.
Vielleicht steht auch in Dürrlauingen ein Narrenbaum und vielleicht gibt es etwas Kleines und nur für Aktive. Man sei schon traurig, auch wenn man sich im Spätsommer ohnehin keine großen Hoffnungen auf den Fasching gemacht habe, sagt Dürrlaria-Präsidentin Elke Böck. Und Hans Wörner, Hofmarschall der Offonia, sagt: „Wenn überhaupt, dann zeigen wir vielleicht ganz spontan Präsenz. Wir lassen uns auf keinerlei Risiken ein“, fügt er hinzu und drückt das aus, was bei den Gesellschaften in Zeiten wie diesen an vorderster Stelle steht.