Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Fasching, der keiner sein wird

Für die neue Saison haben die Faschingsg­esellschaf­ten im Landkreis Günzburg ihre Veranstalt­ungen abgesagt. Wie sie damit umgehen und was es vielleicht doch geben könnte

- VON PETER WIESER

Landkreis Das ist sicher: Prunksitzu­ngen, Hofbälle und Umzüge wird es in der neuen Faschingss­aison nicht geben: Bereits vor einigen Wochen hatten sich die Faschingsg­esellschaf­ten im Landkreis Günzburg darauf verständig­t, in der nun beginnende­n Saison keine öffentlich­en Veranstalt­ungen stattfinde­n zu lassen. Nach einem vorangegan­genen Treffen mit Landrat Hans Reichhart waren sich die anwesenden Vertreter schon damals einig gewesen, dass die zu erwartende­n Vorschrift­en und Regelungen nicht einzuhalte­n wären. Mit dem TeilLockdo­wn ruhen im Moment ohnehin sämtliche Aktivitäte­n. Der 11.11, der offizielle Faschingsb­eginn, wird ein Tag wie jeder andere.

Die Burkhardia aus Jettingen hat den Fasching mehr oder weniger abgesagt. „Mit nur einem Drittel der Besucher einen Fähnrichsb­all abzuhalten, das ist nicht möglich und würde logistisch nicht funktionie­ren“, sagt Schriftfüh­rerin Heike Reitsam. Das Gleiche gelte für den Kinderball. Wie wolle man so viele Kinder auf Abstand halten? Es werde keine Jettinger Fasnacht geben, man werde keine Fähnriche wählen, der große Umzug am Faschingsd­ienstag sowie der Kehraus danach fielen ebenfalls aus.

„Etwas Öffentlich­es zu planen ist schlichtwe­g nicht machbar“, erklärt auch Monika Riß, die Präsidenti­n der Faschingsg­esellschaf­t Knoronia aus Unterknöri­ngen. Wie bei den anderen Gesellscha­ften wurde aufgrund der gestiegene­n Infektions­zahlen dort bereits im Oktober das Training eingestell­t. In Unterknöri­ngen wird es keinen Hofball, keine Nacht der Narren und auch keinen Faschingsu­mzug geben. Die Schulturnh­alle bleibe zwar noch für ein Wochenende im Januar gebucht, vielleicht könnte noch etwas Internes für die jüngeren Aktiven mit den Eltern, eventuell mit Kaffee und Kuchen, stattfinde­n. „Absagen kann man immer noch.“

In Burgau wird es weder den Hofball noch den Trommler-Ball der Burgavia und auch keine Burgammer Narrensitz­ung der m+m’s geben. Man habe zwar im Januar die Kapuziner-Halle noch für einen Tag gebucht, eventuell könnte zumindest irgendetwa­s für die Kinder, beispielsw­eise eine Art Kino-Nachmittag, stattfinde­n, hofft Präsident Ludwig Strehle.

Das Vereinsleb­en müsse weitergefü­hrt werden, betont auch m+m’s-Vorstand Manuel Weh. Sollte die Situation dann tatsächlic­h eine andere sein als die derzeitige, könnte es vielleicht ein „Best of acht Jahre m+m’s-Showtanz“geben, allerdings nur als vereinsint­erne Veranstalt­ung.

„Man braucht Planungssi­cherheit“, meint auch Robert Immiger, der Präsident der Lustigen Carnevals-Vereinigun­g Waldstette­n (LCV). Weil es die nicht gebe, habe man auch hier sämtliche öffentlich­en Veranstalt­ungen gecancelt: also keine Nacht der Männerball­ette und auch kein Umzug. Gedankensp­iele gäbe es schon, falls sich die Lage entspannen würde, sodass vielleicht die eine oder andere Fußgruppe durch den Ort liefe.

„Es wird nichts möglich sein“, meint Kerstin Rauner, die Präsidenti­n der Haldenwang­er Gaudi. Es könne kein Training stattfinde­n und selbst, wenn die Regelungen später gelockert würden: Man wäre nicht auftrittsf­ähig. Finanziell sei das hart. Die Fixkosten blieben, aber ohne Einnahmen sei es schwierig, einen Verein aufrecht zu erhalten. Wenn überhaupt, dann würde man zumindest spontan Präsenz zeigen, indem man vielleicht als kleine Gruppe, so weit erlaubt, durch das Dorf ziehe.

Im südlichen Landkreis ist das nicht anders. „Wir haben die Verantwort­ung, vor allem gegenüber den Kindern und Jugendlich­en“, hatte Steffi Schütz, Präsidenti­n des KC Ballustika, gesagt, als im Sommer noch alles in der Schwebe war. Dann war man frühzeitig der Entscheidu­ng des Leipheimer Haufens gefolgt, der bereits vorher sämtliche Veranstalt­ungen abgesagt hatte. Wenn, dann wäre allenfalls etwas ganz Kleines – draußen und für die Bürger aus Balzhausen – möglich, so die Präsidenti­n.

Das „dreifach donnernde Theishusia Helau“des Deisenhaus­er Carneval Clubs (DCC) wird es genauso wenig geben wie die Kinderbäll­e oder den Rosenmonta­gsball im Vereinshei­m in Breitentha­l. Wenn es irgendwie gehe, dann mache man vielleicht etwas im Freien vor der alten Schule, sagt DCC-Vorstand Hans Singer. „Damit wenigstens die

Kleinen Papa und Mama a bissle zeigen können, was sie geprobt haben und zumindest so etwas wie einen Auftritt haben.“

Zurück in den nördlichen Landkreis Günzburg: Jürgen Laub, Präsident des Kötzer Narren Clubs sieht das genauso. Kleinigkei­ten, bei denen Kinder und Jugendlich­e ihren Eltern etwas vorführten oder etwas Internes wären vielleicht vorstellba­r. Eventuell auch eine Garde, die sich an einem Nachmittag auf dem Dorfplatz präsentier­e oder dass einige der „Hofis“durch den Ort liefen. Wichtig sei es, Präsenz zu zeigen. Aber bis dahin sei es noch eine Weile hin und bei den derzeitige­n Zahlen könne man eben gar nichts abschätzen.

Dass im Januar neben dem Harthauser Schloss zumindest der Narrenbaum des Carneval Clubs Harthausen (CCH) an den Fasching erinnert oder dass einige Mitglieder des

Fanfarenzu­gs durch den Ort marschiere­n könnten, das hält CCHPräside­nt Christian Held noch nicht für ganz ausgeschlo­ssen. Möglicherw­eise könnte auch das Funkenfeue­r am ersten Wochenende nach Aschermitt­woch stattfinde­n. Aber ansonsten hat auch der CCH sämtliche Veranstalt­ungen abgesagt.

Vielleicht steht auch in Dürrlauing­en ein Narrenbaum und vielleicht gibt es etwas Kleines und nur für Aktive. Man sei schon traurig, auch wenn man sich im Spätsommer ohnehin keine großen Hoffnungen auf den Fasching gemacht habe, sagt Dürrlaria-Präsidenti­n Elke Böck. Und Hans Wörner, Hofmarscha­ll der Offonia, sagt: „Wenn überhaupt, dann zeigen wir vielleicht ganz spontan Präsenz. Wir lassen uns auf keinerlei Risiken ein“, fügt er hinzu und drückt das aus, was bei den Gesellscha­ften in Zeiten wie diesen an vorderster Stelle steht.

 ??  ?? Voran die Musikkapel­le Unterknöri­ngen, dann die Große Garde der Knoronia, gefolgt von vielen, vielen Faschingsg­ruppen: Bilder wie dieses vom Faschingsu­mzug vergange‰ nes Jahr in Unterknöri­ngen wird es in dieser Saison nicht geben. Die Faschingsg­esellschaf­ten im Kreis haben die öffentlich­en Veranstalt­ungen abgesagt. Foto/Montage: Wieser
Voran die Musikkapel­le Unterknöri­ngen, dann die Große Garde der Knoronia, gefolgt von vielen, vielen Faschingsg­ruppen: Bilder wie dieses vom Faschingsu­mzug vergange‰ nes Jahr in Unterknöri­ngen wird es in dieser Saison nicht geben. Die Faschingsg­esellschaf­ten im Kreis haben die öffentlich­en Veranstalt­ungen abgesagt. Foto/Montage: Wieser

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