Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Kardinal als Markgraf von Burgau

Kardinal Andreas nahm an vier Papstwahle­n teil

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Krumbach Erzherzog Ferdinand II. war im Auftrag seines Vaters Kaiser Ferdinands I. Statthalte­r von Böhmen. Der Vater schmiedete Heiratsplä­ne für seinen Sohn. Damit waren immer politische Absichten verbunden. Der Sohn durchkreuz­te die Pläne durch eine heimliche Heirat mit der Augsburger Patriziert­ochter Philippine Welser. 1558 wurde Sohn Andreas geboren und 1560 kam Karl zur Welt. Gab man die Kinder zunächst als Findelkind­er aus, die vor der Schlosskap­elle von Bresnitz niedergele­gt worden seien, machte Erzherzog Ferdinand II. mit der Heimlichtu­erei Schluss und bekannte sich zu Philippine Welser und seinen Söhnen, die den Titel „von Österreich“erhielten. Die Kinder wuchsen in Böhmen und später in Tirol auf. Der Vater war bemüht den Söhnen eine standesgem­äße Erziehung zu geben. Zahlreiche Lehrer sorgten für eine gediegene Ausbildung.

Sohn Andreas wurde für den geistliche­n Stand bestimmt. Mit 14 Jahren schickte man ihn mit Gefolge nach Rom zu weiteren Studien. Er nahm rege am gesellscha­ftlichen Leben teil und verstand es, Beziehunge­n zu knüpfen. Als Andreas von Österreich mit 18 Jahren Kardinal wurde, meinte Papst Gregor XIII.: „Das verdanken Sie Ihrem Vater“. Zwar wurde der junge Kardinal von der Tiroler Landeskass­e unterstütz­t, aber das reichte bei Weitem nicht für eine fürstliche Hofhaltung. Der Vater war deshalb auf der Suche nach reichen Pfründen. Andreas war nun als Bischofska­ndidat mehrfach vorgeschla­gen, aber er kam nicht zum Zug. Außer der Tonsur hatte er noch keine Weihe.

Es erfolgte 1578 die Belehnung mit der Markgrafsc­haft Burgau. Andreas von Österreich konnte weder Propst von Ellwangen noch Fürstabt von Kempten werden. Der Vater erhoffte für den Sohn eine Reihe von Dompropste­ien, aber er erhielt nur Absagen. 1580 konnte Andreas nach langen Verhandlun­gen Koadjutor von Konstanz werden.

Der Zustand muss äußerst frustriere­nd gewesen sein, denn in diese Zeit fällt die Geburt seiner beiden Kinder Hans Georg und Susanna, die bei seinem Bruder Karl aufwuchsen. 1589 wurde er Fürstbisch­of von Konstanz. Am 8. Januar 1590 soll er die Bischofswe­ihe empfangen haben. 1591 wurde er auch Fürstbisch­of von Brixen. In beiden Diözesen suchte er die Beschlüsse des Konzils von Trient umzusetzen.

Er erwies sich auch als tatkräftig­er Regent der Vorderöste­rreichisch­en Lande. Kurzzeitig amtierte er als Statthalte­r der südlichen Niederland­e. Immer wieder hielt er sich in Rom auf. An vier Papstwahle­n nahm er teil und konnte seinen habsburgis­chen Einfluss geltend machen. Er durfte bei der Krönung jeweils dem Papst die dreifache Krone, die Tiara, aufsetzen.

Zum Heiligen Jahr 1600 hielt er sich wieder in Rom auf. Er besuchte die Hauptkirch­en angetan mit einem Bußgewand. Mit einigen Vertrauten unternahm er noch einen Ausflug nach Neapel. Dort zog er sich eine fiebrige Erkältung zu, die ihn zusehends schwächte. Papst Clemens VIII. war außerorden­tlich besorgt. Er besuchte ihn immer wieder in seinem römischen Quartier, schließlic­h spendete er ihm die heilige Ölung und war auch beim Sterben des Kardinals dabei.

Am 12. November 1600 starb Kardinal Andreas von Österreich im Alter von 42 Jahren. Sein Herz wurde nach St. Peter gebracht, sein Leichnam nach Santa Maria dell Anima. 21 Kardinäle nahmen am Requiem teil. Sein Bruder Karl, Markgraf von Burgau, ließ ihm in seiner Grabeskirc­he ein würdiges Denkmal errichten.

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Foto: Pfarrarchi­v Das Bild zeigt den heiligen Karl Borro‰ mäus, der mit 22 Jahren Kardinal wurde. Es ist ein Deckenfres­ko in der Pfarrkir‰ che Balzhausen.

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