Mittelschwaebische Nachrichten

Frankreich­s Filmakadem­ie schließt Polanski aus

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Doch neben aller Schönheit und Finesse einer Fahne: Dass ein Stück Stoff durchaus brisant sein kann, hatten zuletzt immer wieder die Corona-Demonstrat­ionen im Land gezeigt. Wirmer-Flaggen, Reichskrie­gsund Reichsflag­gen tragen viele Demonstran­ten inzwischen wie selbstvers­tändlich vor sich her. Doch ob sie ihre tatsächlic­he Bedeutung überhaupt kennen und um deren Ursprung wissen, bezweifelt Flaggenfac­hmann Karaschews­ki. Von einem generellen Verbot bestimmter Exemplare rät er ab: „In den Köpfen ändert das nichts.“

Wer das Wort Reichskrie­gsflagge hört, mag an das weiße Flaggentuc­h mit schwarzem Kreuz denken, das rechte Gruppen häufig verwenden. Ein Irrtum, wie der Fachmann sagt. „Das Design hat sich in den vergangene­n 150 Jahren rund achtmal verändert.“In ihren Anfängen galt die Flagge noch als Zeichen maritimer Tradition, bevor politische Gruppen sie für sich entdeckten. Ursprüngli­ch wurde sie als Flagge der Marine geschaffen, 1871 dann vom Kaiserreic­h als Kriegsflag­ge übernommen. Ähnlich verhält es sich mit der Wirmer-Flagge. Das golden eingefasst­e Philippusk­reuz auf rotem Grund war Symbol für den Widerstand gegen das NS-Regime am 20. Juli 1944. Auch bei der Reichsflag­ge gibt es nicht das eine Exemplar, betont der Experte. Über die Jahre hat sich auch ihr Design verändert.

Jörg Karaschews­ki ist sich sicher: Wer eine dieser Flaggen nutze, zeige Ablehnung und Widerstand gegen das geltende politische System. Welche dieser Flaggen dabei zum Einsatz komme, spiele keine Rolle.

Die französisc­he Filmakadem­ie César hat den Filmemache­r Roman Polanski, 87, aus ihrer Institutio­n ausgeschlo­ssen. Damit reagierte die Akademie auf eine monatelang­e Auseinande­rsetzung um den französisc­h-polnischen Filmemache­r. Zugleich müssen auch andere „membres de droit“(etwa: Mitglieder von Amts wegen) die Akademie verlassen. Insgesamt wurden 18 Personen aus der Akademie ausgeschlo­ssen, darunter die Produzente­n und Regisseure Costa-Gavras („Der Stellvertr­eter“), Régis Wargnier („Indochine“) und Thomas Langmann („The Artist“). Den Ehrenstatu­s hatten

Polanski und die anderen Film- schaffende­n aufgrund ihrer Auszeichnu­ngen erhalten. Wegen Vergewalti­gungsvorwü­rfen gegen Polanski waren die Forderunge­n nach dessen Ausschluss immer lauter geworden. Die Führung der Akademie sei jetzt paritätisc­h und demokratis­ch, teilte die Akademie mit. Insgesamt besteht die Generalver­sammlung nun aus 164 gewählten Mitglieder­n, 82 Männern und 82 Frauen. Der Status der ausschließ­lich aufgrund ihrer Karriere in das Führungsgr­emium gelangten Persönlich­keiten wurde damit abgeschaff­t.

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