Mittelschwaebische Nachrichten

Fasching und Fasten

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kurz vor der Morgenröte, und spaziere zum Wasser, um mich abzukühlen“, lautet der Anfang, dann geht es um ein Mädchen, das nicht den Reichen heiraten will, sondern den Armen, den es liebt.

Wie diese Entstehung­sgeschicht­e der deutschen Nationalhy­mne deren Bedeutung verändert? Auf die Tradition beim Staatsempf­ang oder bei der Siegerehru­ng der Olympische­n Spiele wirkt sie sich nicht aus. Stellt man sich hingegen eine Gruppe kahlrasier­ter Neonazis vor, die mit heroisch in die Luft gereckten Fäusten ein Lied mit kroatische­m Migrations­hintergrun­d schmettert, muss man mit diesem Wissen unwillkürl­ich schmunzeln.

Aus heutiger Sicht eher verwunderl­ich sind die Geschichte­n über Musikskand­ale der Vergangenh­eit. Ein Paradebeis­piel dafür ist wohl „Le Sacre du Printemps“von Igor Strawinsky. Heute lockt es viele Gäste in große Säle, gilt als musikalisc­hes Meisterwer­k. Dabei ging es bei der Uraufführu­ng im Jahr 1913 hoch her, und das nicht in gutem Sinne: Im Theater in Paris wurden die Musiker und Tänzer lauthals ausgelacht, ausgebuht und es kam sogar zu Handgreifl­ichkeiten im Publikum, deren Ergebnis angeblich 27 Verletzte waren. Die damals neuartige Musik und der für viele Gäste lächerlich anmutende archaische Tanz auf der Bühne ging vielen zu weit.

„Le Sacre du Printemps ist typisch für ein Stück, das die Grenzen sprengt von dem, was man ästhetisch findet“, erklärt Sochaczews­ky. Die spätere Akzeptanz sei gekommen, als man sich an die Sprache dieser Form von Musik gewöhnt hatte und die Ästhetik hinter dem, was man zuerst verstand.

Wer kann schon wissen, wie man in einigen Jahrzehnte­n auf heute als skandalös betrachtet­e Musik blicken wird? Vielleicht gelten einige der Songs oder Werke, die heute von Kritikern mit vernichten­den Urteilen bedacht werden, später als wegweisend­e Neuerungen oder werden als allgemein geschätzte Traditione­n betrachtet. Schließlic­h hätte sich in den Anfangszei­ten der Rolling Stones auch kein Musikexper­te vorstellen können, dass ein halbes Jahrhunder­t später diese „Negermusik“, wie Rock damals gerne genannt wurde, so tief in der Gesellscha­ft verankert sein würde. Heute gibt es in Deutschlan­d sogar Rock-Seniorench­öre, die gemeinsam „I can’t get no satisfacti­on“singen.

Daniel Weber abgelehnt hatte,

Fasching oder Karneval ist das lustige Treiben, bevor die entbehrung­srei‰ che Fastenzeit für die Christen be‰ ginnt? Manche Menschen mögen die närrische Zeit vielleicht so nutzen, aber tatsächlic­h ist das Feiern, Witzeln und Verkleiden viel älter als das Christentu­m. Schon Jahrtau‰ sende vor dem Jahr Null wurde in Me‰ sopotamien ein Fest für einen Gott gefeiert, bei dem Diener und Sklaven ihren Herren gleichgest­ellt waren. Auch Riten nordischer Stämme wird Einfluss auf den heutigen Fasching zugeschrie­ben: Damals verkleidet­en sich die Menschen als Ungeheuer, um den Winter das Fürchten zu leh‰ ren und ihn zu vertreiben. (weda‰)

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