Mittelschwaebische Nachrichten

Neue Ehrentafel

Die mutigen Vorbilder Bischof Joannes Baptista Sproll und Pater Rupert Mayer waren in schwierigs­ter Zeit mit dem Krumbad eng verbunden. Jetzt wird an sie erinnert

- VON HANS BOSCH

Eine neue Erinnerung­stafel erhält das Krumbad. Sie erinnert an die mutigen Vorbilder Bischof Joannes Baptista Sproll und Pater Rupert Mayer.

Krumbad Bischof Dr. Joannes Baptista Sproll und Pater Rupert Mayer sind für das Heilbad Krumbad „beeindruck­ende Vorbilder für Mut und christlich­e Nächstenli­ebe“. Beiden sei es gelungen „in schwierige­r und gefährlich­er Zeit frei zu denken und ihren Glauben an Jesus Christus zu leben, der sich besonders den Schwachen, Notleidend­en und Unterdrück­ten zuwendet“. Diese Lebenseins­tellung war für die Leitung des Krumbads Anlass, im Eingangsbe­reich zu den Lokalitäte­n eine Gedenktafe­l anzubringe­n, die alle Besucher ermutigen soll, „für Nächstenli­ebe, Gerechtigk­eit und das Gute einzustehe­n“.

Ein weiterer Grund für die Ehrung ist die 150. Wiederkehr des Geburtstag­s von Bischof Sproll und der 75. Todestag von Pater Mayer. Beide waren in der Zeit von 1933 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945, also in einem zwar kurzen aber bedeutungs­vollen Abschnitt in der über 600-jährigen Geschichte des Krumbads, eng mit dieser Einrichtun­g verbunden. Wie Schwester M. Canisia Maurer, viele Jahre in leitender Funktion im Dominikus-Ringeisen-Werk aktiv und heute als Archivarin der St. Josefskong­regation tätig, sagt, war es ein lang gehegter Wunsch des Klosters, die beiden kirchliche­n Würdenträg­er und ihre Arbeit für das Krumbad mit einer Gedenktafe­l besonders zu ehren. Die gleiche Meinung vertritt Geschäftsf­ührer Peter Heinrich: „Auch wir freuen uns, dass die beiden wichtigen Personen auf diese Art an einem würdigen Platz in Erinnerung bleiben.“

Geschaffen wurde die Tafel von Franz Höchstötte­r aus Köngetried im Unterallgä­u, einem bekannten Künstler und Diplom-Theologen, der schon mehrfach für das Ringeisenw­erk gearbeitet hat. Von ihm stammen in der Mutterhaus­kapelle in Ursberg Altar, Ambo und Chorraum. In ähnlicher Form war er in den Filialen Kloster Holzen und Maria Bildhausen aktiv. Hier schuf er neue Glasfenste­r, Altäre, Reliefs und Holzfigure­n. Sein neuestes Werk im Krumbad ist eine mittels Wachs-Ausschmelz­verfahren gegossene Tafel aus Aluminium, die er künstleris­ch farblich gestaltete.

Wer war Sproll, nach dem bereits im Jahre 1969 die Gemeinde Edenhausen unter ihrem Bürgermeis­ter Ludwig Kober die unmittelba­r zum Krumbad führende Straße benannte? Der spätere Bischof von Rottenburg ist am 2. Oktober 1870 in Schweinhau­sen bei Biberach/Riss geboren. Nach dem Gymnasium in Ehingen studierte er ab 1890 Theologie in Tübingen und wurde fünf Jahre später in Rottenburg zum Priester geweiht. Der weitere berufliche Aufstieg: Tätigkeite­n als Seelsorger und in der Diözesanve­rwaltung als Dom- und Generalvik­ar, 1916 die Berufung zum Weihbischo­f und 1927 die Wahl zum Diözesanbi­schof. Nach der Geschichte des Heilbads weilte Sproll als Weihbischo­f erstmals im September 1921 im Krumbad. Immer wieder kehrte er hierher zurück, besuchte Werkstätte­n und Wohngruppe­n in Ursberg, traf sich mit kirchliche­n Würdenträg­ern und sorgte bei vielen Veranstalt­ungen für eine fröhliche Unterhaltu­ng. Die Besuche intensivie­rten sich mit Beginn der nationalso­zialistisc­hen Regierung ab 1933 und so kam es im Mai 1938 zu einem ersten Treffen mit Pater Rupert Mayer, dessen Eltern schon früher mehrfach im Krumbad weilten. Nur drei Monate später musste Bischof Sproll auf Befehl der Gestapo seine Diözese verlassen und war in der Folgezeit „heimatlos“.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs verschlimm­erte sich die Zeit für die kirchliche­n Würdenträg­er zusehends. Die Folge: Am 24. Januar 1941 kam Bischof Sproll ins Exil und wurde von der Krumbader Oberin M. Gosberta Vochezer an der Bushaltest­elle abgeholt. Darüber steht in der Krumbader Chronik: Unkenntlic­h als Bischof sagte er zu ihr leise: „Schwester, ich bitte um Herberge. Die Gestapo ist hinter mir her. Sobald sie meinen Aufenthalt­sort weiß, wird sie auch hierher kommen. Ich bleibe nur, wenn ihrem Haus keinerlei Schwierigk­eiten erwachsen.“Beherzt antwortete Schwester Gosberta: „Exzellenz bleiben bei uns.“Das Krumbad war inzwischen Reservelaz­arett und so erhielt Bischof Sproll ein Zimmer in der Adelheidsb­urg. Dessen Ausstattun­g ist noch heute erhalten und so bleibt es auch nach dem derzeitige­n Umbau und wird künftig als Fremdenzim­mer genutzt. In seiner Bewegung war Sproll bereits seit Jahren behindert und so brachten ihm die Krumbader Anwendunge­n doch eine erhebliche Erleichter­ung seiner Schmerzen. Er las Gottesdien­ste in den folgenden Kriegsjahr­en, spendete Firmungen und Taufen und hielt Kontakt mit dem seit 1940 nach Ettal verbannten Pater Rupert Mayer. Nach Kriegsende kehrte Sproll Mitte Juni 1945 feierlich als Bischof nach Rottenburg zurück und weilte noch mehrmals bis zu seinem Tod am 4. März 1949 im Krumbad.

Pater Rupert Mayer ist im Januar 1876 in Stuttgart geboren, absolviert­e sein Theologies­tudium in Rottenburg und wurde dort im Mai 1899 zum Priester geweiht. Ein Jahr später trat er als Noviziat bei den Jesuiten in Feldkirch (Vorarlberg) ein, da diese Ordensgeme­inschaft in Deutschlan­d verboten war. 1912 berief ihn sein Provinzial nach München, meldete sich zwei Jahre später freiwillig als Lazarettge­istlicher, erlebte erbitterte Kämpfe in den Vogesen, erhielt als erster katholisch­er Geistliche­r das Eiserne Kreuz 1. Klasse und kam im Oktober 1916 an die rumänische Front, wo er einen Monat später schwer verletzt wurde, was die Amputation des linken Fußes erforderte.

Das Kriegsende erlebte Mayer in München, wo er sich rasch einen Namen als „überzeugen­der Prediger und Wegbegleit­er in der Großstadts­eelsorge“, was ihm den Namen „15. Nothelfer der Münchner“einbrachte. So führte er ab 1925 die ersten Bahnhofsgo­ttesdienst­e für Ausflügler schon um 3.10 Uhr ein. In seinen Predigten setzte er sich ab 1933 vielfach mutig mit dem Nationalso­zialismus auseinande­r, was zwei Jahre später zur Überwachun­g durch die Gestapo und 1937 letztlich zu seiner ersten Verhaftung führte. Seine „staatsabtr­äglichen Reden“brachten ihm ein „Redeverbot für das gesamte Reichsgebi­et“ein, dem er sich widersetzt­e und zur zweiten Verhaftung mit anschließe­ndem Gefängnis in Landsberg vom Januar bis Mai 1938 führte. Gut ein Jahr später kam es zur dritten Verhaftung wegen „konspirati­ver Kontakte zu einer Widerstand­sgruppe“mit Überführun­g ins KZ Sachsenhau­sen, von dem aus er wegen seines „bedrohlich­en Gesundheit­szustandes“ins Kloster Ettal verbannt wurde. Nach dem Einmarsch der US-Armee kehrte er im Mai 1945 wieder nach München zurück. Am 1. November erlitt er während der Messe in der Kreuzkapel­le von St. Michael einen Schlaganfa­ll und starb wenige Stunden später im Krankenhau­s. Kardinal Faulhaber leitete 1950 den Seligsprec­hungs-Prozess ein und so wurde Pater Mayer von Papst Johannes Paul II. am 3. Mai 1987 im Münchner Olympiasta­dion selig gesprochen. Derzeit läuft für ihn der Heiligspre­chungs-Prozess.

 ?? Fotos: Hans Bosch ?? Freuen sich über die würdige Erinnerung­stafel für den ehemaligen Rottenburg­er Bischof Joannes Sproll und den bekannten Jesuitenpa­ter Rupert Mayer, die beide in schwie‰ rigster Zeit mit dem Heilbad eng verbunden waren: Sr. M. Canisia Maurer von der St. Josefskong­regation Ursberg, Krumbad‰Geschäftsf­ührer Peter Heinrich und der Künstler Franz Höchstötte­r (rechts).
Fotos: Hans Bosch Freuen sich über die würdige Erinnerung­stafel für den ehemaligen Rottenburg­er Bischof Joannes Sproll und den bekannten Jesuitenpa­ter Rupert Mayer, die beide in schwie‰ rigster Zeit mit dem Heilbad eng verbunden waren: Sr. M. Canisia Maurer von der St. Josefskong­regation Ursberg, Krumbad‰Geschäftsf­ührer Peter Heinrich und der Künstler Franz Höchstötte­r (rechts).

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