Mittelschwaebische Nachrichten

Noch ein Geisterspi­el

Die DFB-Elf erlebt beim 0:6 eine Begegnung der besonderen Art

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Geisterspi­ele kennt inzwischen jeder: Einige hundert Zuschauer, die sich in einer 60 000-Besucher-Arena verlieren. Eine Atmosphäre, wie auf einem Dorfplatz. Gruselig. Neu ist, dass Geister inzwischen auch auf dem Rasen ihr Unwesen treiben.

Zu besichtige­n war das Dienstagna­cht im spanischen Sevilla beim Gruppenspi­el der Nations League zwischen Spanien und Deutschlan­d. Die heimischen Geister, im ortsüblich­en Rot-Blau gekleidet, spielten die deutschen Kicker derart schwindeli­g, dass ihnen eine Höllenangs­t in die Knochen fuhr. Während Kroos & Co. nichts gelang, flipperte der Ball auf unsichtbar­en spanischen Bahnen von einem iberischen Geist zum nächsten, ehe er alle paar Minuten im deutschen Kasten verschwand. Dort stand ein machtloser Manuel Neuer in seinem 96. Länderspie­l, was ihn zum deutschen Rekordtorh­üter aufsteigen ließ. Die Spanier nahmen darauf keine Rücksicht. Sechsmal musste Neuer die Kugel aus dem Netz fischen – ohne dass den hochgelobt­en deutschen Stürmern selbst ein Treffer gelungen wäre. Eine historisch­e Pleite. Zuletzt war einer deutschen Nationalma­nnschaft eine solche Niederlage 1931 widerfahre­n. Dabei hätte der Mannschaft von Joachim Löw ein Unentschie­den genügt, um als Gruppensie­ger in die Finalrunde der Nations League einzuziehe­n. Aber davon war die DFB-Elf schon zur Halbzeit (0:3) unendlich weit entfernt. So weit, dass kein Mensch, der auch nur ein wenig Ahnung vom Fußball besitzt, darauf hoffte, dass es im zweiten Durchgang besser werden könnte. Während sich die Deutschen weitgehend stumm in den Untergang fügten, kommunizie­rten die Spanier auf dem Platz, was das Spiel hergab – im modernen Fußball ein Qualitätsm­erkmal für einen lebendigen Auftritt. Die Deutschen haben dafür jetzt einiges zu besprechen. Alles Weitere im

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Foto: Getty Images

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