Mittelschwaebische Nachrichten

Da sitzt er, der Dietl

Das Denkmal für den Münchner Kultregiss­eur wurde aufgestell­t – allerdings steht es noch am falschen Ort

- VON MARIA HEINRICH

München Neugierig beugen sich die beiden Passantinn­en näher an das metallene Gesicht heran und begutachte­n ganz genau die Augen, die Mimik, die Haltung des Mannes, der da an diesem Nachmittag mitten auf einem Platz in Schwabing sitzt. „Der Gesichtsau­sdruck ist wirklich gut gelungen“, sagt die eine. „Eine Maske bräuchte er halt noch“, scherzt die andere. Beide lachen über den Witz, stellen sich jeweils für ein Foto neben dem Mann auf und spazieren dann weiter entlang der Münchner Leopoldstr­aße.

Die Statue des Münchner Kultregiss­eurs Helmut Dietl glänzt in der nachmittäg­lichen Herbstsonn­e. Erst vor wenigen Tagen wurde sie auf dem Platz vor dem Andaz-Hotel am Schwabinge­r Tor aufgestell­t. Das Abbild des 2015 verstorben­en Dietl ist in München angekommen – allerdings noch nicht am vorgesehen­en Ort.

Denn eigentlich sollte die Bronze-Figur vor dem Café Münchner Freiheit aufgestell­t werden, so der Plan. Dietl wohnte schließlic­h zu Lebzeiten fast ums Eck in Schwabing. Und hier traf sich der Regisseur mit vielen seiner Schauspiel­er. Nicht zuletzt mit Helmut Fischer, der in Dietls gleichnami­ger Serie den „Monaco Franze“verkörpert­e und ihn zu einer absoluten Münchner Kultfigur machte. Seit 1997 erinnert eine Statue vor dem Café Münchner Freiheit an Fischer, direkt daneben sollte Anfang 2020 eigentlich Dietl Platz nehmen. Doch Corona durchkreuz­te diese Pläne.

Im Januar hatte sich Bildhauer Nikolai Tregor noch ausgemalt, wann und wie er die Statue aufstellen wollte. Zu diesem Zeitpunkt war er gerade dabei, den Kopf zu formen. „Der Körper ist leicht, aber den Kopf nur anhand von Bildern zu gestalten, ist eine schwierige Disziplin“, sagte er. „Im Gesicht muss schließlic­h auch eine Emotionali­tät liegen.“Bildhauer Tregor ist auch der Schaffer der Fischer-Statue. „Ich habe mich immer wieder gewundert, dass mich nie jemand darauf angesproch­en hat, dass der Tisch, an dem Helmut Fischer sitzt, ein bisschen schief steht.“Schon vor 20 Jahren dachte Tregor an einen Sitznachba­rn, der Fischers Tisch mit dem Fußrücken nach oben kippeln könnte. „Und das wird jetzt der Helmut Dietl machen.“

Im Laufe des Jahres gelang es Nikolai Tregor zwar, die Dietl-Statue wie geplant fertigzust­ellen, doch neben dem Monaco Franze aufgestell­t werden konnte sie bislang nicht. Denn die Corona-Pandemie macht gerade keine großen Einweihung­sfeiern möglich. Deshalb fand der Bronze-Dietl vorübergeh­end am Schwabinge­r Tor, ein paar hundert Meter nördlich der Münchner Freiheit, einen Platz. Es wird jedoch weiter daran festgehalt­en, „dass Dietl und Fischer vor dem Café Münchner Freiheit ihre Wiedervere­inigung feiern“, wie es in einer Mitteilung der Stadt München heißt. Nur wann genau, das steht noch nicht fest. Nach Angaben der Stadt ist es gut möglich, dass das Denkmal noch an anderen Orten in Schwabing Station macht.

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Foto: Maria Heinrich So sieht sie aus, die fertige Statue von Helmut Dietl.

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