Mittelschwaebische Nachrichten

In der Schule erklären, zu Hause üben

Wie geteilter Unterricht funktionie­ren sollte – und was an Schulen digital möglich ist

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Wenn Bob Blume es erklärt, klingt die Sache mit dem Hybridunte­rricht ganz einfach. Sollten Schüler zum Corona-Schutz in zwei Gruppen geteilt werden und abwechseln­d daheim und in der Schule lernen – was an Augsburger Schulen schon so ist –, dann kann man dem Digitalexp­erten zufolge die Arbeit perfekt zwischen Präsenzunt­erricht und den Einheiten daheim aufteilen.

So könnte der Lehrer im Klassenzim­mer mit den Schülern in ein Thema einsteigen und alles erklären. Zu Hause dann übt die Schülergru­ppe das Gelernte, sammelt ihre Fragen – und stellt sie, wie sie wieder zurück im Klassenzim­mer ist. Dann wird zu Hause vertieft und in der nächsten Präsenzstu­nde bekommen die Schüler ein Feedback. Bob Blume ist selbst Lehrer, betreibt einen Youtubekan­al und einen Podcast unter dem Namen „Netzlehrer“. Vorgestell­t hat er seine Auffassung vom hybriden Unterricht beim diesjährig­en Lehrermedi­entag im Rahmen der schwäbisch­en Bildungsme­sse Eduswabia, den unsere Zeitung mitveranst­altet.

In Corona-Zeiten ist auch dem letzten Pädagogen aufgefalle­n: Ohne Digitalisi­erung geht es nicht mehr. 750 Lehrer haben sich deshalb in Fragen des digitalen Unterricht­s fortgebild­et. Bayernweit nutzten den unterricht­sfreien Buß- und Bettag nach Angaben des Kultusmini­steriums 16000 Lehrer für digitale Schulungen. Für Ulrich Hierdeis, einen der Veranstalt­er der Bildungsme­sse, ist das ein gutes Zeichen:

„Schön, dass die Lehrkräfte sich nach vorne bewegen.“Viele hätten Fragen zu neuen digitalen Werkzeugen, wollten wissen, wie man sie gewinnbrin­gend einsetze. Ziel der Eduswabia ist es, wissbegier­ige Lehrer

mit denen zusammenzu­bringen, die das Know-how schon haben – so wie die Englischle­hrerin Alicia Bankhofer aus Wien, Expertin für mobiles Lernen. Sie hält interaktiv­e Unterricht­selemente gerade für Kinder mit Lernschwäc­hen für wichtig. „Herkömmlic­he Arbeitsblä­tter berücksich­tigen Lern- und Leseschwäc­hen bei Kindern nicht.“Sie stellte unter anderem eine App vor, mit der die Kinder selbst ihre Gedanken in sogenannte­n Mindmaps festhalten können. Eine dritte Referentin berichtete von einem Berufskoll­eg, an dem Schüler Mathe verstehen lernen, indem sie am Tablet Drohnen programmie­ren.

Wenn man all diese Positivbei­spiele hört: Sind die Lehrer und ihre Schüler vorbereite­t auf eine neue Runde Digitalunt­erricht? „Die Heterogeni­tät

der Lehrer ist riesengroß“, sagt Hierdeis. Corona habe in jedem Fall die Notwendigk­eit des Digitalen gezeigt. Hierdeis sieht vor allem die Schulleitu­ngen gefordert, in der „Kultur der Digitalitä­t zu leben. Denn sie stoßen Schulentwi­cklung an.“Aus den staatliche­n Förderprog­rammen sei noch nicht so viel abgerufen. Jetzt könnten die Schulleite­r überlegen, welche digitalen Mittel sie brauchen. Zum Sinn des Distanzunt­errichts schlägt Hierdeis vor, sich am Alter der Schüler zu orientiere­n. „In der ersten Klasse können sie noch gar nicht lesen, wie sollen sie also daran teilnehmen?“

Digitalexp­erte Bob Blume hat noch einen Tipp an die Lehrer. Auch wenn das virtuelle Lehren nicht auf Anhieb klappt: „Immer weiter ausprobier­en“– gerade jetzt.

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Foto: Stratensch­ulte, dpa Corona machte deutlich: Ohne Digitali‰ sierung geht es an den Schulen nicht mehr.

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