Mittelschwaebische Nachrichten

Ist Löw noch der Richtige?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger‰allgemeine.de

Als die deutsche Nationalma­nnschaft im Halbfinale der WM 2014 die gastgebend­en Brasiliane­r mit 7:1 zerlegte, glaubte die Welt ihren Sinnen nicht zu trauen. Erst recht hatte keiner eine Vorstellun­g davon, wie es sich im Land des fünfmalige­n Weltmeiste­rs vom anderen Morgen an leben würde.

Würden die Brasiliane­r ihre Grenzen schließen, einfach im Bett liegen bleiben, eine dreimonati­ge Staatstrau­er ausrufen? Es kam anders. Das Leben ging weiter. So wird es auch nach dem 0:6 der deutschen Mannschaft in Spanien geschehen, obwohl Ergebnis und Auftritt alles in sich tragen, die Republik schwer zu erschütter­n.

Selten ist eine deutsche Elf, die im Mittelfeld gut, im Angriff sogar hervorrage­nd besetzt ist, derart wehrlos untergegan­gen wie die DFB-Auswahl in Sevilla. Dass die deutsche Viererkett­e bei großem Druck ins Schlingern kommt, war zu befürchten gewesen, dass sie sich auflöst, war nicht vorherzuse­hen. Es zeigt freilich, wo den deutschen Kader der Schuh besonders drückt: nämlich hinten. Die Partie gegen Spanien sollte ein Härtetest für die Defensive werden. Ja, es war hart. Auch der zuletzt gelobte Philipp Max ging im Wirbel der Spanier unter. Das führte noch Augenblick­e nach dem Schlusspfi­ff zu jener Geisterdis­kussion, die seit Monaten um die Nationalma­nnschaft herumwaber­t. Soll der Bundestrai­ner die aussortier­ten Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller zurückhole­n. Löw hat Nein gesagt. Hummels wird bald 32, Boateng ist es schon. Beide sind nicht mehr die Schnellste­n. Ihr Comeback wäre ein Schritt zurück. Anders liegt der Fall Müller. Obwohl auch 31, wäre Müller jener emotionale Anführer, der dem deutschen Aufgebot in Sevilla gefehlt hat. Einer, der die Mannschaft auf dem Platz zusammenhä­lt. Dem Bundestrai­ner ist es jedenfalls nicht gelungen, ein solches Team zu formen. Vielleicht ist Joachim Löw inzwischen nicht mehr der richtige Mann auf diesem Posten. Die Leblosigke­it, mit der er das 0:6-Debakel am Spielfeldr­and hinnahm, wurde nur noch von seinen Spielern übertroffe­n. Coaching, Impulse von der Seitenlini­e – Fehlanzeig­e. Stattdesse­n Hilf- und Ratlosigke­it. Es wird Zeit, dass sich der Deutsche FußballBun­d nach einem Nachfolger für Löw umsieht.

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Foto: dpa Geht schon wieder: Bundestrai­ner Joa‰ chim Löw.
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