Mittelschwaebische Nachrichten
BayerlMitarbeiter gründen eigene Firma in Ursberg
Nach der Insolvenz der Augsburger Weinkellerei sind sie nun in Ursberg aktiv
Ursberg Oliver Maier und Martin Geh sind 2019 zu Gründern eines Start-ups in Ursberg geworden. Allerdings nicht ganz freiwillig. Die beiden waren bei der Augsburger Weinkellerei Bayerl beschäftigt, die 2019 in die Insolvenz schlitterte und schließen musste. Mehr noch: Die beiden damaligen Geschäftsführer, die Wein Bayerl 2013 von der einstigen Gründerfamilie übernommen hatten, standen am Ende unter anderem wegen Insolvenzverschleppung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt sowie Betrug vor Gericht. Sie wurden zu zwei Jahren beziehungsweise zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Mitarbeiter verloren ihre Jobs. Oliver Maier und Martin Geh haben die Schließung von Augsburgs einziger Weinkellerei nicht bis zum Ende miterlebt. Der ehemalige Leiter Großhandel und der einstige Kellermeister von Wein Bayerl haben, sagen sie, das Unheil kommen sehen und das Unternehmen vorher verlassen. Ihr Wissen und ihre Liebe zum Beruf haben sie genutzt und sich in Ursberg mit ihrem Start-up Magevin selbstständig gemacht. Magevin vertreibt Weine und produziert Spirituosen – fast so wie früher die Weinkellerei Bayerl. „Wir bieten rund 90 Prozent des ehemaligen Weinsortiments von Bayerl an, und viele der dort beliebten Spirituosen stellen wir weiter her“, erzählt Kellermeister Martin Geh, der 30 Jahre lang für die Augsburger Weinkellerei tätig war. Auch in der Produktion steckt ein Teil des früheren Arbeitgebers – es wurden Gerätschaften und Utensilien aus der Insolvenzmasse gekauft. Dass Geh und Maier in Ursberg viele Produkte von Wein Bayerl weiterleben ließen und sich gegen Jobangebote von Mitbewerbern entschieden, hat einen Grund: „Wir wollten den Kunden die Möglichkeit geben, wieder an jene Spirituosen zu kommen, die sie bisher über Jahre geschätzt haben“, begründet Oliver Maier.
Die Entwicklung des Start-ups zeige, dass es die richtige Entscheidung war. Es sei gelungen, sich einen Kundenstamm aufzubauen. Vor allem die Gastronomie gehört zu den Abnehmern. Hier werden Wirte von Augsburg über Garmisch bis Feuchtwangen beliefert. Privatkunden können die Produkte im Laden in Ursberg, über den Online-Shop, aber auch bei der Konditorei Euringer, beim Gartenland Wörner oder dem Bauernmarkt Dasing kaufen.
Geh und Maier freuen sich über den Neustart, wollen weiter wachsen und halten Kontakt zu ehemaligen Kollegen. Die meisten hätten neue Arbeitgeber gefunden.Ein Kollege sei noch auf der Suche. Er war mit dem ehemaligen Geschäftsführer von Wein Bayerl zu dessen neuem Unternehmen „WeinWerk Augsburg“gewechselt, dort aber wieder ausgestiegen.