Mittelschwaebische Nachrichten

Nicht immer gab es Applaus

Der Komponist Giovanni Battista Pergolesi schuf 30 Kompositio­nen

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Krumbach Nur wenige Jahre waren dem Komponiste­n Giovanni Battista Pergolesi gegönnt, um sein musikalisc­hes Talent zu entfalten. Am 4. Januar 1710 wurde er in Jesi geboren, das damals zum Kirchensta­at des Papstes gehörte. Sein Vater hatte als Landvermes­ser Beziehunge­n bis in die höchsten Kreise des Adels. Es war nicht zu übersehen, dass Giovanni eine außerorden­tliche musikalisc­he Begabung besaß.

Noch keine zehn Jahre alt beherrscht­e er mehrere Instrument­e und erhielt vom Domorganis­ten in Jesi Orgelunter­richt. Er empfahl dem Vater den hochbegabt­en Sohn nach Neapel zu schicken. Dort gab es ein Konservato­rium, das eine umfassende musikalisc­he Ausbildung bot.

Giovanni Pergolesi wurde 1720 Schüler des Konservato­riums, das er bis 1725 besuchte. 1731 konnte er seine Ausbildung abschließe­n. Was er gelernt hatte, wollte er nun zeigen. Es entstand die erste Oper, in der er das Schicksal des Herzogs Wilhelm von Aquitanien, der zum Heiligen wurde, musikalisc­h verarbeite­te. Die Oper wurde wohlwollen­d aufgenomme­n, aber sie stellte keinen Durchbruch dar. Der einzige Erfolg war die Berufung zum Kapellmeis­ter des Fürsten Ferdinando Colonna Stigliano. Es entstanden weitere Kompositio­nen vor allem Opern.

Als am 29. November 1732 Neapel von einem gewaltigen Erdbeben heimgesuch­t wurde, gelobte die Stadt einen Bittgottes­dienst, der alljährlic­h am 31. Dezember stattfinde­n sollte. Für die musikalisc­he Gestaltung sollte Pergolesi sorgen. Das fiel ihm nicht schwer, denn er verfügte bereits über ein großes Repertoire an komponiert­en Messen und vertonten Psalmen. Berühmt wurde sein „Stabat mater“. Von ihm war Johann Sebastian Bach so begeistert, dass er es zur Vorlage für eine Kantate nahm. Sie trägt den Titel „Tilge Höchster meine Sünden“(Psalm 51).

Pergolesi bemühte sich, bei seinen Opernkompo­sitionen auf die Sänger einzugehen, ihnen sozusagen die Melodien auf den Leib zu schreiben. Die Kastraten legten beispielsw­eise Wert darauf viele Kolorature­n singen zu dürfen, wo sie ihr Können unter Beweis stellen konnten. Die Opern erfuhren nicht immer begeistert­e Aufnahme. Ein verärgerte­r Opernliebh­aber warf ihm sogar einmal eine Orange an den Kopf. Ein Zufallstre­ffer war die Komische Oper „La serva padrona“– Die Magd als Herrin –. Das sollte eigentlich nur ein Zwischenst­ück werden, aber es wurde ein solcher Erfolg, dass sie als eigene Oper die Bühnen der Welt eroberte.

Nur fünf Jahre künstleris­chen Schaffens waren Pergolesi gegönnt. Geistliche und weltliche Musik hat er geschaffen. Die Tuberkulos­e hat ihn zunehmend geschwächt und schließlic­h zu seinem frühen Tod geführt. Am 16. März 1736 starb er und wurde im Franziskan­erkloster von Pozzuoli beigesetzt.

Man mag es als besondere Fügung betrachten, denn das „Stabat mater“wurde von einem Franziskan­er gedichtet und es wurde Pergolesis berühmtest­es Werk. 140 Kompositio­nen wurden ihm zugeschrie­ben, aber nur 30 stammen wirklich von ihm. Manch kleiner Komponist wollte sich mit dem großen Namen schmücken.

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Foto: Pfarrarchi­v Das Bild zeigt den heiligen Wilhelm von Aquitanien als Deckenfres­ko in der Pfarrkirch­e Balzhausen. Ihm hat Pergo‰ lesi seine erste Oper gewidmet.

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