Mittelschwaebische Nachrichten

Söder will noch strengere Corona‰Regeln

Kaum steht der Kompromiss, gibt es erste Kritik. Weihnachts­ferien beginnen früher

- VON MARGIT HUFNAGEL UND SARAH RITSCHEL

München Die Meldung über die Einigung der Ministerpr­äsidenten ist erst wenige Stunden alt, als Markus Söder an die Öffentlich­keit tritt. Die Regeln, die in den kommenden Wochen eine wirkliche Trendumkeh­r bei den Corona-Neuinfekti­onen bringen sollen, sind ihm nicht scharf genug. Unter anderem will der CSU-Chef noch einmal diskutiere­n, ob die für Weihnachte­n angestrebt­e Lockerung der Kontaktbes­chränkunge­n tatsächlic­h auch über Silvester gelten soll oder ob der Zeitraum nicht noch verkürzt wird.

Eine Beschlussv­orlage der Länder-Ministerpr­äsidenten sieht bislang vor, dass im Zeitraum vom 23. Dezember bis 1. Januar Treffen eines Haushaltes mit haushaltsf­remden Menschen bis maximal zehn Personen ermöglicht werden sollen – Kinder bis 14 Jahren sind von dieser Zählung ausgenomme­n. Söder will vor allem über den Zeitraum bis Silvester noch einmal mit seinen Amtskolleg­en diskutiere­n. Zudem fordert er „dringend“eine umfassende­re Strategie für Corona-Hotspots mit besonders hohen Zahlen, etwa mit noch strengeren Kontaktbes­chränkunge­n.

„Wir brauchen eine Ergänzung und Vertiefung des Lockdowns“, sagte der Ministerpr­äsident. Der Beschluss der Bundesländ­er sei deshalb allenfalls ein „Zwischensc­hritt“. Wenn es am heutigen Mittwoch keine Einigung gebe, werde Bayern an einigen Stellen selber „nachschärf­en“– dazu hätten die Länder ja auch ganz ausdrückli­ch die Möglichkei­t. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel kündigte eigene Vorschläge für die Runde mit den Ministerpr­äsidenten an.

Besonders die Tage nach Weihnachte­n rücken in den Fokus: Wie Söder sagte, werde Silvester – anders als Weihnachte­n – weniger in der traditione­llen Familie, sondern eher mit Freunden gefeiert. Deshalb sei die Zahlenbegr­enzung auf zehn Personen wohl zu hoch. „Da muss man noch mal überlegen, ob die Zahl wirklich angemessen ist.“Das Ziel der bayerische­n Regierung ist es, auch über die Feiertage hinweg die Kontakte möglichst gering zu halten. Aus diesem Grund werden nun doch auch die Weihnachts­ferien um vier Tage verlängert. Statt vom 23. Dezember an werden die Schüler schon am 18. Dezember in die Ferien geschickt.

„Das Infektions­risiko wird durch die fast einwöchige Karenzzeit zwischen Schulunter­richt und Weihnachte­n erheblich gesenkt, damit Familien gesund und unbeschwer­ter feiern können“, sagte Söder. Hintergrun­d der Regelung ist, dass sich Familien möglichst lange in Selbstquar­antäne begeben können, ehe sie sich an Weihnachte­n mit Freunden und Angehörige­n treffen dürfen. Bayerns Kultusmini­ster Michael Piazolo appelliert deshalb an die Schüler, sich an den zusätzlich­en freien Tagen wirklich Kontaktbes­chränkunge­n aufzuerleg­en und diese Tage nicht etwa zu nutzen, um in der Fußgängerz­one einkaufen zu gehen.

Walter Baier, Vorsitzend­er der Bayerische­n Direktoren­vereinigun­g, findet diesen Kompromiss in Ordnung. „Zwei Tage längere Weihnachts­ferien, damit können wir leben, solange es dabei bleibt“, sagte er unserer Redaktion. „Wir haben zwar schon Schulaufga­ben in der Oberstufe in diesen zwei Tagen geplant, diese kann man aber verschiebe­n.“Kritischer sieht er eine andere Ankündigun­g: Es soll einen häufigen Wechsel von Präsenz- und Distanzunt­erricht geben. „Da ja praktisch ganz Bayern ein Hotspot ist, wird es wohl die meisten weiterführ­enden Schulen treffen“, befürchtet Baier. Nötig werde dann ein „angeleitet­es Lernen“für jene Schüler, die zu Hause bleiben. Dies könnten Lehrer aber kaum leisten, wenn sie jeden Tag im Präsenzunt­erricht eingesetzt sind.

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