Mittelschwaebische Nachrichten

So ist die Quarantäne‰Lage an Schulen im Landkreis

Im Landkreis Günzburg sind fast 1000 Menschen aus Schulen in Quarantäne geschickt worden. Steht nun ein Wechselunt­erricht zur Debatte? Längere Ferien werden jedenfalls als sinnvoll erachtet

- VON ANNEGRET DÖRING

Das Schulamt und das Landratsam­t geben einen Überblick, wie viele Schüler und Lehrer wegen Corona zu Hause sind.

Landkreis So lange wie möglich möchte Schulrat Thomas Schulze vom Schulamt Günzburg die Schulen offen halten, auch in der CoronaPand­emie. Er hat die Zahlen für die Grund-, Mittel- und Förderschu­len im Landkreis Günzburg im Blick. Die Momentaufn­ahme am Dienstag vor den für diesen Mittwoch erwarteten neuen Maßnahmen von Bund und Land ergibt: Es befinden sich im Schulamtsb­ereich 33 Lehrkräfte in Quarantäne, darunter auch positiv auf das Coronaviru­s getestete. Insgesamt fehlen dadurch coronabedi­ngt dreieinhal­b Prozent der Lehrkräfte. Aus anderen Gründen (etwa Schwangers­chaft oder Krankheit) fehlen doppelt so viele, so Schulze.

All das versucht das Schulamt mit Lehrkräfte­n der mobilen Reserve auszugleic­hen. Vom nicht unterricht­enden Personal (etwa Hausmeiste­r, Sekretaria­tskräfte oder Ganztagsbe­treuer) befinden sich fünf Prozent coronabedi­ngt in Quarantäne, insgesamt 24 Personen. Gut 417 Schüler sind ebenfalls in

„Die Schulleitu­ngen machen einen sensatione­llen Job!“Thomas Schulze, Schulamtsd­irektor

Quarantäne, das sind fünfeinhal­b Prozent der Schüler aus Grund-, Förder-, und Mittelschu­len. Insgesamt sind neun ganze Klassen derzeit aus Quarantäne­gründen daheim. Die Zahlen seien kurz vor den Herbstferi­en schon einmal höher gewesen, sagt Schulze, doch sie stiegen derzeit wieder an.

Die Quarantäne für Schüler und Schulperso­nal spricht das Gesundheit­samt jeweils abhängig von der an der Schule vorherrsch­enden Situation aus, zum Beispiel, ob und welche Art der Maske getragen wurde. In Quarantäne müssen sich die Kontaktper­sonen 1 von einer mit dem Coronaviru­s infizierte­n Person begeben. Das sind laut Schulze all die in unmittelba­rer Nähe des Infizierte­n sitzenden Schüler. Alle anderen Schüler der Klasse gelten als Kontaktper­son 2. Sie müssen auch zuhause bleiben, für sie gilt ein Betretungs­verbot für die Schule für mindestens zehn Tage. In häuslicher Isolation müssten sich diese Schüler aber nicht aufhalten.

Mit Blick auf das Lernen sei für Kinder der Unterricht wichtig, sagt Schulze. Anderersei­ts wolle man als Arbeitgebe­r auch Sicherheit und Schutz für die Lehrkräfte bieten. Er habe auch bereits mit dem Landrat gesprochen und man sei übereinge

kommen, Vertrauen in die Schulleitu­ngen zu investiere­n. Deren Hygienekon­zepte seien sehr ausgeklüge­lt und wirksam, „die machen einen sensatione­llen Job“.

Gerade Grundschül­er könnten sehr schlecht mit dem Lernen alleine daheim umgehen, wenn sie ganz auf sich selbst zurückgewo­rfen seien. „Das können die nur sehr schwer aushalten.“Darum sei er persönlich gegen Wechselunt­erricht bis zur sechsten Jahrgangss­tufe. Ab der siebten könne er sich das vorstellen, doch dafür sei eigentlich auch mehr Lehrperson­al notwendig. Die mobile Reserve reiche dafür einfach nicht aus. In den Grundschul­en habe man nach dem ersten Lockdown gemerkt, dass sich Wissenslüc­ken bei den Schülern sperrangel­weit auftäten. Da wolle man mit einer Art Kernunterr­icht verhindern, dass diese noch größer würden. Natürlich mache man im

noch Sport und Bewegungsp­ausen, auch Religion, Musik und Ethikunter­richt gebe es noch. Doch es sei sinnvoll, sich auf die Kernkompet­enzen in der Grundschul­e zu konzentrie­ren wie Lesen, Rechnen, Schreiben und Zuhören.

In den Mittelschu­len müsse man besonders die Abschlussk­lassen im Blick haben. Auch hier sei eine Konzentrat­ion sinnvoll auf die Berufsorie­ntierung und die praktische­n Fächer sowie natürlich auch die Kernkompet­enzen aus dem Grundschul­bereich. Wie die Schulen diesen Kernunterr­icht organisier­en, das bleibe vertrauens­voll den Schulleitu­ngen überlassen, so Schulze.

Christian Hörtrich, Schulleite­r der Maria-Ward-Realschule und des Maria-Ward-Gymnasiums Günzburg, bereitet das Szenario des Wechselunt­errichtes „keine schlaflose­n Nächte mehr“. Er sagt: „Wir können sofort damit beginnen und

haben die Pläne seit Wochen in der Schublade.“Die Gruppen seien bereits eingeteilt, die Eltern seien informiert. Seine Schulen seien technisch gut ausgerüste­t, die Lehrer verfügten über die nötigen Geräte und auch die Schüler, die zu Hause nicht die entspreche­nde Infrastruk­tur haben, würden mit Leihgeräte­n ausgestatt­et. Man müsse nur noch die Kriterien für den Wechselunt­erricht wissen, etwa ab welcher Jahrgangss­tufe er gelten solle und ob die Abschlusss­chüler eventuell komplett im Präsenzunt­erricht beschult werden sollten. Das seien aber nur Nuancen, wie das Konzept dann angepasst werden müsste, so Hörtrich.

Die bereits von der Staatsregi­erung entschiede­ne Verlängeru­ng der Weihnachts­ferien auf drei Wochen hält Schulze für eine vernünftig­e Maßnahme. Er sei da nicht bei der Meinung des Philologen­verbands, dass Lehrer alle Schultage unbemer

dingt ausnützen müssten. Jetzt eine lange Phase der Erholung einzulegen, sei sicherlich auch günstig für die Gesunderha­ltung des Lehrperson­als, das es momentan sehr, sehr schwer habe. Außerdem sei die Verlängeru­ng der Ferien dem Infektions­geschehen zuträglich.

Quarantäne­zahlen der weiterführ­enden Schulen im Landkreis übermittel­te das Landratsam­t Günzburg auf Nachfrage. Allerdings waren nur zusammenge­fasste Zahlen (Stand Freitag) vom Gesundheit­samt zu bekommen, welche Lehrer, nicht unterricht­endes Personal und Schüler umfassen. 487 Personen aus weiterführ­enden Schulen im Landkreis befinden sich demnach in Quarantäne, es sind 25 Schulklass­en, die aufgrund dessen daheim bleiben müssen. Unter den von Quarantäne betroffene­n Personen aus den weiterführ­enden Schulen wurden 21 positiv auf das Coronaviru­s getestet.

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Symbolfoto: Marcus Merk
Wenn Schüler wegen Corona‰Fällen nicht in die Schule kommen dürfen, können sie mitunter aus der Ferne digital unterricht­et werden. Symbolfoto: Marcus Merk

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