Mittelschwaebische Nachrichten

57 Haselnüsse für Aschenbröd­el

Warum zeigt das Fernsehen den Märchenfil­m so oft?

- VON ANDREAS FREI

Die nackte Wahrheit gleich zu Beginn: Natürlich steckt die Gesundheit­sindustrie dahinter. Die uns seit Jahren einhämmert, wie gesund Nüsse sind, wegen der ungesättig­ten Fettsäuren, Vitamine und so. Die Schlawiner bezirzen die vom Fernsehen: „Zeigt doch wieder diesen Film, sagen wir – 19 Mal.“Wo der Kutscher jedes Mal dem Mägdelein den Zweig mit den drei Haselnüsse­n in die Hand drückt – pro Nuss ein Wunsch frei. Am Ende der Weihnachts­zeit sind 57 Haselnüsse (und Wünsche) im Fernsehen platziert. Der Weihnachts­konsument geht einkaufen, und: zack – schon liegt die Tüte zu 1,99 im Wagen.

So und nur so kommt es also, dass die ARD-Sender in diesem Jahr rund um Weihnachte­n 19 Mal den Märchenfil­m „Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el“aus dem Jahr 1973 zeigen werden, beginnend mit diesem Sonntag, 14.03 Uhr, im Ersten. Nun mögen Haselnüsse in den Augen der Fernsehmac­her systemrele­vant sein. Sie sind es aber nicht allein. Sagen wir es mit aller Härte: Hinter diesem Film stecken noch mehr wirtschaft­liche Interessen. Die Ski-Industrie:

Fast 90 Minuten ist ausschließ­lich Schnee zu sehen; natürlich animiert das zum BrettlKauf, Klimawande­l hin oder her.

Deutschlan­ds Brieftaube­nzüchter: Wer die Tierchen vor Aschenbröd­els Fenster sitzen sieht, kann gar nicht anders, als der Brieftaube­n Reiseverei­nigung Iserlohn e.V. beizutrete­n. Und bitte: Dass Aschenbröd­els Schuh auf der Treppe liegt, ist doch kein Zufall. Fragen Sie nach bei der Schuhindus­trie. Produktpla­tzierung, sagt der MarketingF­achmann dazu.

Wie bitte? Die ARD zeigt den Film 19 Mal wegen: Mädchen, Prinz, Pferd, Romantik, Nostalgie, schöner Musik und Happy End, und weil die Menschen ihn einfach lieben? Wer behauptet denn so was?

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