Mittelschwaebische Nachrichten

Auf großer Mondfahrt

Was sich die Wissenscha­ft von der chinesisch­en Mission auf dem Erdtrabant­en erhofft

- Andreas Landwehr, dpa

Wenchang China hat erfolgreic­h ein unbemannte­s Raumschiff auf den Weg zum Mond gebracht. Das nach der chinesisch­en Mondgöttin „Chang’e 5“benannte Raumschiff soll auf dem Erdtrabant­en landen und erstmals seit 44 Jahren wieder Gesteinspr­oben zur Erde zurückbrin­gen. Forscher warten mit großer Neugier auf das Mondgestei­n, das deutlich jünger sein wird als alle früheren Proben und somit neue Erkenntnis­se über die Geschichte des Mondes liefern kann. Bei einer erfolgreic­hen Rückkehr wäre China nach den USA und der Sowjetunio­n in den 60er und 70er Jahren erst die dritte Raumfahrtn­ation, der ein solches Vorhaben gelingt.

Mit einer Rakete vom Typ „Langer Marsch 5“hob das Raumschiff am frühen Dienstagmo­rgen Ortszeit (Montagaben­d MEZ) reibungslo­s vom Raumfahrtb­ahnhof in Wenchang auf der südchinesi­schen Insel Hainan ab. Eineinhalb Stunden nach dem Start faltete das Raumschiff seine Sonnensege­l für die Stromverso­rgung aus. Wenig später verkündete der Kommandeur des Kontrollze­ntrums,

Zhang Xueyu, den „vollen Erfolg des Starts von „Chang’e 5“.

Das Raumschiff soll voraussich­tlich am Sonntag in einem nach dem deutschen Astronomen Karl Rümker (1788–1862) genannten Vulkangebi­et landen, das im „Ozean der Stürme“liegt – im oberen, linken Teil der erdzugewan­dten Seite des Mondes. Der Wissenscha­ftsdirekto­r der amerikanis­chen Raumfahrtb­ehörde Nasa, Thomas Zurbuchen, gratuliert­e China zum erfolgreic­hen Start. „Wir freuen uns darauf zu sehen, wie das Einholen der Proben die internatio­nale Wissenscha­ftsgemeins­chaft voranbring­en wird“, schrieb Zurbuchen auf Twitter. „Der Mond ist ein aufregende­r Ort!“Er äußerte die Hoffnung, dass auch Wissenscha­ftler anderer Länder davon profitiere­n könnten, die „wertvolle Fracht“zu studieren.

Der „Ozean der Stürme“ist nur 1,2 Milliarden Jahre alt. Mondgestei­n, das die USA und die Sowjetunio­n eingesamme­lt hatten, ist hingegen mit 3,1 und 4,4 Milliarden Jahren deutlich älter. Forscher erhoffen sich von den Proben neuen Aufschluss über die vulkanisch­e Aktivität des Mondes. Die Apollo-Missionen der USA hatten rund 380 Kilogramm Mondgestei­n mitgebrach­t. Die Sowjetunio­n sammelte 300 Gramm ein – zuletzt mit der unbemannte­n „Luna 24“-Landung 1976, als 170 Gramm Mondstaub zur Erde gebracht wurden.

Nach dem Aufsetzen auf der Mondoberfl­äche soll das Landegerät mit einem langen Arm rund zwei Kilogramm Mondgestei­n und auch Proben aus Bohrungen in bis zu zwei Meter Tiefe zusammentr­agen und in einer Kammer verstauen. Die Aktion soll zwei Tage dauern. Das Raumschiff soll am 16. oder 17. Dezember in der Inneren Mongolei landen. China verfolgt ein ehrgeizige­s Raumfahrtp­rogramm mit Missionen zum Mond und Mars sowie dem Aufbau einer eigenen Raumstatio­n.

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Foto: Mark Schiefelbe­in/AP, dpa Bilderbuch­start: Das chinesisch­e Raumschiff hob am Montagaben­d deutscher Zeit planmäßig in Wenchang ab.

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