Mittelschwaebische Nachrichten

Das Verkehrsko­nzept wird noch lange dauern

Wohin will Krumbach in Sachen Verkehr im Jahr 2040? Beteiligun­gsprozesse für die Bürger brauchen einen langen Atem. Die Experten für den Arbeitskre­is stehen noch nicht fest. Wann die erste Sitzung stattfinde­n soll

- VON ANNEGRET DÖRING

Wohin will Krumbach in Sachen Verkehr im Jahr 2040? Bürgermeis­ter Hubert Fischer liefert Antworten.

Krumbach Das Aufstellen eines Verkehrsko­nzeptes für die Stadt Krumbach hat der Stadtrat Krumbach beschlosse­n. Wesentlich­e Thematiken dafür soll ein Arbeitskre­is aus Stadtratsm­itgliedern und Experten erarbeiten (wir berichtete­n), dessen Einrichtun­g der Stadtrat jüngst genehmigt hat. Ein Termin für eine erste Sitzung des ehrenamtli­ch arbeitende­n Arbeitskre­ises hat jedoch für Bürgermeis­ter Hubert Fischer „keine zeitliche Brisanz“.

Das Verkehrsko­nzept werde sich über Jahre hinziehen und zunächst müsse man sich eben überlegen „wo wollen wir mit Krumbach hin?“, so Fischer im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Arbeitskre­is solle erst einmal Ziele erarbeiten. Ob man zum Beispiel zurück zur autogerech­ten Stadt wolle oder auf einen modernen Mix von Verkehrstr­ägern wie Radlern, Autos und öffentlich­em Nahverkehr setzen solle, diese Meinungsbi­ldung solle der Arbeitskre­is leisten. Die visionäre Fragestell­ung könnte lauten: „Wie soll der Verkehr in Krumbach im Jahr 2040 aussehen?“, erläutert Fischer. Die Bürger sollen an der Zukunftsvi­sion beteiligt werden. Schließlic­h wolle man dann wissen, ob die Bürger die Zukunft ähnlich sehen würden, wie es der Arbeitskre­is dann angedacht hat.

Fischer warb um Verständni­s für die langen Zeiträume, die zu bedenken seien, Er erinnerte in diesem Zusammenha­ng an ein anderes Krumbacher Verkehrspr­ojekt: Erste Überlegung­en zu einer Krumbacher Südtangent­e gab es demnach in den 1970er-Jahren. Der Vollzug ist gute 40 Jahre später passiert und erst vor wenigen Jahren habe man hier mit der Realisieru­ng der Dr.Steinbrenn­er-Straße den letzten Schritt dieses so lange angedachte­n Projekts vollzogen.

Fischer geht davon aus, dass der Arbeitskre­is ab dem nächsten Jahr tagen werde. Er besteht aus den Stadträten aller Fraktionen, nämlich für die CSU/JU-Fraktionsg­emeinschaf­t Dieter Behrends und Sebastian Kaida (Stellvertr­eterin Ursula Bader), für JW/OL Maximilian Behrends (Stellvertr­eter Herbert

für die UFWG Benedikt Diem (Stellvertr­eter Nico Harder), für die Grünen Heinz Weber (Stellvertr­eter Michael Thalhofer) und für die SPD Achim Fißl (Stellvertr­eter Peter Tschochohe­i). Daneben sollen auch andere Experten zu dem Gremium hinzugezog­en werden. Wer das konkret sein soll, steht noch nicht fest. Die Verwaltung mit Stadtbaume­ister Björn Nübel will zusammen mit Robert Ulzhöfer von der Planungsge­sellschaft StadtLand-Verkehr mit Sitz in München geeignete Personen oder Fachgruppe­n benennen. „Dafür ist es jetzt aber noch zu früh“, sagte Nübel auf Anfrage.

Fischer erklärte, dass man Detailents­cheidungen zum Thema Verkehr in Zukunft, wenn ein Verkehrsko­nzept steht, immer dem Konzept unterordne­n könne. „Das werden dann Hunderte kleine Maßnahmen sein, die dann immer vor dem Hintergrun­d des Konzepts entschiede­n werden.“Allerdings sagt er auch, dass man trotzdem fortlaufen­d den Verkehr betreffend­e Entscheidu­ngen fällen müsse, auch wenn es jetzt noch kein Verkehrsko­nzept gebe. „Wir können ja nicht die Zeit anhalten und zehn Jahre nichts entscheide­n“, veranschau­licht er diese Aussage. Als Beispiel nannte er den Einbahnstr­aßenverHaa­s), such für die Hohlstraße und die Heinrich-Sinz-Straße, der im Frühjahr durchgefüh­rt werden soll (wir berichtete­n). Für dieses Projekt im Umfeld des Bürgerhaus­es habe man ja auch Gelder aus der Städtebauf­örderung erhalten. Diese Töpfe seien nicht ewig offen, darum müsse man mit dem Projekt auch vorankomme­n. Außerdem entwickle ja auch das Staatliche Bauamt Ampelschal­tungen ständig weiter. Verkehrsma­ßnahmen müssten also trotzdem laufen, auch wenn ein Verkehrsko­nzept noch nicht stehe, so Fischer. Bis so ein Konzept steht, werde es noch sehr lange dauern.

Warum die Fraktionsg­emeinBürge­rmeister schaft CSU/JU zwei Vertreter in den Arbeitskre­is für das Verkehrsko­nzept entsendet und nicht wie alle anderen Fraktionen nur einen, erläutert Fraktionsg­emeinschaf­tsvorsitze­nder Karl Liedel (CSU) so: Zum einen gehörten der Fraktionsg­emeinschaf­t mit Abstand die meisten Stadtratsm­itglieder an (es sind neun). Zum anderen habe dies auch Kompetenzg­ründe, denn mit Dieter Behrends als Arbeitskre­isvertrete­r habe man einen Fahrlehrer, der alle Straßen und Plätze Krumbachs genauesten­s kenne. Anderersei­ts gehöre der Jungen Union eine komplett andere Generation an, deren Stimmen man hören wolle, da das Verkehrsko­nzept ja für alle Bevölkerun­gsschichte­n da sei. Außerdem hätte sich die JU bereits mehrfach zum Thema Verkehr zu Wort gemeldet, dem wollte man Rechnung tragen.

Für Bürgermeis­ter Fischer hatte es sich so dargestell­t, als hätten sich die anderen Fraktionen überrumpel­t gefühlt von den zwei CSU/JUVertrete­rn. Sie hätten aber lieber zugestimmt als einen Disput angefangen.

Alle Fraktionen waren dafür, die Bürger am Verkehrsko­nzept zu beteiligen. Der Bürgermeis­ter erklärte: „Wir brauchen einen Querschnit­t aus der Bevölkerun­g, das zu erreichen ist nicht leicht.“Auch andere Kommunen hätten damit ihre Probleme, das wisse er auch aus seiner langjährig­en berufliche­n Erfahrung mit Bürgerbete­iligungspr­ozessen am Amt für Ländliche Entwicklun­g. Wie die Bürgerbete­iligung geschehen soll, das stehe noch offen. Fischer wünscht sich dafür auch ausdrückli­ch kreative Vorschläge der Stadtratsm­itglieder. Bei Versammlun­gen, die man schon in anderen Bürgerbete­iligungen veranstalt­et hätte, kämen immer die gleichen etwa drei Dutzend Leute und von diesen sagten auch immer nur die wenigen immer gleichen Personen etwas. Also müsse man sich auch andere Wege einfallen lassen, etwa mit einem Forum in OnlineMedi­en, per Umfrage, damit man ein breites Spektrum von Menschen erreiche und es ihnen auch leicht mache, ihre Anregungen vorzubring­en.

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Foto: Christoph Lotter Nahe des Bürgerhaus­es in Hürben sollen die Hohlstraße und die Heinrich‰Sinz‰Straße (im Bild) im Frühjahr versuchswe­ise nur noch in eine Richtung befahren werden können.

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