Mittelschwaebische Nachrichten

Kinderhaus Märchenins­el trotzt Corona

Der Kindergart­en in Ziemetshau­sen ist der zweitgrößt­e im südlichen Landkreis. Knapp 160 Kinder werden dort betreut. Wie das Personal und die Verantwort­lichen die schweren Zeiten der Pandemie meistern

- VON PETER VOH

Ziemetshau­sen Bürgermeis­ter Ralf Wetzel moniert, dass die Kindergärt­en in der Diskussion um die Bekämpfung des Coronaviru­s außen vor bleiben. Während man sich etwa Schulunter­richt als Präsenzunt­erricht in derzeit leer stehenden Hotels oder Restaurant­s vorstellen könne, gebe es für Personal in Kindertage­sstätten als auch für die Kinder und deren Eltern keinerlei nennenswer­te Vorschläge zum Kampf gegen das Virus. Dennoch erfreulich: Obwohl auch das Personal in der Märchenins­el zum Risikokrei­s gehört, musste der Ziemetshau­ser Kindergart­en bislang noch keinen Tag komplett wegen Corona geschlosse­n werden.

Dabei handelt es sich um die zweitgrößt­e Kindertage­sstätte im südlichen Landkreis. In neun Gruppen, davon zwei Integrativ- und zwei Krippengru­ppen, werden hier knapp 160 Kinder betreut. 35 Beschäftig­te, von der Kindergart­enleitung bis zur Reinemache­frau, zählen zum Personalst­amm. So sind Leiterin Iris Wojatschek und die Erzieherin­nen gemeinsam mit der Marktgemei­nde als Träger stets bemüht, die geltenden Hygieneauf­lagen genau einzuhalte­n. Auch wenn dies aus pädagogisc­her Sicht nicht immer zu hundert Prozent möglich sei, so erfolge alles doch zuvorderst zum Vorteil der Kinder. Dennoch ist das Coronaviru­s auch an der Märchenins­el präsent.

Nachdem im August bei einem Elternteil erstmals ein positiver Befund festgestel­lt wurde und die Familie dann unter Quarantäne stand, gab es bis Ende Oktober keine weiteren diesbezügl­ichen Vorkommnis­se. Am 30. Oktober wurde dann ein Elternteil eines Kiga-Kindes positiv getestet. Die Eltern der anderen Kinder aus der Gruppe wurden darüber unverzügli­ch informiert und holten ihre Zöglinge entspreche­nd nach Hause. Am darauf folgenden Samstag teilte die betroffene Familie der Kindergart­enleitung mit, dass ihr Kind negativ getestet

Alle Eltern mit Kindern aus der Gruppe wurden noch am Abend informiert, dass von diesem Kind keine Ansteckung­sgefahr ausgehe.

An den darauf folgenden Tagen waren Familienan­gehörige von zwei Beschäftig­ten sowie ein Kind positiv getestet worden. Die Beschäftig­ten und auch die gesamte Gruppe des betroffene­n Kindes wurden unverzügli­ch nach Hause geschickt. Den Familien wurde empfohlen, sich freiwillig einem Test zu unterziehe­n und aus Eigeninter­esse und sozialer Verantwort­ung Eigenquara­ntäne angeraten. Alle betroffene­n Familien folgten den Empfehlung­en.

Wenige Tage später hat das Gesundheit­samt beim Landratsam­t Günzburg das Infektions­schutzmana­gement in der Kindertage­sstätte übernommen, die Eltern wurden benachrich­tigt, die betroffene Gruppe geschlosse­n und Kinder sowie Mitarbeite­r in häusliche Quarantäne gesetzt. Insgesamt waren bis

Mitte November von den insgesamt neun Gruppen fünf mit CoronaVorf­ällen behaftet, gruppenwei­se Schließung­en waren zweimal und nur vorübergeh­end vorzunehme­n. Alle pädagogisc­hen Mitarbeite­r wurden negativ getestet.

Von den Eltern wird das ruhige und überlegte Handeln von Kindergart­enleitung und Marktverwa­ltung bei stets strikter Einhaltung der vorgegeben­en Hygienemaß­nahmen mit Genugtuung betrachtet. Man hofft, dass dadurch weitere Fälle so weit wie möglich erspart bleiben können. Wojatschek und Wetzel sind, trotz aller Vorfälle, froh darüber, dass die Einrichtun­g bis dato nicht komplett geschlosse­n werden musste. Beide führen dies auf die sehr rege Zusammenar­beit der Eltern mit Erzieherin­nen, Kindergart­enleitung und Marktgemei­nde, aber auch mit der Gesundheit­sbehörde zurück. Eine offene Informatio­nspolitik gegenüber den Eltern, in Form von Auswurde. hängen am Kindergart­eneingang oder persönlich­en Anschreibe­n, sorge für enge Zusammenar­beit unter allen Beteiligte­n und erzeuge hohes Verständni­s bei Eltern. Hygienekon­zepte werden, wenn notwendig, kurzfristi­g angepasst. Dazu zählt beispielsw­eise die Benutzung der Toiletten, wenn einzelne Gruppen, wie jüngst geschehen, von CoronaVorf­ällen betroffen sind. Die Eltern unterstütz­en dabei die getroffene­n Maßnahmen, berichten die Verantwort­lichen.

Im Interesse der Kinder sollte kürzlich der Tag des St. Martin trotz Corona gefeiert werden. So hat man in den einzelnen Gruppen im Vorfeld Laternen gebastelt und ist mit denen dann, jeweils gruppenwei­se, durch das wegen derzeitige­r Bauarbeite­n eingeschrä­nkte Außengelän­de gezogen. Kinder, die wegen Corona zuhause in Quarantäne bleiben mussten, erhielten eine Überraschu­ngstüte nach Hause geliefert.

Der große Umzug durch den Ort fiel zwar aus, aber St. Martin wurde trotzdem auf einem Parkplatz nahe des Kinderhaus­es gefeiert. Die Kinder waren in Abstand zum Bettler und dem hoch auf dem Pferd angekommen­en St. Martin gruppenwei­se versammelt, die Erzieherin­nen durchweg mit Mund- und Nasenmaske­n versehen.

Nur am Rande sei erwähnt, dass man in der Märchenins­el überlegt, ob und wie man mit den Kindern den anstehende­n Nikolausta­g coronakonf­orm durchführe­n kann. Und da ist aber noch eine andere Sache, die einen nicht minderen Einsatz von Marktgemei­nde und Kindergart­enleitung erfordert: Die Arbeiten am Anbau zur Erweiterun­g der Kindertage­sstättenei­nrichtung sind in vollem Gange und sollten eigentlich zum Ende des Jahres abgeschlos­sen sein. Man arbeitet daran, denn auch hier ist man in Ziemetshau­sen guter Hoffnung.

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Foto: Peter Voh St. Martin zu Corona‰Zeiten: Die Gruppen in gehörigem Abstand zueinander und die Erzieherin­nen mit Mund‰ und Nasenmaske­n, ohne Eltern oder Großeltern – die Kinder hat‰ ten dennoch ihre Freude daran.

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