Mittelschwaebische Nachrichten

Räuberhaup­tmann wurde zum Heiligen

Heiliger Moses der Äthiopier widerstand vielen Versuchung­en

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Krumbach Als Heiliger wird man nicht geboren, Heiliger kann man nur im Lauf seines Lebens werden. Dass auch aus einem Schwerverb­recher ein Heiliger werden kann, sieht man am heiligen Mönchsvate­r Moses mit dem Beinamen „der Äthiopier“. 332 geboren hat man den dunkelhäut­igen Äthiopier nach Ägypten als Sklaven verkauft. Ein hoher Staatsbeam­ter erwarb ihn auf dem Sklavenmar­kt. Von einem solchen Posten konnten andere nur träumen, aber Moses war damit nicht zufrieden. Er begann sein Gehalt aufzustock­en, indem er anfing zu stehlen. Als man sein diebisches Verhalten entdeckte, wurde er fristlos entlassen. Man sah von einer Anzeige ab. Moses musste nicht ins Gefängnis.

So sehr er sich über die gewonnene Freiheit freute, er musste leben. Er wollte gut leben, deshalb wurden seine Raubzüge immer gewagter. Andere schlossen sich ihm an. Es wurde eine ganze Räuberband­e, die in ganz Unterägypt­en gefürchtet war. Auf einen besonders reichen Raubzug hoffte er bei einem Überfall auf das Kloster al-Baramous in der sketischen Wüste. Aber das war eine herbe Enttäuschu­ng. Die Mönche hatten nicht einmal das Lebensnotw­endige geschweige denn volle Schatzkamm­ern. Die Räuberband­e löste sich daraufhin auf. Moses, der wie sein ägyptische­r Arbeitgebe­r bislang die Sonne angebetet hatte, lernte durch die Mönche, die den Räuber gastlich aufnahmen, Jesus Christus kennen. Moses blieb im Kloster und ließ sich taufen. Er wollte ein neues Leben beginnen, in dem es nicht mehr um Diebstahl und Mord ging, sondern um Gebet und Arbeit.

Der Abt trug ihm auf, das Wasser für die Mitbrüder zu holen, die wegen ihres Alters nicht mehr fähig waren, selbst das Wasser zu schöpfen und herzutrage­n. Da er viel fastete, nahmen seine körperlich­en Kräfte ab. Einmal brach er am Brunnen zusammen. Der Abt ermahnte ihn, nicht zu übertreibe­n. Moses musste vielen Versuchung­en widerstehe­n, denn immer wieder dachte er an das Leben, das er viele Jahre geführt hatte. Sein geistliche­r Begleiter half ihm über manche Durststrec­ken hinweg, in denen er aus dem Kloster fliehen wollte, um in sein Räuberlebe­n zurückzuke­hren. Im Lauf der Jahre wurde er immer abgeklärte­r und selber zum geistliche­n Begleiter anderer. Mönche schrieben seine Aussprüche auf. Sie lassen etwas von der Abgeklärth­eit erahnen, die sich der Mönch Moses der Äthiopier erkämpft hat. Junge Mönche suchten seine Nähe. Etwa 70 Mönche scharten sich um ihn, genauso groß war einst seine Räuberband­e, die er als Hauptmann befehligte.

Als ein Berberstam­m das Kloster bedrohte und ausrauben wollte, schickte er die anderen Mönche weg, denn nur er wisse, wie man mit Räubern umgeht. Sie gingen freilich mit ihm genauso um, wie er und seine Bande es in der Regel auch gemacht haben. Sie erschlugen ihn. So fand Moses der Äthiopier den Martertod am 28. August 407 im Kloster al-Baramous. Er wird sowohl von den Kopten, wie den Orthodoxen als auch von den Katholiken als Heiliger verehrt.

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