Mittelschwaebische Nachrichten
Der Winter in der Region
Der Wintereinbruch hat zu einer Reihe von Unfällen im Landkreis Günzburg geführt. Einer wäre beinahe dramatisch für die Fahrerin ausgegangen. Was die Verantwortlichen derweil zur Kritik am Winterdienst sagen
Der Dezember ist da – und mit ihm auch der Winter. Wir berichten, wie der erste Wintereinbruch in der heimischen Region Mittelschwaben ablief.
Landkreis Der meteorologische Winteranfang hat sich im Landkreis am Dienstagmorgen direkt bemerkbar gemacht: Wegen des Schneefalls mussten die Einsatzkräfte zu mehreren Unfällen ausrücken. Eine 30-Jährige, die mit ihrem Auto auf der Umgehung von JettingenScheppach von der Schönenberger Kreuzung kommend in Richtung Burtenbach unterwegs war, kam gegen 5 Uhr auf Höhe des Torflehrpfades auf schneeglatter Fahrbahn von der Fahrbahn ab. Nach Angaben der Streifenbesatzung der Polizei Burgau hatte sie die Geschwindigkeit nicht den winterlichen Verhältnissen angepasst – die Folgen wären beinahe dramatisch gewesen.
Sie fuhr gegen einen Baum, überschlug sich mit dem Wagen, der auf dem Dach landete, und kam in einer Gruppe von Sträuchern zum Liegen. Der Wagen fing laut Polizei sofort Feuer. Die Frau konnte sich nicht selbst befreien. Ein 63-Jähriger, der mit seinem 56-jährigen Beifahrer im Bereich der Unfallstelle auf dem Weg zur Arbeit war, konnte bereits von Weitem einen Brand an der Böschung der Staatsstraße erkennen. Sie hielten an und erkannten, dass sich die Fahrerin noch im Wagen befand. Diese machte laut Polizei durch Hilferufe auf sich aufmerksam. Zu diesem Zeitpunkt brannten der Motorraum des Autos und Büsche, an denen das Fahrzeug zum Stehen gekommen war.
Ein Öffnen der Fahrertüre war nicht möglich, da diese durch den starken Aufprall verbogen war und klemmte. Der 56-Jährige schlug die Heckscheibe, die zum Teil geborsten war, ein und kroch durch den Fahrgastraum nach vorn. Nach Entfernen einer Nackenstütze war es ihm möglich, die Frau zu fassen und nach hinten durch die Heckscheibe nach draußen zu ziehen. Der 63-Jährige versuchte weiter, durch eine der Türen nach innen zu gelangen, was nicht gelang.
Die Frau wurde dann dem mittlerweile eingetroffenen Rettungsdienst übergeben, da sie über Schmerzen klagte, die sie durch den Aufprall in den Airbag erlitten hatte. Wenige Minuten nach der Bergung der 30-Jährigen stand der Wagen im Vollbrand. „Die junge Frau hat ihr Leben dem beherzten Eingreifen der beiden Retter zu verdanken“, lobt die Polizei. Der Sachschaden beläuft sich auf circa 8000 Euro. Die Feuerwehr Jettingen löschte das Fahrzeug und sperrte den Abschnitt der Staatsstraße. Neben der Feuerwehr waren ein Rettungswagen, ein Notarztfahrzeug, ein Einsatzleiter Rettungsdienst des BRK Günzburg und eine Streife der Polizei Burgau an der Unfallstelle.
Gegen 7.45 war eine 23-jährige Autofahrerin auf der Ichenhauser Straße in Günzburg aus Richtung B 16 kommend in Richtung Denzingen unterwegs. Auf der schneeglatten Fahrbahn verlor sie die Kontrolle über ihr Fahrzeug und geriet ins Schleudern. Sie kam auf die Gegenfahrbahn und stieß mit einem entgegenkommenden Bus zusammen, der von einem 60-Jährigen gefahren wurde. Dieser hatte vor dem Zusammenstoß versucht, mit dem Bus in eine Böschung auszuweichen. Letztlich konnte er die Kollision nicht verhindern. Die Autofahrerin wurde schwer verletzt, ihr 17-jähriger Mitfahrer leicht. Sie kamen zur ärztlichen Versorgung in ein Krankenhaus. Der Fahrer des Busses blieb nach dem Ermittlungsstand der Polizei unverletzt. Es entstand ein Schaden von circa 10 000 Euro.
nach 4 Uhr war bereits auf der A 8 bei Leipheim ein Transporter in Richtung Stuttgart unterwegs gewesen, der 27-jährige Fahrer wollte einen vorausfahrenden Lastwagen überholen, wechselte vom mittleren auf den linken Fahrstreifen – doch dabei kam der Wagen auf der mit Schneematsch bedeckten Fahrbahn ins Schleudern, stieß gegen die Betongleitwand und kam auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Das Fahrzeug musste abgeschleppt werden. Etwa ein halbe Stunde später krachte ein Auto bei Günzburg nach einer Schleuderfahrt in die Leitplanken. Ein 22-Jähriger war mit seinem Wagen in Richtung Stuttgart gefahren und dürfte ebenfalls seine Geschwindigkeit nicht den winterlichen Fahrbahnverhältnissen angepasst haben, berichtet die Polizei. Das Auto geriet ins Schleudern, krachte gegen die rechten Schutzplanken, drehte sich und prallte mit dem Heck nochmals in die Schutzplanken. Der Wagen war nicht mehr fahrbereit und wurde abgeschleppt. Bei beiden Unfällen wurde niemand verletzt. Den Sachschaden gibt die Autobahnpolizei Günzburg mit insgesamt rund 10000 Euro an.
Auf der Staatsstraße 2509 war ein Autofahrer aus Richtung Leipheim kommend in Richtung Unterfahlheim unterwegs, als er in einer Senke auf der schneeglatten Fahrbahn wohl aufgrund einer den Wetterverhältnissen nicht angepassten Gedie Kontrolle über sein Fahrzeug verlor, meldet die Polizei. Das Auto kam nach links von der Fahrbahn ab und prallte dort in eine Schutzplanke. Bei dem Unfall entstand ein Sachschaden von mehreren hundert Euro. Gegen 7.30 Uhr fuhr ein 45-Jähriger mit seinem Auto auf der Kreisstraße GZ23 aus Richtung Bühl kommend in Richtung Kissendorf. Kurz vor Kissendorf kam er in einer Rechtskurve auf der schneebedeckten Fahrbahn auf die Gegenfahrbahn und stieß mit einem entgegenkommenden Auto zusammen, das von einem 41-Jährigen gefahren wurde. Beim Zusammenstoß entstand ein Sachschaden in Höhe von etwa 5500 Euro.
Gegen 9 Uhr fuhr ein 54-Jähriger mit seinem Wagen auf der A8 in Richtung Stuttgart und verursachte einen Unfall. Aufgrund der Witterungsverhältnisse und nicht angepasster Geschwindigkeit geriet der Wagen ins Schleudern und krachte gegen einen Kleintransporter, der auf dem rechten Fahrstreifen fuhr. Das Auto schlingerte weiter, beschädigte vier Felder Leitplanken und blieb im Straßengraben stehen. Verletzt wurde niemand. Beide Fahrzeuge waren nicht mehr fahrbereit und mussten von der Autobahn geschleppt werden. Den Sachschaden gibt die Autobahnpolizei Günzburg mit rund 27000 Euro an.
Etwa 20 Minuten später passierte der nächste Unfall, diesmal in RichKurz tung München. Kurz nach der dortigen Wildbrücke geriet ein 21-Jähriger mit seinem Auto ins Schleudern. Er war auf dem mittleren Fahrstreifen unterwegs und wollte zum Überholen auf den linken wechseln. Bei winterlichen Fahrbahnverhältnissen dürfte er zu schnell unterwegs gewesen sein und verlor die Kontrolle über seinen Wagen. Das Auto drehte sich mehrfach, bevor es frontal in die Leitplanken einschlug. Der Wagen musste abgeschleppt werden. Der Sachschaden wird auf rund 5000 Euro geschätzt.
Glimpflich kam der Kreissüden durch den Winteranfang. Die Polizei Krumbach vermeldet nur einen Unfall, bei dem ein 20-jähriger Fahranfänger von der schneebedeckten Straße zwischen Edelstetten und Thannhausen abkam, weil er zu schnell unterwegs war. Das Auto schlingerte laut Polizei über die Gegenfahrbahn und blieb im Graben liegen. Der Mann blieb unverletzt, am Fahrzeug entstand laut Polizei ein Sachschaden von 2500 Euro.
Dass es mit dem ersten Schnee des Winters vermehrt zu Unfällen kommen kann, ist nichts Neues. Deshalb ist man beim Staatlichen Bauamt in Krumbach seit Wochen vorbereitet. Das Amt betreut knapp 1000 Kilometer Kreis-, Staats- und Bundesstraßen in den Kreisen Günzburg, Neu-Ulm und Dillingen. Die Fäden laufen bei Thomas Ritter zusamschwindigkeit men, Sachgebietsleiter Betriebsdienst. „Die Winterdienstpläne stehen seit Mitte Oktober, die Geräte und Fahrzeuge sind ebenfalls seit Wochen bereit.“Als der Wetterdienst Schnee vorhersagte, wurde am Montagabend schon präventiv Salz gestreut. Um drei Uhr morgens legte der Winterdienst los, streute die wichtigsten Strecken und begann um fünf Uhr mit dem Räumen, als der erste Schnee gefallen war. 36 Fahrzeuge von Fremdunternehmern und 13 eigene Fahrzeuge hat das Staatliche Bauamt laut Ritter im Einsatz, die Fahrer arbeiten im Dreischichtbetrieb. „Mit unseren eigenen Leuten könnten wir das gar nicht schaffen. Wir müssen ja auch darauf achten, dass unsere Fahrzeuge und Mitarbeiter ganzjährig ausgelastet sind.“
Trotz der großen Zahl an Fahrzeugen können die Straßen nicht permanent freigehalten werden – Nutzer unserer Facebook-Seite hatten sich über nicht geräumte Straßen am Morgen beschwert. Ein Räumfahrzeug braucht für eine Strecke von 35 Kilometern bis zu drei Stunden. Und so kam es auch am Dienstag vor, dass der ein oder andere Lastwagen es an schneebedeckten Steigungen nicht hinaufschaffte, zum Beispiel am Goldbacher Berg, bei Nordholz oder am Offinger Berg. „Wo mehr Verkehr ist, schmilzt der Schnee schneller“, sagt Thomas Ritter. „Und natürlich könnten wir mehr Salz ausstreuen. Aber wir müssen immer auch einen Kompromiss finden zwischen der Verkehrssicherheit, der Wirtschaftlichkeit und dem Naturschutz.“
Bei der Autobahnbetreibergesellschaft Pansuevia, sagt Geschäftsführer Robert Schmidt, habe es auch einige Anrufe mit Beschwerden gegeben. „Wir waren aber voll im Einsatz.“Vor dem Berufsverkehr sei alles
In Günzburg kollidierten ein Auto und ein Bus
A8Betreiber bekommt einige erboste Anrufe
geräumt und gestreut gewesen – doch man merke, dass in der Corona-Zeit nicht so viel los sei wie sonst. Denn wenn die A8 frei ist und es weiter schneit, müsse der Schnee „in Bewegung bleiben“, damit er nicht liegen bleibt. Und das passiere, indem Fahrzeuge über die Straße rollen. Auf der anderen Seite habe es auch Beschwerden gegeben, weil der Räumdienst zu langsam unterwegs gewesen sei und die A8 blockiert habe. Für solche Anrufe hat Schmidt nur bedingt Verständnis. Er selbst sei von schnell fahrenden Fahrzeugen auf schneebedeckter Fahrbahn überholt worden – dabei sei den Leuten wohl nicht klar, dass etwa aus dem Radkasten eines Lastwagens Eisbrocken auf die Straße geschleudert werden können. Und wenn dann ein Fahrzeug mit schnellem Tempo dagegen fährt ...
Keine Probleme mit dem Schnee hatte Postbotin Maria Huber aus Unterknöringen. In den vergangenen Wintern habe es nicht viel geschneit und außerdem habe jetzt die Adventszeit begonnen. Da gehöre auch ein bisschen Schnee dazu. Etwa 130 Pakete hatte sie am Dienstag zuzustellen. Es seien schon einmal 180 gewesen. „Es geht auf Weihnachten hin, man merkt auch, dass die Leute wegen Corona viel mehr online einkaufen, als in den letzten Jahren.“Man müsse gut angezogen sein, betonten auch die beiden Monteure aus dem Kreis Landshut, die am Dienstag mit weiteren Kollegen an der B 16 bei Krumbach mit Arbeiten an einer Hochspannungsleitung beschäftigt waren. Das Arbeiten draußen seien sie gewohnt und somit könne ihnen der Schnee nichts anhaben.