Mittelschwaebische Nachrichten
Weltklasse in Weishaupts Wohnzimmer
Jettinger fühlt sich und sein Pferd vor dem Saisonhöhepunkt gut in Form
Jettingen/Riesenbeck Terminplanungen beinhalten in diesen Tagen der Pandemie immer einen Risikofaktor. So war es auch im Vorfeld der Deutschen Meisterschaften der Springreiter. Lange war ungewiss, ob dieser späte Saisonhöhepunkt für die nationale Elite tatsächlich stattfinden würde. Nun herrscht Gewissheit: Die Titelkämpfe werden vom 3. bis 6. Dezember in Riesenbeck ausgetragen – und damit quasi im Wohnzimmer des Jettingers Philipp Weishaupt, der seit 17 Jahren im Stall von Turnier-Gastgeber Ludger Beerbaum arbeitet.
Das renommierte Pferdesportzentrum an der Surenburg sprang heuer schon mehrfach als Austragungsort ein, wenn irgendwo pandemiebedingt nichts ging. Als Anerkennung vergab die FEI, Dachorganisation des internationalen Pferdesports, die Europameisterschaft 2021 ebenfalls an den BeerbaumStall. Vom 30. August bis 4. September sind dort die besten Springreiter des Kontinents zu Gast.
Zunächst aber geht es um nationale Ehren. Das mit 30 000 Euro dotierte Finale wird als Vier-SternePrüfung mit Stechen am Sonntag ab 15 Uhr ausgetragen.
Philipp Weishaupt war vor nunmehr elf Jahren selbst schon einmal Deutscher Meister, damals auf Souvenir. 2016 trug ihn Convall zu Bronze. Nun hat er erneut ein Pferd, mit dem zweifellos Großes möglich ist: Die 13-jährige Selle Français-Stute Asathir ist derzeit in ebenso prächtiger Verfassung wie Weishaupt selbst. Entsprechend selbstbewusst sagt der Profireiter: „Ich bin gut vorbereitet und rechne mir schon Chancen aus.“Und das völlig unabhängig von der Heimspiel-Frage. „Ich glaube auch gar nicht, dass das ein Vorteil ist“, sagt der 35-Jährige.
Die Promi-Dichte in Riesenbeck nähert sich Weltcup-Standard an. Die Nummer eins der Weltrangliste, Steve Guerdat, wird kommen. Ebenso Jeroen Dubbeldam und natürlich der Hausherr, Ludger Beerbaum.
Damit sind schon mal drei Einzel-Olympiasieger dabei. Hinzu gesellen sich weitere Stars der internationalen Szene. Und natürlich auch jene deutschen Reiter, die nationale Titelkämpfe in „normalen“Jahren gerne verschmähen, weil sie hoch dotierte Turniere im Ausland vorziehen. Bundestrainer Otto Becker freut sich umso mehr auf die (bis auf Simone Blum und JanneFriederike Meyer-Zimmermann) kompletten Olympia- und Perspektivkader. Unter anderem stehen Christian Ahlmann, Daniel Deußer, Marcus Ehning, Maurice Tebbel und der Olympiasieger der Vielseitigkeitsreiter, Michael Jung, in der Teilnehmerliste. Da wirkt es beinahe untertrieben, wenn Weishaupt anerkennend von einem „sehr, sehr guten Starterfeld“spricht.
Insgesamt werden in Riesenbeck 13 Prüfungen ausgeritten. Weishaupt nimmt mit drei Pferden alle Startmöglichkeiten wahr.
Mit Niels Carstensen ist auch ein zweiter Reiter aus der Region in Riesenbeck dabei. Der Riedheimer holte vor einem Jahr Silber bei den nationalen Titelkämpfen der Junioren und versucht es jetzt im U25-Springpokal. Ein S**- und ein S***-Springen stehen für ihn auf dem Plan.