Mittelschwaebische Nachrichten
Wie gefährlich sind Kampfhunde tatsächlich?
Statistik Die Stadt Mindelheim straft Halter mit einer besonderen Steuer. Sachlich zu begründen ist das aber nicht
Mindelheim Seit der Mindelheimer Stadtrat für Kampfhunde (offiziell Listenhunde genannt) eine um das Zehnfache höhere Steuer beschlossen hat, herrscht bei den Haltern eine Mischung aus Ärger und Frust vor. Wie berichtet, steigt die Hundesteuer in Mindelheim im Januar von bisher 30 Euro auf 45 monatlich. Erstmals eingeführt wird eine Kategorie Kampfhunde. Deren Halter – es sind zehn in Mindelheim – zahlen dann 450 Euro im Jahr. Wie gefährlich aber sind Kampfhunde wirklich? Wir haben bei Stadt und Landratsamt nachgefragt. „Beißvorfälle“, bei denen Personen Anzeige bei der Polizeiinspektion erstatten, werden vom Mindelheimer Ordnungsamt erfasst. Bezogen auf Kampfhunde der Kategorie 1 und 2 sind in den vergangenen Jahren keine Vorfälle oder andere Verstöße bekannt, teilte auf Anfrage Rathaussprecherin Julia Beck mit.
In der Beißstatistik finde sich kein
dazu. Allerdings liegen dem Ordnungsamt nicht mehr alle Statistiken der vergangenen Jahre vor, schränkt Beck ein. Wer einen Kampfhund der Kategorie 1 halten will, benötigt eine Erlaubnis der Gemeinde. Diese wird laut Landratsamt Unterallgäu nur in Ausnahmefällen erteilt. Diesen Hunden würden automatisch gewisse Eigenschaften zugeschrieben. Diese Tiere können also eine besondere Gefahr für Menschen darstellen. Dann gibt es noch die Kategorie zwei. Hier kann ein Sachverständiger ein Gutachten erstellen und den Charakter eines solchen Listenhundes untersuchen. Wird er als ungefährlich eingestuft, erhält ein solcher Hund ein Negativzeugnis. Die Stadt Mindelheim hat aber ausdrücklich ausgeschlossen, dass solche Hunde mit Negativbescheid wie normale Hunde besteuert werden. Für sie gilt die erhöhte Abgabe von 450 Euro. 2017 gab es einen Kampfhund der KateEintrag gorie 1 und 53 der Kategorie 2. Vier Menschen wurden in diesem Jahr durch Hundebisse verletzt. „Täter“waren folgenden Rassen zuzuordnen: Appenzeller Schäferhund, Australischer Shepard-Mischling, Boarder-Collie und Schweizer Schäferhund. 2018 waren zwei Kampfhunde der Kategorie 1 gemeldet und 48 der Kategorie 2. Ein Mensch wurde in dem Jahr durch einen Hund verletzt. Es handelte sich um einen Schäferhund. Auch 2019 war kein Kampfhund der Kategorie 1 gemeldet. 38 Listenhunde der Kategorie 2 waren bekannt. Es gab keinen einzigen Fall, in dem ein Mensch von einem Hund im Unterallgäu verletzt wurde. Für 2020 liegen noch keine Zahlen vor. So lässt sich feststellen, dass bei allen bekannt gewordenen Zwischenfällen zwischen Hund und Mensch der vergangenen drei Jahre im Unterallgäu kein einziger sogenannter Kampfhund beteiligt war.