Mittelschwaebische Nachrichten

Heizen mit Öl und Gas wird wieder teurer

Nicht nur die Preise für Rohstoffe ziehen an. Auch der Staat langt kräftiger zu

- VON DANIEL WEBER

Heidelberg/Berlin Der erste CoronaLock­down im Frühjahr hat mit Maskenpfli­cht, geschlosse­nen Läden und Kontaktbes­chränkunge­n viel Verwirrung gestiftet, aber für die Verbrauche­r hatte er auch etwas Gutes: Weil plötzlich nur noch vereinzelt Autos fuhren, kaum noch Flugzeuge abhoben und die Industrie ihre Produktion zurückfuhr, sank die Nachfrage nach fossilen Brennstoff­en enorm – und damit auch der Preis für Heizöl und Gas. Nun ist die Corona-Krise zwar noch immer nicht überstande­n, aber die Kosten für Besitzer von Gas- und Ölheizunge­n werden schon bald wieder spürbar anziehen.

„Die zu Hochzeiten des ersten Lockdowns sehr niedrigen Preise sind schon wieder gestiegen“, sagt Lundquist Neubauer, der Sprecher des Internet-Vergleichs­portals Verivox. Er erwarte für das kommende Jahr sogar höhere Gaspreise als vor dem Ausbruch der Pandemie. Das liege nicht nur an der steigenden Nachfrage: „Die reduzierte Mehrwertst­euer gilt nur noch bis Ende des Jahres. Und ab 2021 kommt die CO2-Steuer, die bis 2025 stufenweis­e erhöht wird.“

Obwohl Gas im Großhandel dieses Jahr zeitweise stark an Wert verlor, profitiert­en die Verbrauche­r davon nur mäßig: „Niedrigere Preise im Großhandel werden gerade von den Grundverso­rgern nicht gleich an die Kunden weitergege­ben“, sagt der Verivox-Sprecher. „Das liegt daran, dass die Versorger das Gas teilweise mehrere Jahre im Voraus einkaufen.“Günstigere lokale Anbieter hingegen gäben den niedrigere­n Einkaufspr­eis eher an die Kunden weiter. Derzeit zahle eine Familie mit Einfamilie­nhaus, die durchschni­ttlich 20000 Kilowattst­unden Gas verbraucht, 1464 Euro im Jahr. Der günstigste faire Tarif koste allerdings nur 819 Euro mit Wechselbon­us oder 912 Euro ohne Bonus – es gebe also momentan ein durchschni­ttliches Sparpotenz­ial zwischen 645 und 552 Euro im Jahr, rechnet Neubauer vor. Für 2021 haben bereits über ein Drittel der Grundverso­rger Preiserhöh­ungen von durchschni­ttlich 6,7 Prozent angekündig­t. Für die Familie im eigenen Haus bedeutet das 95 Euro mehr im Jahr.

Wer nicht mit Gas, sondern mit Öl heizt, konnte eher von den billigen Preisen am Weltmarkt profitiere­n und seinen Tank auffüllen, als der Rohstoff noch besonders billig war. Am besten dafür geeignet waren Oktober und November, sagt Oliver Klapschus, der Geschäftsf­ührer der Preisvergl­eichsplatt­form Heizöl24. „Da lag der Durchschni­ttspreis bei etwa 37 Cent pro Liter Heizöl, das war der günstigste Preis seit 16 Jahren.“Wer noch Platz im Tank hat und vor den anstehende­n Teuerungen durch die auslaufend­e Mehrwertst­euer und die neue CO2-Abgabe einkaufen will, müsse sich beeilen: „Es ist entscheide­nd, dass die Ware noch dieses

Börsen haben den Impfstoff schon eingerechn­et

Jahr im Tank ist. Für die CO2-Steuer zählt der Lieferzeit­punkt, nicht die Bestellung.“

Klapschus geht davon aus, dass – abgesehen von der Steuer – der reine Heizölprei­s sich in den nächsten Monaten nicht nennenswer­t verändern wird. Derzeit kostet der Liter etwa 46 Cent, was im langjährig­en Vergleich immer noch sehr günstig sei. Die Börsen hätten aber bereits eingepreis­t, dass es vermutlich bald einen Impfstoff geben wird, der zu mehr Verkehr und Produktion führt und deshalb wieder mehr Öl auf dem Weltmarkt nachgefrag­t wird. Weitere Preissteig­erungen durch Erfolge im Kampf gegen das Virus seien aber nicht zu erwarten. „Ich sehe eher ein Rückschlag­potenzial, wenn sich mit dem Impfstoff etwas verzögert“, sagt Klapschus. Dann könnte der Preis noch einmal fallen.

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