Mittelschwaebische Nachrichten
Corona: SPD sorgt sich um AmazonArbeiter
Ist das Logistikzentrum in Graben ein Hotspot? Welche Forderung die Grünen haben
München SPD und Grüne in Bayern drängen auf intelligentere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie. Der Generalsekretär der Bayern-SPD, Uli Grötsch, sorgt sich, dass das Amazon-Logistikzentrum in Graben (Kreis Augsburg) zu einem Corona-Hotspot werden könnte und fordert eine bessere Vernetzung der Gesundheitsämter. Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann schlägt vor, die drei Arbeitstage zwischen Weihnachten und Silvester als Betriebsferien zu nutzen.
Ob bei Amazon in Graben ein Hotspot sein könnte, ist umstritten. Die Gewerkschaft Verdi schätzt unter Berufung auf Aussagen ihrer
Mitglieder, dass derzeit rund 300 Amazon-Mitarbeiter in Quarantäne sind. Viele davon seien infiziert, sagt die Gewerkschaftssekretärin Sylwia Lech. Amazon bestreitet das und spricht von etwa 30 Infizierten unter rund 2000 Mitarbeitern.
Von Amts wegen überprüfen lässt sich das nicht, weil im Gesundheitsamt des Landkreises nur die Infizierten erfasst werden, die im Kreis wohnen, nicht aber jene, die aus dem übrigen Schwaben oder Oberbayern nach Graben pendeln. Landrat Martin Sailer bestätigt das: „Aus unserer Sicht ist Amazon kein Hotspot, aber ob es nicht vielleicht doch einer ist, kann ich nicht sagen.“
Für Grötsch ergibt sich daraus zweierlei. Er fordert, „das Amazonbesser
Auslieferungslager vor Ort umgehend zu schließen und die Mitarbeiter einmal durchzutesten.“Außerdem müssten die Gesundheitsämter
vernetzt werden. Anders könne ein Infektionsgeschehen in einem Großbetrieb nicht festgestellt werden. „Unsere Gesundheitsämter stecken wie viele andere Behörden in Sachen Digitalisierung in der Steinzeit fest“, schimpft Grötsch.
Von den Grünen kommt die Idee, die Zeit zwischen den Jahren für Betriebsferien zu nutzen. Nur drei freie Arbeitstag würden laut Hartmann reichen, um „elf Tage lang hunderttausende Arbeitsmarktkontakte zu unterbinden.“Das wäre ein voller Quarantänezeitraum. „Dieses Momentum hat die Söder-Regierung noch nicht ausreichend im Blick – ein Geschenk des Kalenders, das wir in den Weihnachtsferien nur noch auspacken müssen.“