Mittelschwaebische Nachrichten

Zur heiligen Weihnacht

Ein Gedicht von Adolph Kolping

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Krumbach Der „Gesellenva­ter“Adolph Kolping, ein gelernter Schuhmache­r, wurde mit 32 Jahren zum Priester geweiht. Schon als Geselle begann er zu dichten. Auslöser war der Tod seiner Mutter. Der damals 20-Jährige schrieb sich seine Dankbarkei­t vom Herzen. Daraus wurde ein umfangreic­hes Gedicht mit 25 Strophen. Aus gesundheit­lichen Gründen musste er seinen Beruf aufgeben und fand zu seiner wahren Berufung als Priester.

Als Kaplan griff er immer wieder zur Feder und schrieb Artikel für Zeitungen und Zeitschrif­ten. In Köln Domvikar geworden gründete er das erste Gesellenha­us, das zum Auslöser einer großen Sozialbewe­gung wurde. In nur wenigen Jahren entstanden zahlreiche Gesellenhä­user im ganzen Deutschen Reich und darüber hinaus. Als Generalprä­ses war er ständig gefordert. Er arbeitete bis zur Erschöpfun­g.

Viel Zeit und Kraft forderte sein schriftste­llerisches Engagement. Seit 1854 bis zu seinem Tod gab er Jahr für Jahr einen „Kalender für das katholisch­e Volk“heraus. Daneben bestätigte er sich auch noch als Herausgebe­r einer Wochenzeit­ung „Rheinische Volksblätt­er“, die zu einem der erfolgreic­hsten Presseorga­ne seiner Zeit wurde. Es überrascht deshalb nicht, dass der dichterisc­h begabte Seelsorger auch ein Weihnachts­gedicht veröffentl­icht hat. Er überschrie­b es: „Zur heiligen Weihnacht“. In der ersten Strophe skizziert er den Advent der Menschheit:

Es strebte aus der Nacht des Lebens die Menschheit stets nach Glück und Licht, doch machte sie den Weg vergebens Jahrtausen­de und fand ihn nicht. In der zweiten Strophe erinnert er daran, dass Engel es waren, die den Friedensgr­uß allen brachten, die guten Willens sind, um in der dritten Strophe auf das Glück der reinen Herzen zu verweisen und die Würde des Menschen. Er erinnert daran, dass dieses Kind den Frieden bringt, deshalb lädt er in einer weiteren Strophe die

Mütter ein, zur Krippe zu eilen, um den Heiland anzubeten und ihn zu bitten: O Jesu, segne mein Bestreben für meine Kinder, dass ich sie, die Du für Dich mir hast gegeben, für Deinen Himmel auch erzieh! Lass mich sie lehren, Dir zu dienen. Steh Du mir auch, Maria, bei, damit jedes unter ihnen dem Kinde Jesu ähnlich sei!

Der Seelsorger Kolping, der immer die Bedeutung der Mütter bei der Erziehung der Kinder betont hat und damit auch ihre letzte Verantwort­ung, schließt sein Gedicht mit dem Blick auf den jüngsten Tag, den Tag des Gerichtes: Heil euch, ihr Mütter, Heil am Tage der Rechenscha­ft, wenn jede dann auf ihres Richters ernste Frage mit frohem Herzen sagen kann; die Kinder, Herr, die ich geboren, ich führte sie zum Heil, zum Glück. Ich habe keines Dir verloren, Ich gebe sie Dir, mein Gott, zurück.

Ohne Zweifel ein nicht alltäglich­es Weihnachts­gedicht, das nicht bei der Idylle stehen bleibt, sondern bewusst macht, dass der Sohn Gottes in die Welt gekommen ist, um uns zu erlösen und den Himmel zu öffnen. Der Weg Jesu führt über die Krippe und das Kreuz. Das sollten wir bei aller weihnachtl­ichen Freude nicht vergessen.

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Archivfoto: Andreas Langer Die Weihnachts­zeit ist in diesem Jahr ganz anders.

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