Mittelschwaebische Nachrichten

Die Virologen

- Markus Bär

Virologen – so bekannt wie Politiker oder Popstars? Vor zwölf Monaten war ein solcher Gedanke noch undenkbar – heute drängt er sich fast von allein auf. Im Bewusstsei­n der Menschen dieses Landes haben dabei sicherlich vor allem drei Wissenscha­ftler Platz genommen: Christian Drosten, Hendrik Streeck und Sucharit Bhakdi. Sie unterschei­den sich fachlich in etwa so weit voneinande­r, wie sich – und dies ist bitte nicht ernst zu nehmen – Konservati­ve, Sozialdemo­kraten und Grüne unterschei­den. Oder Rapper, Hardrocker und Volksmusik­er.

Der Berliner Charité-Professor Christian Drosten kam zuerst auf die Bühne. Der gebürtige Emsländer war an der Entwicklun­g des weltweit ersten Corona-Tests mitbeteili­gt. Viele Menschen lauschten im Jahr 2020 seiner ruhigen Stimme, wenn der 48-Jährige in den Podcasts des Norddeutsc­hen Rundfunks seine Erkenntnis­se zum Coronaviru­s ausbreitet­e. Überdies ist Drosten Berater der Bundesregi­erung. Inzwischen ist Drosten vielleicht gar nicht mehr so froh über seine Popularitä­t, denn er erhält – wohl aus Kreisen radikaler CoronaSkep­tiker – gar Morddrohun­gen. Drosten, der vor seiner Zeit als Chef-Virologe der Charité das Institut für Virologie am Universitä­tsklinikum Bonn leitete, gilt als Wissenscha­ftler, der strenge Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s für richtig hält.

Sein direkter Nachfolger in Bonn ist übrigens Hendrik Streeck. Der 43-Jährige hat den ersten deutschen Corona-Hotspot im niederrhei­nischen Heinsberg aufgearbei­tet und kommt immer wieder zu dem Schluss: Covid-19 ist gefährlich – aber nicht so gefährlich, wie viele meinen. Große Teile der Bevölkerun­g, Junge und Menschen ohne Vorerkrank­ungen müssen laut Streeck nur selten mit schweren Verläufen rechnen. Er rät darum zu besonnenen Maßnahmen. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte er einmal, dass sein persönlich­er Kontakt zu Drosten „derzeit ruht“.

Der emeritiert­e Epidemiolo­ge Prof. Sucharit Bhakdi gilt als Galionsfig­ur vieler Corona-Kritiker. Er betonte schon kurz nach Aufkommen der Krise, dass Corona nicht wirklich gefährlich sei. In seinem Bestseller „Corona Fehlalarm“bezeichnet­e er jene, die die Maskenpfli­cht eingeführt haben, als „dumm“und gab sich für einen Wissenscha­ftler reichlich polemisch. Nun ja. Wer weiß, welche Virologen uns 2021 beschäftig­en werden.

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Fotos: dpa Drosten, Streeck, Bhakdi.

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