Mittelschwaebische Nachrichten

Bekommt der VfL Günzburg seine Wunschopti­on?

Viel spricht dafür, dass es nach dieser Drittliga-Spielzeit keine Absteiger geben wird. Der DHB favorisier­t aber ein anderes Modell

- VON JAN KUBICA

Günzburg/Dortmund Überrasche­nd frohgemut präsentier­t sich Torsten Zofka an diesem sonnigen Januartag. Dabei ringt der Handball-Abteilungs­leiter des VfL Günzburg bekanntlic­h seit Monaten mit einem Schreckges­penst, das ihm den sofortigen Wiederabst­ieg der Günzburger Männer in die Bayernliga verheißt – ohne, dass sich der Aufsteiger in dieser Corona-Saison auch nur ernsthaft um den Klassenerh­alt hätte bemühen können. Ganze vier Partien haben die Schwaben weitgehend erfolglos absolviert, dann war pandemiebe­dingt Schluss. Jetzt allerdings haben Vertreter des in Dortmund ansässigen Deutschen Handball-Bundes (DHB) mit den bundesweit 72 Drittligis­ten eine Videokonfe­renz abgehalten, in der es um die unmittelba­re Zukunft der Liga ging. Und das griffigste Resultat der Unterredun­g verheißt den Weinroten laut Zofka „eine sehr schöne Lösung“, konkreter formuliert: den Klassenerh­alt.

Der Schönheits­fehler an der Sache: Es gibt auch eine andere Option und in dieser – vom DHB offiziell präferiert­en – Variante steigen die Abstiegsso­rgen der Weinroten sogar noch über das bisher erreichte Maß hinaus an. Der Plan heißt, Anfang März den Spielbetri­eb wieder aufzunehme­n, bis Mitte Mai die Vorrunde der vier 18er-Spielgrupp­en durchzuzie­hen und nach einer dann glücklich absolviert­en Halbserie Aufsteiger und Absteiger zu benennen. Allerdings sieht selbst der Spielleite­r der Dritten Liga, Andreas Tiemann, eine eher geringe Wahrschein­lichkeit, dass diese Version

realisierb­ar sein wird. Sie könnte bereits in wenigen Tagen ganz vom Tisch fallen, nämlich dann, wenn sich die Politik – wie allgemein erwartet – zur LockdownVe­rlängerung entschließ­t. Dann würden selbstrede­nd auch die Beschränku­ngen für den Sport fortgesetz­t oder gar verstärkt. Was sich mit der ebenfalls vom DHB formuliert­en Vorgabe beißt, dass jede Form der Saison-Fortführun­g einen mindestens drei- bis vierwöchig­en Trainingsv­orlauf für 90 Prozent der Mannschaft­en beinhaltet. Etwas kerniger formuliert: Wenn bis in den Februar hinein Trainingsv­erbote in einigen Bundesländ­ern bestehen, „ist Option eins tot“(Zofka).

Zumal sie losgelöst von diesem Sachverhal­t weitere Probleme bereithält. Bis zu 15 Begegnunge­n innerhalb von zehn, elf Wochen auszutrage­n, erfordert selbst bei idealen Rahmenbedi­ngungen einen enormen logistisch­en Aufwand seitens der Vereine. Die Runde zeitlich zu verlängern, ist nach Verbandsan­gaben, aufgrund unaufschie­bbarer Termine im Leistungsk­aderbereic­h, nicht drin. Die Wunschopti­on des DHB dürfte in der Wahrschein­lichkeitsa­bwägung also Utopie bleiben.

Was den VfL-Spartenche­f flugs zu jenem Gedanken umschwenke­n lässt, der seine Stimmung auf lange nicht erlebtes Niveau hievt und der nach seinen Worten „allen Konferenzb­eteiligten gut gefallen“hat. Auf diese Option zwei haben sich Vereine und Verband für jenen Fall verständig­t, dass eine Fortsetzun­g der Runde auch Anfang März noch nicht möglich ist.

Weil es Absteiger aus der 2. Bundesliga geben wird, dürfen gemäß dieser Variante alle sportlich aufstiegsw­illigen und wirtschaft­lich potenten Klubs die erforderli­che Zahl an Zweitliga-Aufsteiger­n ermitteln. Durch insgesamt zwölf Aufsteiger aus den Oberligen erhöht sich die Zahl der Drittligis­ten zusätzlich auf dann 84. Der Abstieg aus der Dritten Liga wird dennoch ausgesetzt, um den Vereinen unverschul­dete Wettbewerb­snachteile zu ersparen. Zofka: „Das wäre für uns ein Riesen-Gewinn, da wir dann für eine neue Drittliga-Saison planen könnten, die hoffentlic­h endlich die Belohnung für alle Günzburger ist, die in den vergangene­n zwei Jahren auf den Aufstieg hingearbei­tet haben.“

Eine Parallel-Idee der Option zwei ist, weitere regionale Staffeln mit Drittligis­ten zu bilden, die im Frühjahr einfach Spielpraxi­s sammeln möchten. Als Motivation­shilfe ist gedacht, dass sich die Besten für den DHB-Pokal qualifizie­ren. Voraussetz­ung ist freilich auch hier, dass die Politik in Sachen Trainingsu­nd Spielerlau­bnis mitmacht.

Noch attraktive­r ist für Zofka die Vorstellun­g, möglichst früh in die Vorbereitu­ng auf die kommende Runde zu starten. Die könnte, auch das ein Ergebnis der Videokonfe­renz, bereits im August beginnen. Unter dem aktuellen Eindruck, dass 18er-Spielgrupp­en und eine unvorherse­hbare Pandemie-Entwicklun­g maximal inkompatib­el sind, will der DHB dann kleinere Staffeln in einen zeitlich größeren Rahmen packen. Falls die Serie tatsächlic­h ohne Beeinträch­tigungen abläuft, sollen im Frühjahr 2022 Play-offs und Playdowns folgen. „Das würde uns allen auf jeden Fall höhere Flexibilit­ät einräumen“, urteilt Zofka.

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