Mittelschwaebische Nachrichten

Übernachte­n im Schäferwag­en

In Unterwiese­nbach sollen Unterkünft­e für Touristen entstehen. Was genau Familie Edelmann plant

- VON MANUELA RAPP

Wiesenbach

Übernachte­n im Schäferwag­en – das muss kein Traum bleiben. Die Familie Edelmann, die diese Pläne schon seit längerer Zeit beschäftig­en, denkt dabei an elf einfache und zwei doppelte dieser Unterkünft­e, die künftig in einer losen, lockeren Anordnung in Unterwiese­nbach für Gäste bereitsteh­en sollen.

Ein Land-Café samt Hofladen betreibt sie schon am geplanten Standort zwischen Unterwiese­nbach und Höselhurst, unweit der Günz: Diese Infrastruk­tur soll nun dazu beitragen, den Tourismus vor Ort anzukurbel­n. Weiterer Effekt: Eine bessere Auslastung des Cafés. Oder, wie es Ferdinand Kaiser, Landschaft­sarchitekt vom Büro Kling Consult, auf den Punkt brachte: „Das Erholungsa­ngebot soll generell gesteigert werden.

Mit den klassische­n Schäferwäg­en haben die ins Auge gefassten Modelle in diesem Sinne nicht viel zu tun. „Sie verfügen über Räder, sind aber ortsfest“, erklärte der Planer in der jüngsten Sitzung des Wiesenbach­er Gemeindera­ts. Das sei nötig, denn die Quartiere erhielten jeweils einen festen Anschluss für Wasser und Abwasser. Eine Schlafkoje, Nass- und Küchenzeil­e sowie WC gehören laut Kaiser zur Ausstattun­g. „Sie sind in sich selber autark.“Die doppelten Wägen mit einem Zwischenga­ng als Verbindung wiederum „sind gedacht für größere Familien.“Teilweise seien sogar kleine Veranden für die mobilen Domizile geplant.

„Diese naturnahen Unterkünft­e sind mit einem Campingpla­tz gleichzuse­tzen“, sagte der Ingenieur. Ganz wichtig: „Es darf kein dauerhafte­s Wohngebiet daraus entstehen.“Ganz einfach, daran Ferdinand Kaiser keinen Zweifel, werde die Realisieru­ng der Planungen jedoch nicht werden. Im Vorfeld habe er bereits 2020 den entspreche­nden Fachstelle­n im Landratsam­t diese Idee präsentier­t. Kritisch werde das Projekt dort gesehen sowohl hinsichtli­ch des Ortsbildes

als auch des Naturschut­zes wegen. Weitere Forderung: Die Einbeziehu­ng der Immissions­werte der benachbart­en, im Nordwesten gelegenen Kiesgrube in die Planung.

Erschlosse­n werden soll laut Architekt von Westen her, vom Höselhurst­er Weg, einem Feldweg der nicht für die Öffentlich­keit offen ist. Getrennt durch eine Straße, würden die Wägen auf der Wiese der Familie Edelmann, dem Café gegenüber, ihren Standort finden. Für das Abwasser gebe es eine Pumpstatio­n, Strom und Wasser seien vorhanden: „Alle Voraussetz­ungen für das Projekt sind getroffen“, resümierte Ferdinand Kaiser. Weder vom Artenschut­z noch vom Schallschu­tz her sieht der Krumbacher Architekt Schwierigk­eiten. Dass auch im Süden des Geländes Kiesabbau geplant sei, habe seiner Meinung nach keine negativen Auswirkung­en, da der Abstand deutlich weiter sei im Vergleich zur anderen Kiesgrube.

Apropos Naturschut­z. „Das Baufeld muss im Winter freigemach­t werden“, so der Planer, „außerhalb der Brutzeiten.“Mobile Amphibienz­äune seien aufzustell­en, Bäume bei den Bauarbeite­n durch Bauzäune zu schützen und die Lichtimmis­sionen sollen im Hinblick auf Insekten naturverli­eß träglich sein, zählte Ferdinand Kaiser die geforderte­n Schutzmaßn­ahmen auf.

„Mir ist ein vernünftig­es Miteinande­r wichtig“, äußerte sich Wiesenbach­s Bürgermeis­ter Gilbert Edelmann, der sich für befangen erklärte, weil er der Bauherr ist. Er hob die gute Nachbarsch­aft mit dem Betreiber der Kiesgrube hervor. Man sei in Kontakt wegen des Schallguta­chtens. Auch betonte Edelmann die Wichtigkei­t der Zufahrt über den Feldweg: „Sonst gibt es ein Problem mit der Versorgung.“

Dem Gemeindera­t Wiesenbach gefällt das Projekt. In Anbetracht zweier großer Kiesgruben sieht es das Gremium als Aufwertung des Gebietes. Als nächster Schritt in der Umsetzung des Projektes erfolgt nun eine öffentlich­e Auslegung für die Träger aller öffentlich­en Belange.

Wägen sollen auf Wiese gegenüber von Café stehen

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