Mittelschwaebische Nachrichten
Übernachten im Schäferwagen
In Unterwiesenbach sollen Unterkünfte für Touristen entstehen. Was genau Familie Edelmann plant
Wiesenbach
Übernachten im Schäferwagen – das muss kein Traum bleiben. Die Familie Edelmann, die diese Pläne schon seit längerer Zeit beschäftigen, denkt dabei an elf einfache und zwei doppelte dieser Unterkünfte, die künftig in einer losen, lockeren Anordnung in Unterwiesenbach für Gäste bereitstehen sollen.
Ein Land-Café samt Hofladen betreibt sie schon am geplanten Standort zwischen Unterwiesenbach und Höselhurst, unweit der Günz: Diese Infrastruktur soll nun dazu beitragen, den Tourismus vor Ort anzukurbeln. Weiterer Effekt: Eine bessere Auslastung des Cafés. Oder, wie es Ferdinand Kaiser, Landschaftsarchitekt vom Büro Kling Consult, auf den Punkt brachte: „Das Erholungsangebot soll generell gesteigert werden.
Mit den klassischen Schäferwägen haben die ins Auge gefassten Modelle in diesem Sinne nicht viel zu tun. „Sie verfügen über Räder, sind aber ortsfest“, erklärte der Planer in der jüngsten Sitzung des Wiesenbacher Gemeinderats. Das sei nötig, denn die Quartiere erhielten jeweils einen festen Anschluss für Wasser und Abwasser. Eine Schlafkoje, Nass- und Küchenzeile sowie WC gehören laut Kaiser zur Ausstattung. „Sie sind in sich selber autark.“Die doppelten Wägen mit einem Zwischengang als Verbindung wiederum „sind gedacht für größere Familien.“Teilweise seien sogar kleine Veranden für die mobilen Domizile geplant.
„Diese naturnahen Unterkünfte sind mit einem Campingplatz gleichzusetzen“, sagte der Ingenieur. Ganz wichtig: „Es darf kein dauerhaftes Wohngebiet daraus entstehen.“Ganz einfach, daran Ferdinand Kaiser keinen Zweifel, werde die Realisierung der Planungen jedoch nicht werden. Im Vorfeld habe er bereits 2020 den entsprechenden Fachstellen im Landratsamt diese Idee präsentiert. Kritisch werde das Projekt dort gesehen sowohl hinsichtlich des Ortsbildes
als auch des Naturschutzes wegen. Weitere Forderung: Die Einbeziehung der Immissionswerte der benachbarten, im Nordwesten gelegenen Kiesgrube in die Planung.
Erschlossen werden soll laut Architekt von Westen her, vom Höselhurster Weg, einem Feldweg der nicht für die Öffentlichkeit offen ist. Getrennt durch eine Straße, würden die Wägen auf der Wiese der Familie Edelmann, dem Café gegenüber, ihren Standort finden. Für das Abwasser gebe es eine Pumpstation, Strom und Wasser seien vorhanden: „Alle Voraussetzungen für das Projekt sind getroffen“, resümierte Ferdinand Kaiser. Weder vom Artenschutz noch vom Schallschutz her sieht der Krumbacher Architekt Schwierigkeiten. Dass auch im Süden des Geländes Kiesabbau geplant sei, habe seiner Meinung nach keine negativen Auswirkungen, da der Abstand deutlich weiter sei im Vergleich zur anderen Kiesgrube.
Apropos Naturschutz. „Das Baufeld muss im Winter freigemacht werden“, so der Planer, „außerhalb der Brutzeiten.“Mobile Amphibienzäune seien aufzustellen, Bäume bei den Bauarbeiten durch Bauzäune zu schützen und die Lichtimmissionen sollen im Hinblick auf Insekten naturverließ träglich sein, zählte Ferdinand Kaiser die geforderten Schutzmaßnahmen auf.
„Mir ist ein vernünftiges Miteinander wichtig“, äußerte sich Wiesenbachs Bürgermeister Gilbert Edelmann, der sich für befangen erklärte, weil er der Bauherr ist. Er hob die gute Nachbarschaft mit dem Betreiber der Kiesgrube hervor. Man sei in Kontakt wegen des Schallgutachtens. Auch betonte Edelmann die Wichtigkeit der Zufahrt über den Feldweg: „Sonst gibt es ein Problem mit der Versorgung.“
Dem Gemeinderat Wiesenbach gefällt das Projekt. In Anbetracht zweier großer Kiesgruben sieht es das Gremium als Aufwertung des Gebietes. Als nächster Schritt in der Umsetzung des Projektes erfolgt nun eine öffentliche Auslegung für die Träger aller öffentlichen Belange.
Wägen sollen auf Wiese gegenüber von Café stehen