Mittelschwaebische Nachrichten
Warum Regenwürmer im Beet wichtig sind
Wie man ein Gemüsebeet anlegt und was man tun kann, damit der Boden nicht steinhart wird
Krumbach Die Pandemie hat uns alle an Haus oder Wohnung gebunden. Glück für den, der einen Garten oder einen Balkon hat. Dort kann man sich ausleben und frische Luft tut ohnehin gut, genauso wie frisch geerntetes Gemüse oder Kräuter. Einen Garten habe ich schon lange. Ein Gemüsebeet ist angelegt und ich habe es auch schon mehrere Jahre bestellt. Mit mehr oder weniger Erfolg. Immer wieder drängten sich andere Dinge in den Vordergrund, das Gemüse vertrocknete oder wurde vom Unkraut überwuchert. Aber zumindest die Schnecken wurden satt und vermehrten sich üppig.
Heuer soll das anders werden. Immer noch durch Corona ans Zuhause gebunden, soll mir dieses Jahr eine reiche Ernte bescheren. In BioQualität natürlich. Wenn ich mir schon die Arbeit mache, dann soll auch die Qualität außergewöhnlich werden. Mal sehen, ob sie das dann wird. Tina Sailer, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Günzburg steht für anfallende Fragen bei meinem Projekt Gemüsegarten bereit.
Wer noch keinen Gemüsegarten hat, muss natürlich zunächst die Standortfrage klären. Wie viel Arbeit will ich investieren, was soll dort wachsen, wer wird das alles essen – alles Dinge, die zu klären sind. Es nutzt nichts, Rote Beete zu pflanzen, wenn man vorher schon weiß: Die mag keiner. „Voll besonnt“ist für Tina Sailer die erste Wahl für ein Gemüsebeet und der wichtigste Punkt, den sie nennt. Aber Halbschatten gehe auch, sagt sie. Das hängt natürlich vom Platz ab, den man zur Verfügung hat.
Auch andere Umstände zählen, wie ich leidvoll erfahren musste. Der erste Standort meines Beetes, vollsonnig, wurde bei Regen regelmäßig überschwemmt und weil der Boden sehr lehmhaltig ist, blieb das Wasser dort eine Weile stehen. Da hätte sich vielleicht der Reisanbau gelohnt. Den Erdbeeren und den Radieschen bekam es nicht, wenn sie tagelang unter Wasser standen. Also musste das Beet an einen höher gelegenen Standort umziehen. Jetzt hat es den ganzen Tag Sonne und kann von einer Regenwassertonne aus in der Nähe versorgt werden. Gießkannen-Weit-Schleppen ist nämlich nicht so mein Ding.
Als Faustregel für die Größe eines Beetes nennt Tina Sailer eine Breite von 1,20 Meter, die beachtet werden sollte – vorausgesetzt man hat von beiden Seiten Zugang. Kann man das Beet breiter machen, sollte nach 1,20 Metern ein Weg angelegt werden, der etwa 30 Zentimeter breit ist. Dafür kann schlichtweg die Erde festgetreten werden. Holzbretter schaffen ebenso kleine Wege, die bei Regen weniger matschig sind. „Man kann auf der kleinsten Fläche gärtnern“, betont die Kreisfachberaterin.
Mein Beet ist schon da. Es hat etwa zwölf Quadratmeter. Ein Teil ist mit Erdbeeren belegt, der Rhabarber spitzelt bereits aus der Erde und auch die Schnattern oder Winterzwiebeln lassen sich von der Kälte nicht schrecken. Wer jetzt neu anfängt, muss natürlich zunächst ein Beet schaffen, das heißt wohl in vielen Fällen, dass Rasenfläche umgegraben werden muss. Für die weniger anstrengende Variante, bei der der Rasen mit Karton und darüber Kompost abgedeckt wird, dürfte es im Frühjahr zu spät sein. Jetzt bleibt nur der Spaten.
Für diejenigen, die bereits ein Beet haben, stellt sich die Frage: Umgraben oder nur oberflächlich lockern? Eigentlich stellt sich diese Frage im Herbst schon. Ich hatte mich jedoch entschieden, im Herbst Gelbsenf als Gründüngung auszubringen, und da konnte ich ja schlecht gleich umgraben. Auch wenn der Gedanke, dass der Frost die großen Schollen sprengt und zu feiner Erde werden lässt, verlockend war. Kreisfachberaterin Tina Sailer hält jedoch ohnehin wenig vom Umgraben. „Jedes Mal wird der Mikrokosmos Boden zerstört“, erläutert sie. Die Gänge der Regenwürmer, die die Bodenstruktur verbessern, werden vernichtet. Es sei besser, den Boden lediglich zu lockern, mit einem sogenannten Sauzahn oder eben über Pflanzen, die den Boden durch ihre Wurzeln lockern, Sonnenblumen etwa oder Gründüngung. Die Gründüngung könne im Frühjahr als Mulchschicht liegen bleiben. Auch während der Pflanzphase schütze Mulch gegen die Verdunstung.
Ich hatte einen Teil meines Beetes leider schon umgegraben. Eben weil mein Beet noch sehr jung ist und der Boden äußerst lehmhaltig. Wie einbetoniert stehen bei mir die Pflanzen manchmal im steinharten Boden. Wie Tina Sailer erklärt, wird aber genau das durch Umgraben gefördert. Sie empfiehlt, in diesem Fall Sand unterzumischen. Mein Nachbar, ein weitaus erfahrener und erfolgreicher Gärtner, sagt, es dauere einfach Jahre, bis der Boden im Beet richtig gut sei. Und die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen: Er hat recht. Gezeigt hat sich aber beim teilweisen Umgraben in diesem Jahr, dass wirklich fette Regenwürmer in meinem Beet leben. Auch einige Engerlinge habe ich gefunden. Die kenne ich schon. Vergangenes Jahr haben sie die Wurzeln meiner Paprikapflanzen verspeist. Daraus dürften Juni-Käfer werden, die uns einmal im Jahr in großer Anzahl „beglücken“.
Die Bodenbeschaffenheit ist für Tina Sailer ein Punkt, den es bei der Auswahl des Standortes für ein Beet zu bedenken gilt. Allerdings habe man hier durchaus Möglichkeiten zur Verbesserung – unter anderem über Kompost. Ein Liter pro Quadratmeter reiche aus, sagt sie. Mit vom Rasenmäher gehäckseltem Laub könnte über den Winter gemulcht werden. Laub sei nämlich das eigentliche „Gold des Gärtners“, betont Sailer. Ernteabfälle können ganzjährig den Boden bedecken. Bei mir sind es immer die großen Blätter des Rhabarbers oder der Zucchinipflanze, mit denen ich den Boden im Gemüsebeet bedecke und so schütze.