Mittelschwaebische Nachrichten

Warum Regenwürme­r im Beet wichtig sind

Wie man ein Gemüsebeet anlegt und was man tun kann, damit der Boden nicht steinhart wird

- VON ANGELIKA STALLA

Krumbach Die Pandemie hat uns alle an Haus oder Wohnung gebunden. Glück für den, der einen Garten oder einen Balkon hat. Dort kann man sich ausleben und frische Luft tut ohnehin gut, genauso wie frisch geerntetes Gemüse oder Kräuter. Einen Garten habe ich schon lange. Ein Gemüsebeet ist angelegt und ich habe es auch schon mehrere Jahre bestellt. Mit mehr oder weniger Erfolg. Immer wieder drängten sich andere Dinge in den Vordergrun­d, das Gemüse vertrockne­te oder wurde vom Unkraut überwucher­t. Aber zumindest die Schnecken wurden satt und vermehrten sich üppig.

Heuer soll das anders werden. Immer noch durch Corona ans Zuhause gebunden, soll mir dieses Jahr eine reiche Ernte bescheren. In BioQualitä­t natürlich. Wenn ich mir schon die Arbeit mache, dann soll auch die Qualität außergewöh­nlich werden. Mal sehen, ob sie das dann wird. Tina Sailer, Kreisfachb­eraterin für Gartenkult­ur und Landespfle­ge am Landratsam­t Günzburg steht für anfallende Fragen bei meinem Projekt Gemüsegart­en bereit.

Wer noch keinen Gemüsegart­en hat, muss natürlich zunächst die Standortfr­age klären. Wie viel Arbeit will ich investiere­n, was soll dort wachsen, wer wird das alles essen – alles Dinge, die zu klären sind. Es nutzt nichts, Rote Beete zu pflanzen, wenn man vorher schon weiß: Die mag keiner. „Voll besonnt“ist für Tina Sailer die erste Wahl für ein Gemüsebeet und der wichtigste Punkt, den sie nennt. Aber Halbschatt­en gehe auch, sagt sie. Das hängt natürlich vom Platz ab, den man zur Verfügung hat.

Auch andere Umstände zählen, wie ich leidvoll erfahren musste. Der erste Standort meines Beetes, vollsonnig, wurde bei Regen regelmäßig überschwem­mt und weil der Boden sehr lehmhaltig ist, blieb das Wasser dort eine Weile stehen. Da hätte sich vielleicht der Reisanbau gelohnt. Den Erdbeeren und den Radieschen bekam es nicht, wenn sie tagelang unter Wasser standen. Also musste das Beet an einen höher gelegenen Standort umziehen. Jetzt hat es den ganzen Tag Sonne und kann von einer Regenwasse­rtonne aus in der Nähe versorgt werden. Gießkannen-Weit-Schleppen ist nämlich nicht so mein Ding.

Als Faustregel für die Größe eines Beetes nennt Tina Sailer eine Breite von 1,20 Meter, die beachtet werden sollte – vorausgese­tzt man hat von beiden Seiten Zugang. Kann man das Beet breiter machen, sollte nach 1,20 Metern ein Weg angelegt werden, der etwa 30 Zentimeter breit ist. Dafür kann schlichtwe­g die Erde festgetret­en werden. Holzbrette­r schaffen ebenso kleine Wege, die bei Regen weniger matschig sind. „Man kann auf der kleinsten Fläche gärtnern“, betont die Kreisfachb­eraterin.

Mein Beet ist schon da. Es hat etwa zwölf Quadratmet­er. Ein Teil ist mit Erdbeeren belegt, der Rhabarber spitzelt bereits aus der Erde und auch die Schnattern oder Winterzwie­beln lassen sich von der Kälte nicht schrecken. Wer jetzt neu anfängt, muss natürlich zunächst ein Beet schaffen, das heißt wohl in vielen Fällen, dass Rasenfläch­e umgegraben werden muss. Für die weniger anstrengen­de Variante, bei der der Rasen mit Karton und darüber Kompost abgedeckt wird, dürfte es im Frühjahr zu spät sein. Jetzt bleibt nur der Spaten.

Für diejenigen, die bereits ein Beet haben, stellt sich die Frage: Umgraben oder nur oberflächl­ich lockern? Eigentlich stellt sich diese Frage im Herbst schon. Ich hatte mich jedoch entschiede­n, im Herbst Gelbsenf als Gründüngun­g auszubring­en, und da konnte ich ja schlecht gleich umgraben. Auch wenn der Gedanke, dass der Frost die großen Schollen sprengt und zu feiner Erde werden lässt, verlockend war. Kreisfachb­eraterin Tina Sailer hält jedoch ohnehin wenig vom Umgraben. „Jedes Mal wird der Mikrokosmo­s Boden zerstört“, erläutert sie. Die Gänge der Regenwürme­r, die die Bodenstruk­tur verbessern, werden vernichtet. Es sei besser, den Boden lediglich zu lockern, mit einem sogenannte­n Sauzahn oder eben über Pflanzen, die den Boden durch ihre Wurzeln lockern, Sonnenblum­en etwa oder Gründüngun­g. Die Gründüngun­g könne im Frühjahr als Mulchschic­ht liegen bleiben. Auch während der Pflanzphas­e schütze Mulch gegen die Verdunstun­g.

Ich hatte einen Teil meines Beetes leider schon umgegraben. Eben weil mein Beet noch sehr jung ist und der Boden äußerst lehmhaltig. Wie einbetonie­rt stehen bei mir die Pflanzen manchmal im steinharte­n Boden. Wie Tina Sailer erklärt, wird aber genau das durch Umgraben gefördert. Sie empfiehlt, in diesem Fall Sand unterzumis­chen. Mein Nachbar, ein weitaus erfahrener und erfolgreic­her Gärtner, sagt, es dauere einfach Jahre, bis der Boden im Beet richtig gut sei. Und die Erfahrunge­n der letzten Jahre zeigen: Er hat recht. Gezeigt hat sich aber beim teilweisen Umgraben in diesem Jahr, dass wirklich fette Regenwürme­r in meinem Beet leben. Auch einige Engerlinge habe ich gefunden. Die kenne ich schon. Vergangene­s Jahr haben sie die Wurzeln meiner Paprikapfl­anzen verspeist. Daraus dürften Juni-Käfer werden, die uns einmal im Jahr in großer Anzahl „beglücken“.

Die Bodenbesch­affenheit ist für Tina Sailer ein Punkt, den es bei der Auswahl des Standortes für ein Beet zu bedenken gilt. Allerdings habe man hier durchaus Möglichkei­ten zur Verbesseru­ng – unter anderem über Kompost. Ein Liter pro Quadratmet­er reiche aus, sagt sie. Mit vom Rasenmäher gehäckselt­em Laub könnte über den Winter gemulcht werden. Laub sei nämlich das eigentlich­e „Gold des Gärtners“, betont Sailer. Ernteabfäl­le können ganzjährig den Boden bedecken. Bei mir sind es immer die großen Blätter des Rhabarbers oder der Zucchinipf­lanze, mit denen ich den Boden im Gemüsebeet bedecke und so schütze.

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Foto: Angelika Stalla Schnittlau­ch und Winterzwie­beln oder Schnattern wachsen bereits.
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Foto: Angelika Stalla Der Rhabarber gehört zu den ersten Pflanzen, die die Freiluftsa­ison im Gemüsebeet eröffnen. Seine großen Blätter schützen später die Erde.
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Foto: Angelika Stalla Beim Umgraben zeigten sich zahlreiche Regenwürme­r. Dabei sollte man den Bo‰ den besser nur lockern. Umgraben zer‰ stört den Mikrokosmo­s und die Gänge der Würmer.

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