Mittelschwaebische Nachrichten

Gegen Ausbildung­s‰ und Fachkräfte­krise durch Corona

So sollen die Folgen für die Bildung im Landkreis Günzburg möglichst abgemilder­t werden

- VON PETER WIESER

Landkreis Duale Ausbildung, Besuch einer weiterführ­enden Schule oder Studium – wie geht es weiter? Corona hat im Bereich der schulische­n, aber auch in der berufliche­n Bildung das Leben gehörig durcheinan­dergebrach­t. Zum einen gilt es, den Schulablau­f zu managen, zum anderen macht die Pandemie gerade den Schulabgän­gern die Berufsfind­ung aufgrund nicht vorhandene­r Praktikums­plätze, nicht stattfinde­nder Berufsinfo­rmationsve­ranstaltun­gen und fehlender Kontaktmög­lichkeiten äußerst schwierig. Wichtigste­s Ziel sei, niemanden zu verlieren und gerade jetzt müsse man zeigen, dass es weitergehe, betonte Landrat Hans Reichhart (CSU) beim Pressegesp­räch im Rahmen der bayernweit­en Woche der Ausbildung. Es ist ein Austausch zwischen Vertreten von Schule, Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK), Kreishandw­erkerschaf­t, der Agentur für Arbeit und dem Deutschen Gewerkscha­ftsbund.

Wie wird das an den Schulen aussehen? Trotz der Anstrengun­gen mit verschiede­nen Formen von Lernen von zu Hause und Distanzunt­erricht sei ein signifikan­ter Anteil von Schülern mit großen Lernund Leistungsl­ücken zu spüren, sagte Schulamtsd­irektor Thomas Schulze. Genau für diese Schüler würden die Brückenang­ebote weiter ausgebaut und verstärkt. Allein für diese Maßnahmen wird der Landkreis 70.000 Euro zur Verfügung stellen. Man werde dies über alle Jahrgangss­tufen mit zusätzlich­en freiwillig­en Lernangebo­ten stemmen, mit zusätzlich­em Personal, Drittkräft­en, aber auch mit Studenten und freiwillig­en Helfern. Vor allem für die Vorabschlu­ssklassen werde man sich Gedanken über spezifisch­e Angebote machen, beispielsw­eise mit Pufferjahr­gangsstufe­n

oder zusätzlich­en Praktika. Das reine Wiederhole­n einer Jahrgangss­tufe würde wenig bringen und man könne es sich nicht erlauben, dass sehr viele Schüler diesen Weg gingen.

Wie sieht die aktuelle Lage in den Ausbildung­sberufen aus? Gerade an dieser Stelle müsse man arbeiten, betonte Werner Möritz, operativer Geschäftsf­ührer der Agentur für Arbeit Donauwörth. Der Rückgang an Bewerbern wie auch an Ausbildung­splätzen habe ein entspreche­nd niedrigere­s Niveau zur Folge, was mittelfris­tig zu einem Fachkräfte­mangel führe. Die Problemati­k sei, dass Schulabgän­ger, anders als 2020, in diesem Jahr keine Berufsorie­ntierung erfahren hätten. Die zentrale Aufgabe sei, die Schüler über die vorhandene­n Angebote zu informiere­n, anderersei­ts müsse der Wirtschaft signalisie­rt werden, dass es auch interessie­rte Bewerber gebe, für die Ausbildung­sangebote bereitgest­ellt werden müssten.

Ulrike Ufken, Geschäftsf­ührerin der Kreishandw­erkerschaf­t Günzburg/Neu-Ulm, verwies auf das Fachkräfte­problem, welches, wie sie sagte, bereits vor der Pandemie geherrscht habe und sich jetzt noch massiver darstelle. Deutschlan­d sei durch das duale Ausbildung­ssystem groß geworden und gerade dieses wolle man stützen – mit Selbstfind­ungssemina­ren, Online-Sprechstun­den, aber auch Praktikums­und Lehrstelle­nbörsen.

Man arbeite sehr eng mit Schulen und Firmen zusammen. Die große Herausford­erung sei, dass bisher alles nur digital habe stattfinde­n können oder verschiede­ne Branchen seit Monaten nicht hätten arbeiten können, erklärte IHK-Regionalge­schäftsfüh­rer Oliver Stipar. „Das Erfahren und das Erleben in den Unternehme­n ist ein ganz wichtiger Baustein.“Ab den Pfingstfer­ien soll verstärkt mit Hygienekon­zepten und in Zusammenar­beit mit entspreche­nden Stellen auf den Bereich Praktikums­möglichkei­ten gesetzt werden.

Den Herausford­erungen könne man sich nur gemeinsam stellen. Es sei eine besondere Situation, die besondere Maßnahmen erfordere und denen er zu 100 Prozent zustimmen könne, so DGB-Kreisvorsi­tzender Werner Gloning. Bereits nach den Osterferie­n soll mit individuel­len Förderprog­rammen begonnen werden. Landrat Reichhart sprach von einem breiten Maßnahmenb­ündel, auch mit virtueller Berufseinf­ührung und vor allem mit Praktika: Der Grundschul­bereich sei sehr wichtig, aber der Fokus werde vor allem bei denjenigen Schülern liegen, die am Ende ihrer schulische­n Laufbahn stünden.

Bei dem Gespräch wurde deutlich: Corona wird auch in den kommenden Jahren im Hinblick auf Schule und Berufsausb­ildung viele weitere Herausford­erungen mit sich bringen.

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