Mittelschwaebische Nachrichten
Vielversprechende Pumpversuche bei neuem Thannhauser Brunnen
Vom Glück, in einem wasserreichen Gebiet zu leben. Thannhausen plant eine komplett neue Trinkwasserversorgung. Wie weit die Arbeiten an den drei Brunnen sind
Thannhausen Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt seit einer Entscheidung der Vereinten Nationen. Die Mittelschwäbischen Nachrichten nehmen dies zum Anlass, einmal über ein großes Projekt der Trinkwasserversorgung im Landkreis Günzburg zu berichten. Es ist die komplette Neuaufstellung der Trinkwasserversorgung in Thannhausen. Bisher versorgte sich die Stadt aus Flachbrunnen aus den Kiesen des Mindeltals. Das bringt unter anderem mit sich, dass das Wasser sehr kalkhaltig ist und Einflüssen des Menschen von der Oberfläche her ausgesetzt sein könnte. In Thannhausen haben Untersuchungen ergeben, dass die Deckschicht über dem Wasserstockwerk, aus dem man das Thannhauser Wasser bisher gewinnt, so dünn sei und zusätzlich bei Trockenheit durch Sonneneinstrahlung bereits Trockenrisse im Boden entstehen, die dieses Trinkwasserstockwerk anfällig für Einflüsse von oben machten. „So war das Trinkwasser einfach nicht mehr schützbar“, erklärt Armin Wiesmüller vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Darum, aber auch wegen der inzwischen überalterten Brunnenanlage hatte sich die Stadt entschlossen, die Wasserversorgung auf eine neue Grundlage zu stellen. Nach der Sanierung des Hochbehälters der Stadt ging es an die Brunnenbohrungen im Süden der Stadt.
In Zukunft wird es drei neue Brunnen geben, die das städtische Trinkwasser dann aus einer viel tieferen Wasserschicht fördern werden (wir berichteten). Aktuell ist der erste Brunnen, der sich nahe des Thannhauser Wasserwerks an der Bayersrieder Straße befindet, fertiggestellt. Es haben bereits erste Pump– und Spülversuche stattgefunden und von der förderfähigen Menge Wasser war man erfreut, informiert Bürgermeister Alois Held auf Nachfrage. „Die Versuche sind abgeschlossen beim Brunnen eins und er ist viel ergiebiger, als man es erwartet hat“, sagt er. Auf die Ergebnisse der Analyse des geförderten Wassers muss man noch warten. Auch der zweite Brunnen, in Sichtweite des Brunnens 1, aber näher an der Stadt gelegen, ist weit fortgeschritten. Das Filterrohr ist bereits unten, und auch die beiden Peilrohre mit kleinerem Querschnitt für Messungen sind daneben in die Tiefe geführt. Nun wird der Ringraum um den Filter mit feinem Quarzkies verfüllt. Wenn das abgeschlossen ist, können auch hier Pumpversuche stattfinden. Danach zieht die Baustelle dann um und die Bohrung des dritten Brunnens wird in Angriff genommen. Ein bisschen sei man mit den Bohrungen im Zeitverzug, so der Thannhauser Rathauschef. Beim zweiten Brunnen habe man ein bisschen Probleme mit der Geologie gehabt bei der Bohrung, erzählt er.
Armin Wiesmüller vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth erklärt, dass es beim erbohrten Material einen sogenannten Nachfall, einen Einbruch in den Schichten gegeben habe. Das sei nichts so Ungewöhnliches. Man bohre in Thannhausen mit dem Bohrverfahren der Spülbohrung. Mittels einer Bohrflüssigkeit wird das Rohr stabilisiert.
Wenn das anschließende Gebirge (so bezeichnet ein Geologe die Erdschichten) zu instabil ist, dass das Bohrloch nicht ausreichend mit der Bohrflüssigkeit stabilisiert werden kann, dann kommt es zu einem Einbruch von Schichten. „Das war aber nicht dramatisch“, so Wiesmüller.
Der betroffene Bereich wurde kurzfristig mit einer Verrohrung gesichert und im Zuge des Brunnenausbaus kann dies durch eine Verkiesung wieder ausgeglichen werden. Er erklärt die Brunnenbohrung für den Laien: Ein Schutzrohr wird bis auf 17 Meter Tiefe gebracht, um den Kiesgrundwasserleiter auszusperren.
Darin wird hinuntergebohrt auf etwa 50 Meter in sandige Schichten. In das Bohrloch wird dann ein sogenannter Edelstahlwickeldrahtfilter für den Brunnenausbau verwendet. Wo sich eine bindige geologische Schicht befindet, da ist das Rohr ein Vollrohr, dann komme wieder ein Filterrohr und auf den letzten 20 Metern nach oben sei wieder ein sogenanntes Vollrohr verbaut.
Wiesmüller ist es sehr wichtig, am Welttag des Wassers auf die Bedeutung von Wasser als wichtigstem Lebensmittel des Menschen aufmerksam zu machen. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir vor der Haustür Wasserreservoirs haben, die wir nutzen können. Wir haben Glück, dass wir in einem so wasserreichen Gebiet leben können“, sagt er.
Bereits im Norden Bayerns sehe das ganz anders aus, geschweige denn weltweit. Wasser ist ein schützenswertes Gut, darum schöpfe man auch nicht ohne Not aus tiefen
Grundwasserschichten. Anliegen des Wasserwirtschaftsamtes sei, mit Wasser zu wirtschaften beziehungsweise zu haushalten. „Wir achten auf erneuerbare Wassergebiete und gehen sorgsam mit Tiefenwasser um. Da gibt es auch entsprechende Vorgaben“, so Wiesmüller.
In Thannhausen habe man einen Kompromiss gefunden. Man fördere künftig Wasser aus einem oberen tertiären Stockwerk im Gegensatz zu Tausende Jahre altem Tiefenwasser. Diese oberen tertiären wasserführenden Schichten würden immer wieder gespeist von quartärem Wasser, sodass man ein Gebiet auch nicht übernutzen würde. „Das wäre fatal, wenn wir unsere wertvollsten Grundwasserschätze ausbeuten. Es soll alles nachhaltig sein“, sagt Armin Wiesmüller nachdrücklich.
Umso weiter einzelne Trinkwassererschließungen auseinander lägen, desto verträglicher seien sie auch.
Darum seien die drei neuen Brunnen auch voneinander entfernt. Planungen dieser Art seien auf Generationen ausgelegt, erklärt Wiesmüller. Und er weiß, dass die letzte Erschließung in Thannhausen aus den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammt.
Man wird sehen, für wie viele Generationen die neue Wasserversorgung ausreichen wird.
In Zukunft wird es drei neue Brunnen geben