Mittelschwaebische Nachrichten
Er will die Marine auf Kurs bringen
Porträt Die Bundeswehr hat auch zu Wasser international an Renommee eingebüßt. Der neue Inspekteur Kay-Achim Schönbach soll für neues Selbstbewusstsein sorgen
An der fulminanten Laufbahn des neuen Chefs der deutschen Marine lässt sich akkurat der fast atemberaubende Wandel ablesen, den die Bundeswehr in den letzten 30 Jahren erlebt hat. Als Kay-Achim Schönbach 1984 zur Truppe ging, waren die deutschen Streitkräfte eine Wehrpflichtigenarmee mit fast 500000 Mann unter Waffen. In den drei Jahrzehnten nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Wiedervereinigung blieb kein Stein auf dem anderen. Die Bundeswehr wurde Schritt für Schritt verkleinert, die Wehrpflicht ausgesetzt, die Soldaten im Ausland eingesetzt.
Schönbach war dabei. Von der Pike auf, wie man sagt. Als Marineoffizier nahm er an mehreren Auslandseinsätzen in führender Funktion teil, jagte als Kommandant einer Fregatte Terrorristen und Piraten.
Zwischendurch studierte Schönbach an der Universität der Bundeswehr in Hamburg.
„Ganz der Vater“, werden die Lehrer am Gymnasium im fränkischen Bad Brückenau gedacht haben, als Schönbach – geboren 1965 in Kassel – direkt nach dem Abitur seinen Dienst antrat. Vater Achim Schönbach hatte es zum Obersten gebracht. Auch Kay-Achim interessierte sich brennend für alles Militärische: Seine Facharbeit im Leistungskurs Englisch behandelte das eher exotische Thema „Vietnam and the american involvement“(Vietnam und die amerikanische Beteiligung), wie die Würzburger Mainpost recherchierte.
Die Laufbahn verlief mustergültig. Bereits 2016 wurde Schönbach zum Admiral ernannt. Zwei Jahre später die nächste Sprosse: Schönbach, der unter anderem auch Adjutant des damaligen Generalinspekteurs Wolfgang Schneiderhan war, wird Kommandeur der Marineschule Mürwik in Flensburg – ein prestigeträchtiger Posten, auf dem seine Vorgänger meist einige Jahre verweilten. Nicht so Schönbach. Der nächste Karrieresprung ließ ihn nur 16 Monate später im Verteidigungsministerium als stellvertretenden Abteilungsleiter Strategie und Einsatz landen. Schönbach wird in der Marine dem konservativen Lager zugerechnet. Anlässlich seines Abschieds als Kommandant in Mürwik wurde in einem Pressetext auf seinen Leitspruch „Tradition, Strenge, Kampf“verwiesen. Das klingt martialisch. Gleichzeitig lassen sich Berichte finden, in denen junge Soldaten und Soldatinnen die Führungsqualitäten des 55-Jährigen in höchsten Tönen loben. Doch als Inspekteur der Marine wird der verheiratete Vater von drei Söhnen weitere Fähigkeiten zeigen müssen. Denn wie die gesamte Bundeswehr befindet sich auch die Marine in einer Krise: fehlende oder nicht einsatzbereite Schiffe und Nachwuchssorgen. Große Investitionen sollen die Folgen des jahrzehntelangen Sparkurses mildern. Doch die Beschaffung gestaltet sich schwierig.
Es könnte gut sein, dass KayAchim Schönbach diesmal etwas länger bleibt. Simon Kaminski