Mittelschwaebische Nachrichten
Neuer Stadtratsausschuss für das Sportzentrum
Welche Weichenstellung es jetzt im Krumbacher Stadtrat gab und wie sich Bürgermeister und Bürgerinitiative in der aktuellen Debatte um Neubau/Sanierung positionieren
Krumbach Wie geht es weiter mit dem Krumbacher Sportzentrum? Mit 16:8 Stimmen hatte sich der Stadtrat bekanntlich bereits vor einigen Wochen für einen Ersatzneubau ausgesprochen. Nun wurde im Stadtrat ein eigener Projektausschuss für das Sportzentrum gebildet. Er kann Aufträge für das Sportzentrum in einer Höhe von bis zu 500.000 Euro vergeben. Die Kritik der Bürgerinitiative Zukunft Krumbach, die sich für eine Sanierung des Sportzentrums einsetzt, hat Fischer in der Sitzung zurückgewiesen.
Dem Ausschuss werden für die CSU/JU-Fraktion Karl Liedel, Jochen Schwarzmann und Johanna Herold angehören. Stellvertreter sind Gerhard Ringler und Dieter Behrends. Für die Jungen WählerOffene Liste sind Maximilian Behrends und Michael Kratky im Ausschuss. Stellvertreter sind Manfred Pfeiffer und Lothar Birzle. Die UFWG vertritt Nico Harder. Seine Vertreter sind Klemens Ganz und Benedikt Diem. Für die Grünen gehört Michael Thalhofer dem Ausschuss an. Vertreter sind Heinz Weber und Angelika Hosser. Ausschussmitglied für die SPD ist Achim Fißl, vertreten durch Peter Tschochohei. Die Besetzung des Ausschusses wurde vom Rat einstimmig beschlossen.
Über welche Summe kann der Ausschuss entscheiden? In einem Antrag hatte sich die UFWG für den Vorschlag der Verwaltung (500.000 Euro) ausgesprochen. Die UFWG (vier Sitze im Rat) plädierte aber dafür, den Ausschuss mit mehr Mitgliedern als andere Ausschüsse zu besetzen. In einem Achterausschuss werde die UFWG mit den Fraktionen der Grünen (drei Mitglieder) und SPD (zwei Mitglieder) zahlenmäßig gleichgestellt. Daher sprach sich die UFWG für zehn Ausschussmitglieder aus. UFWG-Fraktionsvorsitzender Klemens Ganz ergänzte, dass sich die UFWG auch einen Ausschuss mit fünf bis sechs Mitgliedern hätte vorstellen können. Heinz Weber (Grüne) sah dies ähnlich. Der Ausschuss habe doch klein und handlungsfähig sein sollen. Bürgermeister Hubert Fischer sagte, dass der Achterausschuss der Größe der anderen Ausschüsse entspreche. Der Antrag der UFWG (fünf Räte stimmten dafür) wurde von der Ratsmehrheit abgelehnt. Bürgermeister Fischer bot aber an, dass Klemens Ganz als Dritter Bürgermeister öfter den Vorsitz des Ausschusses übernehmen könne. Mit großer Mehrheit (drei Gegenstimmen) wurde dann der Achterausschuss beschlossen.
Notwendig wurde in diesem Zusammenhang auch eine Änderung der Geschäftsordnung (sie ist die Grundlage für die Arbeit des Stadtrates). Christian Plail (UFWG) beantragte, dass die Sitzungen wieder um 18.30 Uhr statt wie bisher um 18 Uhr beginnen. Dies wurde mit einer knappen Mehrheit von 13:12 Stimmen beschlossen. Diskutiert wurde über die Vergabesumme für den neuen Ausschuss. Am Ende sprach sich eine Mehrheit von 21 Räten für 500.000 Euro aus. Die gesamte neue Geschäftsordnung wurde mit 22:3
Stimmen angenommen.
Im letzten Tagesordnungspunkt der Sitzung („Bekanntgaben und Anfragen“) griff Bürgermeister Fischer die aktuelle Debatte um die Zukunft des Sportzentrums auf. Bekanntlich spricht sich die Bürgerinitiative Zukunft Krumbach gegen einen Abriss des Sportzentrums und für eine Sanierung aus (wir berichteten).
Entschieden wies Fischer den Vorwurf von Vertretern der Initiative zurück, dass infolge des Planungsprozesses seit 2013/14 vier Millionen Steuergelder vernichtet worden seien. Fischer: „Das stimmt nicht“. In den Jahren 2014 bis 2016 sei die Planung eindeutig auf eine Sanierung ausgerichtet gewesen. Von den Planern sei man dann aber auf den „Boden der Tatsachen“geholt worden. So strebe man jetzt einen Neubau an. Es stimme nicht, dass eine Sanierung nie geprüft worden sei.
Wie hoch ist der Aufwand für eine vertiefte Kostenschätzung für eine Sanierung? Zurück wies Fischer die Ausführungen von Jochen Jakob (der beratende Ingenieur sowie Gesellschafter von Jakob Architekt.Ingenieur.PartGmbB engagiert sich für die Initiative gegen den Abriss). Eine Höhe von rund 60.000 Euro sei völlig unzutreffend. Fischer erwähnte in diesem Zusammenhang einen Auftrag, den das Planungsbüro Kling Consult vor einigen Jahren erhalten hat, und sprach in diesem Zusammenhang von einer Größenordnung von 300.000 Euro. Markus Daffner, geschäftsführender Gesellschafter des Planungsbüros Kling Consult, bestätigt auf Anfrage, dass Kling Consult einen Auftrag von der Stadt erhalten habe. Zum Auftrag aus dem Jahr 2014 erklärt er, dass es sich um die Beauftragung der Planungsleistungen für die Tragwerksplanung der Generalsanierung des Schulund Sportzentrums Krumbach in Höhe von rund 315.000 Euro gehandelt habe. Abgerechnet worden seien dann Ende 2017 circa 56.000 Euro für die Grundlagenermittlung und die Vorplanung für das Tragwerk (Sanierung der Schwimmhalle sowie Neubau Mensa, Sporthalle und Heizzentrale). Im Anschluss sei von der Stadt entschieden worden, eine Sanierung der Schwimmhalle nicht mehr weiterzuverfolgen, sondern einen Neubau anzustreben. „Die Honorare der Architekten und anderen Fachplaner sind uns nicht bekannt“, sagt Daffner.
Im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert Bürgermeister Fischer seine Ausführungen im Stadtrat im Detail: Drei Jahre lang habe man bei der Sportzentrumsplanung auf eine Sanierung gesetzt. Doch dann habe sich herausgestellt, dass eine Sanierung unter anderem wegen zu erwartender Probleme mit dem Brandschutz, der Fluchtwege und der Barrierefreiheit keinen Sinn mache. Der Beton sei teilweise in einem guten Zustand, aber es sei an vielen
Stellen nicht möglich, die Aufteilung des Gebäudekomplexes mit den Erfordernissen bezüglich Fluchtwege, Brandschutz und Barrierefreiheit in Einklang zu bringen.
Fischer bekräftigte, dass für eine Kostenschätzung für eine Generalsanierung rund 1,5 Millionen Euro anzusetzen seien. Dieser Betrag orientiere sich an den Stufen 1 bis 3 HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) und mit Blick darauf sei der von der Stadt genannte Betrag realistisch. Entscheidend sei dabei, dass die Untersuchung bauteilgenau erfolgen müsse. Fischer verwies darauf, dass Jochen Jakob maßgeblicher Planer für das Krumbacher Bürgerhaus gewesen sei. Der umbaute Raum des Bürgerhauses sei 21 Mal kleiner als der des Sportzentrums. Im Bürgerhaus seien für die Planung inklusive
Tragwerk sowie Heizung, Lüftung und Sanitärbereich Kosten in Höhe von rund 65.000 Euro angefallen. Die Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren gegen den Abriss des Sportzentrums läuft bekanntlich seit 2019. Fischer sagt, dass er erfahren habe, das viele der Unterzeichner heute nicht mehr unterschreiben würden. Es bestehe die Möglichkeit, die eigene Unterschrift wieder zurückzuziehen. Eine entsprechende Mitteilung mit Unterschrift könne man dem Rathaus (Einwurf in den Briefkasten) zukommen lassen.
Jochen Jakob bekräftigte mit Blick auf die aktuelle Diskussion um das Sportzentrum seine jüngsten Ausführungen zu einer Kostenschätzung hinsichtlich einer Sanierung des Sportzentrums. Für die Schwimmhalle gebe es ja bereits eine Kostenschätzung, so könne man sich auf die Sporthalle konzentrieren. Jakob geht bei einer Sanierung von rund vier Millionen Euro Kosten für die gesamte Planung einschließlich Bauleitplanung aus. Der Aufwand für eine vertiefte Kostenschätzung liege beim gegenwärtigen Planungsstand für eine Sanierung nur bei circa 1,5 Prozent des Gesamthonorars von etwa vier Millionen und somit bei rund 60.000 Euro. Sollten noch Teile der Vorplanung fertiggestellt werden müssen, komme man auf maximal circa 250.000 Euro Kosten. Jakob erklärt weiter, dass sein Büro beim Projekt Bürgerhaus für die gesamte Vorplanung mit Kostenschätzung rund 9400 Euro erhalten habe.
Die Mehrheit ist für 500.000 Euro
Welche Kosten fallen konkret an?