Mittelschwaebische Nachrichten

Neuer Stadtratsa­usschuss für das Sportzentr­um

Welche Weichenste­llung es jetzt im Krumbacher Stadtrat gab und wie sich Bürgermeis­ter und Bürgerinit­iative in der aktuellen Debatte um Neubau/Sanierung positionie­ren

- VON PETER BAUER

Krumbach Wie geht es weiter mit dem Krumbacher Sportzentr­um? Mit 16:8 Stimmen hatte sich der Stadtrat bekanntlic­h bereits vor einigen Wochen für einen Ersatzneub­au ausgesproc­hen. Nun wurde im Stadtrat ein eigener Projektaus­schuss für das Sportzentr­um gebildet. Er kann Aufträge für das Sportzentr­um in einer Höhe von bis zu 500.000 Euro vergeben. Die Kritik der Bürgerinit­iative Zukunft Krumbach, die sich für eine Sanierung des Sportzentr­ums einsetzt, hat Fischer in der Sitzung zurückgewi­esen.

Dem Ausschuss werden für die CSU/JU-Fraktion Karl Liedel, Jochen Schwarzman­n und Johanna Herold angehören. Stellvertr­eter sind Gerhard Ringler und Dieter Behrends. Für die Jungen WählerOffe­ne Liste sind Maximilian Behrends und Michael Kratky im Ausschuss. Stellvertr­eter sind Manfred Pfeiffer und Lothar Birzle. Die UFWG vertritt Nico Harder. Seine Vertreter sind Klemens Ganz und Benedikt Diem. Für die Grünen gehört Michael Thalhofer dem Ausschuss an. Vertreter sind Heinz Weber und Angelika Hosser. Ausschussm­itglied für die SPD ist Achim Fißl, vertreten durch Peter Tschochohe­i. Die Besetzung des Ausschusse­s wurde vom Rat einstimmig beschlosse­n.

Über welche Summe kann der Ausschuss entscheide­n? In einem Antrag hatte sich die UFWG für den Vorschlag der Verwaltung (500.000 Euro) ausgesproc­hen. Die UFWG (vier Sitze im Rat) plädierte aber dafür, den Ausschuss mit mehr Mitglieder­n als andere Ausschüsse zu besetzen. In einem Achterauss­chuss werde die UFWG mit den Fraktionen der Grünen (drei Mitglieder) und SPD (zwei Mitglieder) zahlenmäßi­g gleichgest­ellt. Daher sprach sich die UFWG für zehn Ausschussm­itglieder aus. UFWG-Fraktionsv­orsitzende­r Klemens Ganz ergänzte, dass sich die UFWG auch einen Ausschuss mit fünf bis sechs Mitglieder­n hätte vorstellen können. Heinz Weber (Grüne) sah dies ähnlich. Der Ausschuss habe doch klein und handlungsf­ähig sein sollen. Bürgermeis­ter Hubert Fischer sagte, dass der Achterauss­chuss der Größe der anderen Ausschüsse entspreche. Der Antrag der UFWG (fünf Räte stimmten dafür) wurde von der Ratsmehrhe­it abgelehnt. Bürgermeis­ter Fischer bot aber an, dass Klemens Ganz als Dritter Bürgermeis­ter öfter den Vorsitz des Ausschusse­s übernehmen könne. Mit großer Mehrheit (drei Gegenstimm­en) wurde dann der Achterauss­chuss beschlosse­n.

Notwendig wurde in diesem Zusammenha­ng auch eine Änderung der Geschäftso­rdnung (sie ist die Grundlage für die Arbeit des Stadtrates). Christian Plail (UFWG) beantragte, dass die Sitzungen wieder um 18.30 Uhr statt wie bisher um 18 Uhr beginnen. Dies wurde mit einer knappen Mehrheit von 13:12 Stimmen beschlosse­n. Diskutiert wurde über die Vergabesum­me für den neuen Ausschuss. Am Ende sprach sich eine Mehrheit von 21 Räten für 500.000 Euro aus. Die gesamte neue Geschäftso­rdnung wurde mit 22:3

Stimmen angenommen.

Im letzten Tagesordnu­ngspunkt der Sitzung („Bekanntgab­en und Anfragen“) griff Bürgermeis­ter Fischer die aktuelle Debatte um die Zukunft des Sportzentr­ums auf. Bekanntlic­h spricht sich die Bürgerinit­iative Zukunft Krumbach gegen einen Abriss des Sportzentr­ums und für eine Sanierung aus (wir berichtete­n).

Entschiede­n wies Fischer den Vorwurf von Vertretern der Initiative zurück, dass infolge des Planungspr­ozesses seit 2013/14 vier Millionen Steuergeld­er vernichtet worden seien. Fischer: „Das stimmt nicht“. In den Jahren 2014 bis 2016 sei die Planung eindeutig auf eine Sanierung ausgericht­et gewesen. Von den Planern sei man dann aber auf den „Boden der Tatsachen“geholt worden. So strebe man jetzt einen Neubau an. Es stimme nicht, dass eine Sanierung nie geprüft worden sei.

Wie hoch ist der Aufwand für eine vertiefte Kostenschä­tzung für eine Sanierung? Zurück wies Fischer die Ausführung­en von Jochen Jakob (der beratende Ingenieur sowie Gesellscha­fter von Jakob Architekt.Ingenieur.PartGmbB engagiert sich für die Initiative gegen den Abriss). Eine Höhe von rund 60.000 Euro sei völlig unzutreffe­nd. Fischer erwähnte in diesem Zusammenha­ng einen Auftrag, den das Planungsbü­ro Kling Consult vor einigen Jahren erhalten hat, und sprach in diesem Zusammenha­ng von einer Größenordn­ung von 300.000 Euro. Markus Daffner, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des Planungsbü­ros Kling Consult, bestätigt auf Anfrage, dass Kling Consult einen Auftrag von der Stadt erhalten habe. Zum Auftrag aus dem Jahr 2014 erklärt er, dass es sich um die Beauftragu­ng der Planungsle­istungen für die Tragwerksp­lanung der Generalsan­ierung des Schulund Sportzentr­ums Krumbach in Höhe von rund 315.000 Euro gehandelt habe. Abgerechne­t worden seien dann Ende 2017 circa 56.000 Euro für die Grundlagen­ermittlung und die Vorplanung für das Tragwerk (Sanierung der Schwimmhal­le sowie Neubau Mensa, Sporthalle und Heizzentra­le). Im Anschluss sei von der Stadt entschiede­n worden, eine Sanierung der Schwimmhal­le nicht mehr weiterzuve­rfolgen, sondern einen Neubau anzustrebe­n. „Die Honorare der Architekte­n und anderen Fachplaner sind uns nicht bekannt“, sagt Daffner.

Im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert Bürgermeis­ter Fischer seine Ausführung­en im Stadtrat im Detail: Drei Jahre lang habe man bei der Sportzentr­umsplanung auf eine Sanierung gesetzt. Doch dann habe sich herausgest­ellt, dass eine Sanierung unter anderem wegen zu erwartende­r Probleme mit dem Brandschut­z, der Fluchtwege und der Barrierefr­eiheit keinen Sinn mache. Der Beton sei teilweise in einem guten Zustand, aber es sei an vielen

Stellen nicht möglich, die Aufteilung des Gebäudekom­plexes mit den Erforderni­ssen bezüglich Fluchtwege, Brandschut­z und Barrierefr­eiheit in Einklang zu bringen.

Fischer bekräftigt­e, dass für eine Kostenschä­tzung für eine Generalsan­ierung rund 1,5 Millionen Euro anzusetzen seien. Dieser Betrag orientiere sich an den Stufen 1 bis 3 HOAI (Honorarord­nung für Architekte­n und Ingenieure) und mit Blick darauf sei der von der Stadt genannte Betrag realistisc­h. Entscheide­nd sei dabei, dass die Untersuchu­ng bauteilgen­au erfolgen müsse. Fischer verwies darauf, dass Jochen Jakob maßgeblich­er Planer für das Krumbacher Bürgerhaus gewesen sei. Der umbaute Raum des Bürgerhaus­es sei 21 Mal kleiner als der des Sportzentr­ums. Im Bürgerhaus seien für die Planung inklusive

Tragwerk sowie Heizung, Lüftung und Sanitärber­eich Kosten in Höhe von rund 65.000 Euro angefallen. Die Unterschri­ftensammlu­ng für ein Bürgerbege­hren gegen den Abriss des Sportzentr­ums läuft bekanntlic­h seit 2019. Fischer sagt, dass er erfahren habe, das viele der Unterzeich­ner heute nicht mehr unterschre­iben würden. Es bestehe die Möglichkei­t, die eigene Unterschri­ft wieder zurückzuzi­ehen. Eine entspreche­nde Mitteilung mit Unterschri­ft könne man dem Rathaus (Einwurf in den Briefkaste­n) zukommen lassen.

Jochen Jakob bekräftigt­e mit Blick auf die aktuelle Diskussion um das Sportzentr­um seine jüngsten Ausführung­en zu einer Kostenschä­tzung hinsichtli­ch einer Sanierung des Sportzentr­ums. Für die Schwimmhal­le gebe es ja bereits eine Kostenschä­tzung, so könne man sich auf die Sporthalle konzentrie­ren. Jakob geht bei einer Sanierung von rund vier Millionen Euro Kosten für die gesamte Planung einschließ­lich Bauleitpla­nung aus. Der Aufwand für eine vertiefte Kostenschä­tzung liege beim gegenwärti­gen Planungsst­and für eine Sanierung nur bei circa 1,5 Prozent des Gesamthono­rars von etwa vier Millionen und somit bei rund 60.000 Euro. Sollten noch Teile der Vorplanung fertiggest­ellt werden müssen, komme man auf maximal circa 250.000 Euro Kosten. Jakob erklärt weiter, dass sein Büro beim Projekt Bürgerhaus für die gesamte Vorplanung mit Kostenschä­tzung rund 9400 Euro erhalten habe.

Die Mehrheit ist für 500.000 Euro

Welche Kosten fallen konkret an?

 ??  ??
 ?? Archivfoto: Peter Bauer ?? Über die Zukunft des Krumbacher Sportzentr­ums wird seit rund acht Jahren debattiert.
Archivfoto: Peter Bauer Über die Zukunft des Krumbacher Sportzentr­ums wird seit rund acht Jahren debattiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany