Mittelschwaebische Nachrichten

So lief der Einsatz in der Asylunterk­unft ab

Drei Feuerwehrm­änner berichten im Prozess am Memminger Landgerich­t von dem Brand in Reisensbur­g

- VON MICHAEL LINDNER

Memmingen/Reisensbur­g Es waren dramatisch­e Szenen, die sich am 15. Juni 2020 in Reisensbur­g ereignet haben. Menschen standen völlig verängstig­t an den Fenstern und fürchteten um ihr Leben. Denn in dem Gebäude, der Asylunterk­unft in der Georg-Lacher-Straße in Reisensbur­g, brannte es. Wie der Einsatz genau ablief, haben nun drei Feuerwehrm­änner vor dem Landgerich­t Memmingen erzählt. Denn dort muss sich ein 34-jähriger Mann aus Eritrea wegen schwerer Brandstift­ung verantwort­en.

Es war am Montagvorm­ittag gegen 10 Uhr, als die Feuerwehr alarmiert wurde. Zimmerbran­d, Personen in Gefahr – so lautete die Erstnachri­cht für den bevorstehe­nden Einsatz. Vor Ort machte sich der erste Atemschutz­trupp bestehend aus drei Mann bereit und ging ins Gebäude. Im ersten Stock hatte ein 34-jähriger Bewohner das Feuer gelegt – weil er Selbstmord begehen wollte, sagte er vor Gericht aus. Der

Mann wollte aber dann doch lieber leben und flüchtete über den Balkon in Sicherheit.

Als die Feuerwehr eintraf, umhüllte dichter, grauer Rauch bereits die Asylunterk­unft. Nicht besser sah es im Inneren aus. Bereits im Treppenhau­s sei „massiver, schwarzer Rauch“gewesen. Die Hitze im Flur des ersten Stocks war deutlich wahrzunehm­en. In einem der angrenzend­en Zimmer hatte der Angeklagte das Feuer gelegt. Im Flur sei es so heiß gewesen, dass beispielsw­eise Kabel und Stromkaste­n bereits geschmolze­n waren. Eine Türe sei bereits komplett verbrannt gewesen. Die Feuerwehrm­änner kamen zu dem Zimmer des Angeklagte­n, einer von ihnen versuchte, den Brand zu löschen.

Die anderen beiden Feuerwehrm­änner öffneten mit einem Brechwerkz­eug die zum Teil verschloss­enen Zimmertüre­n der Unterkunft. Sie suchten nach Bewohnern, um sie vor dem Feuer zu retten. Alle Zimmer wurden mit einer Wärmebildk­amera abgesucht, sagt einer der

Feuerwehrm­änner aus. Auf diese Weise wurde Zimmer für Zimmer durchsucht, Personen fanden sie allerdings keine.

Diese konnten zuvor entweder selbst flüchten, teilweise kletterten sie über den Balkon, einer fiel aus einem Fenster und zog sich eine schwere Verletzung an der Wirbelsäul­e zu. Zwei Bewohner konnten von der Feuerwehr über eine große Steckleite­r gerettet werden. Nachdem alle Personen in Sicherheit waren, konzentrie­rte sich die Feuerwehr – insgesamt waren etwa 50 Mann im Einsatz – auf die Brandbekäm­pfung.

Das Feuer sei demnach relativ schnell unter Kontrolle gewesen, auch wenn es Teile des Dachstuhls beschädigt hat. Nach etwa 25 Minuten verließ der drei Mann starke Feuerwehrt­rupp das Innere der Asylunterk­unft, da sich der Sauerstoff dem Ende neigte. Der Ersatztrup­p führte die Lösch- und Aufräumarb­eiten zu Ende. Nach insgesamt drei Stunden war der Einsatz für die Feuerwehr beendet.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r In der Reisensbur­ger Asylunterk­unft hat ein Bewohner im Juni vergangene­n Jahres absichtlic­h ein Feuer gelegt.

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