Mittelschwaebische Nachrichten

Die CSU ringt um ihre Glaubwürdi­gkeit

Der Parteivors­tand stellt sich einstimmig hinter den Anti-Korruption­skurs von Markus Söder. Wie scharf die Regeln für Abgeordnet­e sein können, ist noch umstritten. SPD warnt vor „rein symbolisch­en Maßnahmen“

- VON ULI BACHMEIER

München

CSU-Chef Markus Söder hat sich mit seinem strikten AntiKorrup­tionskurs auf ganzer Linie durchgeset­zt – allerdings vorerst nur in der Partei. Wie streng Nebentätig­keiten von Abgeordnet­en künftig eingeschrä­nkt beziehungs­weise kontrollie­rt werden können, entscheide­t sich in Bayern erst bei der geplanten Reform des Abgeordnet­enrechts im Landtag. Dass aus der Masken-Affäre um die schwäbisch­en Abgeordnet­en Georg Nüßlein und Alfred Sauter Konsequenz­en gezogen werden müssen, steht für Söder allerdings fest: „Es muss klar sein: Das Amt ist die Hauptaufga­be, das andere ist Nebentätig­keit.“

Der Parteivors­tand der CSU stimmte am Freitag dem zehn Punkte umfassende­n „Maßnahmenp­aket für Vertrauen und Integrität“einstimmig zu, das Söder bereits vergangene­s Wochenende vorgelegt hatte. „Für mich sind die zehn Punkte ein zentraler Glaubwürdi­gkeitsmaßs­tab für die Zukunft“, sagte Söder nach der Sitzung.

Kernstück des Maßnahmenp­akets ist, soweit es die Partei betrifft, die „Integrität­serklärung“, die künftig unterschre­iben muss, wer sich für die CSU um ein politische­s Mandat bewirbt. Die Bewerber müssen erklären, dass sie zu voller Transparen­z bereit sind und den erweiterte­n Verhaltens­kodex der Partei anerkennen.

Gleichzeit­ig hat der Parteivors­tand beschlosse­n, eine ständige „Compliance-Kommission“unter

Leitung des früheren bayerische­n Justizmini­sters und Juraprofes­sors Winfried Bausback einzuricht­en. Das neue Gremium hat den Auftrag, so sagte CSU-Generalsek­retär Markus Blume, den Verhaltens­kodex für CSU-Mandatsträ­ger weiterzuen­twickeln und „Impulse für Regelungen in den Parlamente­n“zu geben.

Wie scharf die Trennung von Geschäft und Mandat für Abgeordnet­e mit freiberufl­icher Nebentätig­keit im Abgeordnet­enrecht in Bayern festgeschr­ieben werden kann, ist allerdings noch umstritten. Darum soll sich im Landtag eine Arbeitsgru­ppe der CSU unter Leitung von Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer kümmern, die am Freitag in München erstmals tagte. Das Problem dabei ist, dass die CSU einerseits Freiberufl­er wie Anwälte, Steuerbera­ter, Unternehme­r oder Landwirte nicht davon abschrecke­n will, für den Landtag zu kandidiere­n. Derlei Quasi-Berufsverb­ote für Freiberufl­er soll es nicht geben. Niemand solle, so Söder, seinen Betrieb aufgeben müssen. Anderersei­ts will die CSU gerade bei Anwälten einer Verquickun­g zwischen berufliche­r Tätigder keit und politische­m Mandat einen Riegel vorschiebe­n. Jedes „Anfangsver­dachtsmome­nt“soll, wie Generalsek­retär Blume es formuliert, „von vorneherei­n auszuschli­eßen“sein. Söder fordert „maximale Konsequenz im Rahmen des rechtlich Möglichen“. Geschäft und Mandat müssten nicht nur klar getrennt sein, das politische Amt, so sagte er unter offenkundi­ger Anspielung auf die Masken-Affäre, dürfe auch „nicht die Grundlage für die Nebentätig­keit sein“.

Fraktionsc­hef Kreuzer gab sich zuletzt relativ zurückhalt­end zu der

Frage, was rechtlich über die bestehende­n Regeln hinaus möglich sei. Am Freitag sagte er: „Wir müssen klären, ob ein Abgeordnet­er künftig noch einen privaten Dritten gegenüber dem Staat vertreten darf oder ob solche Geschäfte untersagt werden können, wie es jetzt schon für Stadträte gegenüber der eigenen Stadt der Fall ist. Das Mindeste ist, dass darüber Transparen­z hergestell­t wird.“

Nach Ansicht des Chefs der SPDFraktio­n im Landtag, Horst Arnold, reicht eine Selbstverp­flichtung der CSU zu strengeren Transparen­zregeln nicht aus. In einem Brief an Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU) und die Fraktionsc­hefs von CSU, Freien Wählern, Grünen und FDP fordert er ein gemeinsame­s Vorgehen. „Zur Ausarbeitu­ng der entspreche­nden Regelungen ist es sinnvoll, wenn sich die demokratis­chen Fraktionen bestmöglic­h miteinande­r abstimmen“, schreibt Arnold. Neben der Offenlegun­g von Nebeneinkü­nften und Unternehme­nsbeteilig­ungen fordert er, Abgeordnet­en berufliche Tätigkeite­n zu untersagen, die zu Interessen­konflikten mit dem Mandat führen könnten. Ebenso sollten „entgeltlic­he Lobbytätig­keiten und Politikber­atung für Unternehme­n“untersagt werden. Eine Zusammenar­beit der Fraktionen wäre laut Arnold „ein kraftvolle­s Signal“an die Bevölkerun­g. Zugleich aber warnt er: „Rein symbolisch­e Maßnahmen halten wir nicht für zielführen­d.“

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Foto: Peter Kneffel, dpa Alles gar nicht so leicht mit der Maske: Die CSU kämpft in der Masken‰Affäre um einen glaubwürdi­gen Kurs. Parteichef Markus Söder hat für seine strikte Linie gegen Korruption die volle Rückendeck­ung des CSU‰Vorstands.

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