Mittelschwaebische Nachrichten

Finanzen: Die Luft wird dünn

- VON PETER BAUER

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Beim Blick ins Archiv reibt man sich die Augen. „In Krumbach sprudeln die Steuereinn­ahmen“: Das war die Überschrif­t des Berichtes aus dem Februar 2019 über die Krumbacher Finanzlage. Die Steuereinn­ahmen in Krumbach für 2018: ein Rekorderge­bnis, 19,88 Millionen Euro, rund 1,8 Millionen mehr als im Vorjahr. Allein bei der Gewerbeste­uer waren es etwa 5,9 Millionen Euro. Im Frühjahr 2020 rechnete die Stadt sogar mit einer jährlichen Gewerbeste­uereinnahm­e in Höhe von 6,3 Millionen Euro.

Einige Wochen später, bei der Haushaltsv­erabschied­ung Ende April 2020, hatte sich die Lage drastisch verändert. Von der Gewerbeste­uer blieben etwa fünf Millionen Euro übrig. Aber damals bestand noch die Hoffnung, dass die CoronaKris­e rasch vorübergeh­en würde.

Es kam ganz anders. Der Krumbacher Haushalt 2021? Ein Kraftakt. Bei der Gewerbeste­uer war die Stadt zunächst nur von 4,3 Millionen Euro ausgegange­n. Jetzt sollen es doch 4,7 Millionen Euro sein. Man kann nur hoffen, dass das so kommt. Zum finanziell­en Lückenschl­uss erhöht die Stadt die Grundsteue­r. So sollen 360.000 Euro mehr in die Stadtkasse kommen. Damit ist jetzt der Haushalt unter Dach und Fach. Doch was wird 2021 mit all den Problemen auch für die Wirtschaft, für die heimischen Betriebe bringen?

2020 hatte Krumbach noch eine staatliche Hilfe in Höhe von 1,5 Millionen Euro erhalten. Doch Bühler sagte in der Ratssitzun­g, dass dies wohl eine „einmalige Geschichte“bleiben werde. Der Bund hatte 2020 die Kommunen mit rund 6,1 Milliarden Euro unterstütz­t und Gewerbeste­uerausfäll­e kompensier­t. Aber auch bei Bund und Freistaat wird bei den Finanzen angesichts der Dauerkrise die Luft immer enger. So werden allein in diesem Jahr wohl rund zwei Drittel der Kommunen in Deutschlan­d Gebühren und Abgaben erhöhen. Das wiederum belastet unmittelba­r die Bürger. In Krumbach wird bekanntlic­h derzeit viel über die Zukunft des Sportzentr­ums debattiert. Doch da ist noch eine ganze Reihe von anderen Aufgaben, die auf die Stadt zukommt. Kämmerer Bühler erwähnte unter anderem die Grundschul­erweiterun­g und die Einrichtun­g neuer Kita-Plätze. Von Bürgermeis­ter Fischer oder auch von seinem Günzburger Amtskolleg­en Gerhard Jauernig wurde wiederholt kritisiert, dass die staatliche Seite immer wieder Wohltaten für die Menschen verkündet habe, die Kommunen diese aber maßgeblich bezahlen müssten. OB Jauernig beschrieb dies so: „In den zurücklieg­enden Jahren wurden immer wieder vom Bund und im Land Beschlüsse gefasst und Wohltaten verkündet, deren Umsetzung und Finanzieru­ng bei den Städten lag. Beispielha­ft erwähnen möchte ich den Rechtsansp­ruch auf einen Kinderbetr­euungsplat­z oder die mangelhaft finanziert­e IT-Ausstattun­g unserer Schulen.“Die Kommunen fordern mit Blick darauf mehr Geld von staatliche­r Seite. Doch Bund und Land sind coronabedi­ngt selbst in einer schwierige­n Lage. Man ahnt, welche Dimension der finanziell­e Verteilung­skampf in Deutschlan­d wohl annehmen wird – und wie hart dies auch Städte und Gemeinden in der heimischen Region treffen könnte.

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