Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Kleid aus Glas
Unbequemer Blickfang: In München hängt ein historisches Highlight
Hingucker können echte Höllenteile sein. Vor allem Frauen wissen, wovon die Rede ist. Hundsgemeine High Heels, baucheinzwängende Bleistiftröcke, biestige Bügel-BHs – figurbetonende Folterinstrumente gibt es viele. Doch manchmal muss es eben etwas ganz Besonderes sein. Für den ganz großen Auftritt. Bei dem man alle aussticht an Extravaganz. Wer sich für so etwas begeistert, wird jetzt im Deutschen Museum fündig. Dort wird ein glanzvolles Kleid aus Glasfasern gezeigt.
Es gehörte der spanischen Prinzessin Eulalia. Hergestellt für die Weltausstellung in Chicago 1893. „Dresscode Glasfaser“heißt die kleine Sonderschau in München, die auch die aufwendige Restaurierung des historischen Highlights durch Charlotte Holzer dokumentiert. So mancher wird allerdings beim Anblick des schimmernden Prunkstücks doch froh sein, dass die Kleiderordnung heute eine andere ist.
Dass aus bequemeren, wenn auch nicht minder ungewöhnlichen Materialien Mode gemacht wird. Aus Fischernetzen und alten Flaschen etwa. Oder aus Milchfasern.
Glasfasern sollte man dann doch lieber fürs Internet belassen. Schließlich konnte sich Prinzessin Eulalia vermutlich nicht einmal hinsetzen in ihrer raffinierten Robe, ist das Material doch sehr scharfkantig. Während sich manche High-HeelsLiebhaberin heute damit behilft, einfach noch ein Paar bequeme Schuhe einzupacken, ist das mit dem Zweitkleid dann doch eine Platzsache. Zumal der aktuelle Modetrend eh in eine andere Richtung geht: Weg von Höllenteilen hin zu Hoodie & Co. – Hauptsache bequem.