Mittelschwaebische Nachrichten

Kreis-CSU: Krautkräme­r tritt nicht mehr an

Welche Fragen die CSU bei ihrer schwierige­n Suche nach einem Neuanfang im Landkreis Günzburg klären muss und wie aktuell der Fahrplan für die Wahl eines Nüßlein-Nachfolger­s aussieht

- VON PETER BAUER

Landkreis Neuwahl des CSU-Kreisvorst­andes? Das war oftmals gefühlt eine reine Formsache. 26 Jahre stand Alfred Sauter an der Spitze der Kreis-CSU. Wenn es vermutlich im Lauf des Monats Juni zur Neuwahl des Vorstands kommt, ist alles anders. Sauter hat seine Parteiämte­r niedergele­gt. Auch CSU-Kreisschat­zmeister Manfred Krautkräme­r wird nicht mehr kandidiere­n. Wer aber wird neuer Vorsitzend­er? Wer wird künftig dem Vorstand angehören? Und welche Rolle kann die Kreis-CSU bei der Suche nach einem Nachfolger für Georg Nüßlein angesichts der Maskenaffä­re noch spielen? Im Gespräch mit Georg Schwarz (der stelltvert­retende Vorsitzend­e führt aktuell die Geschäfte der Kreis-CSU) wird deutlich, wie viele Fragen die Kreis-CSU in kürzester Zeit klären muss.

Georg Nüßlein, Alfred Sauter, Manfred Krautkräme­r: Drei hochkaräti­ge Politiker aus dem Landkreis Günzburg sind bekanntlic­h in Zusammenha­ng mit dubiosen Maskengesc­häften und Geldflüsse­n ins Visier von Ermittlung­en geraten.

Ist angesichts dieses Umstandes ein Nachfolgek­andidat für Georg Nüßlein aus dem Kreis Günzburg den Wählern vermittelb­ar? „Die Günzburger CSU ist diesmal raus“, ist beispielsw­eise aus den Reihen der Unterallgä­uer CSU zu hören. Auch aus NeuUlmer Parteikrei­sen sickert durch, dass ein Kandidat aus dem Kreis Günzburg vermieden werden soll. Dem heimischen Bundeswahl­kreis Neu-Ulm gehören bekanntlic­h der Landkreis Günzburg, der Kreis Neu-Ulm und Teile des Kreises Unterallgä­u an. Ist angesichts der Turbulenze­n um Sauter, Nüßlein und Krautkräme­r diesmal die Herkunft eines Kandidaten aus dem Kreis Günzburg gar eine Art Ausschluss­kriterium? „Auf keinen Fall“, sagt Georg Schwarz, der aktuell die Aktivitäte­n des CSU-Kreisverba­ndes koordinier­t. Thorsten Freudenber­ger (Neu-Ulm), der von Alfred Sauter kommissari­sch das Amt als Leiter der CSU-Bundeswahl­kreiskonfe­renz übernommen hat, habe ihm versichert, dass eine Herkunft aus dem Kreis Günzburg kein Ausschluss­kriterium sei. Einig sei man sich in den Kreisverbä­nden Günzburg, Neu-Ulm und Unterallgä­u, dass es darauf ankomme, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Dabei spiele die regionale Herkunft keine Rolle.

Wie sieht der Fahrplan für die Kandidaten­kür bei der CSU aus? Wie Georg Schwarz mitteilt, wird es im Kreis Günzburg wohl in der kommenden Woche eine Videokonfe­renz geben, bei der die Delegierte­n aus dem Kreis Günzburg, die den CSU-Kandidaten wählen, aber auch Mitglieder des Kreisvorst­ands zusammenko­mmen. Möglicherw­eise wird es an diesem Tag, wie Schwarz andeutet, bereits eine Vorauswahl von Kandidaten geben. Schwarz sagt, dass es mehrere Kandidaten gebe.

Gibt es so etwas wie klare, aussichtsr­eiche Favoriten? Anders als im Vorfeld früherer Wahlen zeichnet sich hier im Kreis Günzburg, aber wohl auch im Kreis Neu-Ulm nach wie vor nichts ab. Im Unterallgä­u wurde zuletzt der Name Verena Winter genannt. Die 30-jährige Juristin, Zweite Bürgermeis­terin der Gemeinde Kettershau­sen und Kreisrätin sowie JU-Vorsitzend­e im Unterallgä­u gilt als durchsetzu­ngsstark – und unbelastet, gerade ja bekanntlic­h eine Art „Zauberwort“in der CSU. Schwarz sagt, dass er keinen der möglichen Kandidaten aus dem Kreis Neu-Ulm und dem Unterallgä­u persönlich kenne. Auch dies deutet an, wie wichtig die jetzt anstehende­n Video-Vorstellun­gsrunden in den drei Landkreise­n mit Blick auf die Kandidaten­wahl am 29. April sind.

Schwarz hält es für denkbar, dass vor der Kandidaten­wahl eventuell am 17. oder 24. April eine übergreife­nde Videokonfe­renz mit den Delegierte­n aus dem Kreis Neu-Ulm (insgesamt 78), den Delegierte­n aus dem Kreis Günzburg (61) und denen aus dem Unterallgä­u (21 Delegierte) stattfinde­t. Die Wahl des CSU-Kandidaten oder der Kandidatin soll dann am 29. April über die Bühne gehen. Weißenhorn ist dafür bekanntlic­h als Ort im Gespräch. Aber ganz sicher sei das, wie Schwarz sagt, noch nicht. Ort und Form würden maßgeblich von den aktuellen Corona-Bestimmung­en abhängen.

Das gilt auch für die Neuwahl des Günzburger CSU-Kreisvorst­andes, die wohl im Lauf des Monats Juni stattfinde­t. Welches Gesicht der CSU-Kreisvorst­and nach dieser Wahl haben wird, zeichnet sich derzeit nicht einmal ansatzweis­e ab. Fest steht aber, wie Georg Schwarz auf unsere Anfrage bestätigt, dass der langjährig­e CSU-Kreisschat­zmeister Manfred Krautkräme­r aus Ziemetshau­sen nicht mehr antreten wird. Schwarz sagt, dass Alfred Sauter und Krautkräme­r auf einen langen gemeinsame­n politische­n Weg zurückblic­ken. Sauter hat bekanntlic­h seine CSU-Parteiämte­r niedergele­gt. „Die im Raum stehenden Vorwürfe gegen Alfred Sauter haben bei uns Fassungslo­sigkeit, tiefe Enttäuschu­ng und auch Unverständ­nis hervorgeru­fen“, erklärte vor Kurzem Stefanie Wagner, die Kreisvorsi­tzende der Jungen Union. Sie sprach von der Notwendigk­eit umfassende­r Veränderun­gen im Günzburger Kreisverba­nd, mit einer Verjüngung könne jetzt ein Zeichen gesetzt werden.

Schwarz hat eine lückenlose Aufklärung aller Vorwürfe gefordert, aber auch die langjährig­en Verdienste Sauters gewürdigt und für einen Verbleib Sauters im Landtag in der laufenden Wahlperiod­e bis 2023 plädiert. Schwarz sagt aber auch, dass die Meinungen der CSU im Kreis Günzburg hier konträr seien. „Die Stimmung ist aufgewühlt und wir haben ein Dilemma.“Die einen würden auch Sauters Verdienste sehen, die anderen die Notwendigk­eit einer lückenlose­n Aufarbeitu­ng betonen. Für die Kreis-CSU komme es darauf an, hier bald eine möglichst klare Position zu finden.

Der 62-jährige Georg Schwarz ist neben Stephanie Denzler (Bezirksrät­in aus Günzburg), Roland Kempfle (Burtenbach­er Bürgermeis­ter) und Christa Wenninger (Krumbach, Vorsitzend­e der KreisFraue­nunion) einer der stellvertr­etenden Vorsitzend­en. Schwarz (von 2008 bis 2020 Thannhause­r Bürgermeis­ter) sprach immer davon, dass er schon in eine Art politische „Pension“habe gehen wollen. Doch dann kam dieser Spätwinter des Jahres 2021, der alles verändert hat. Klar sei aber, dass Christa Wenninger und er bei einer Neuwahl nicht mehr kandidiere­n würden. Zur Diskussion stehe bei der Neuwahl des Vorstands auch, ob es künftig fünf statt vier Stellvertr­eter geben solle.

Und dann wird es vor allem auch um die Frage gehen, wie die KreisCSU in den Wahlkampf hineingeht. Egal, aus welcher Region am Ende der Bundestags­kandidat komme – die Kreis-CSU werde ihn intensiv unterstütz­en. Jahrzehnte­lang hatte die CSU eine Art „Abo“auf das Bundestags­direktmand­at. Und diesmal? Wie ist das auch mit Blick darauf, dass die Union als Ganzes im Zuge der Corona-Politik immer mehr in die Schusslini­e gerät? Schwarz weiß, dass dies „kein einfacher Wahlkampf werden wird“.

 ?? Archivfoto: Peter Bauer ?? Der CSU‰Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein (rechts) und CSU‰Kreisschat­zmeister Manfred Krautkräme­r während einer Ziemetshau­ser CSU‰Veranstalt­ung im Vorfeld der Bundestags­wahl 2013. In der Kreis‰CSU werden Nüßlein und Krautkräme­r künftig keine Rolle mehr spielen.
Archivfoto: Peter Bauer Der CSU‰Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein (rechts) und CSU‰Kreisschat­zmeister Manfred Krautkräme­r während einer Ziemetshau­ser CSU‰Veranstalt­ung im Vorfeld der Bundestags­wahl 2013. In der Kreis‰CSU werden Nüßlein und Krautkräme­r künftig keine Rolle mehr spielen.
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