Mittelschwaebische Nachrichten

Das erste „Post‰Covid‰Event“?

Dubai will im Oktober die verschoben­e Weltausste­llung nachholen

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In der Hitze der Wüste wirken die Hinweissch­ilder wie Schnee von gestern. „Expo 2020“steht überall, ganz so, als warte Dubai auf eine Zukunft, die schon Vergangenh­eit ist. Doch der Blick richtet sich voraus. Der Name für die wegen Corona um ein Jahr verschoben­e Weltausste­llung ist derselbe geblieben. Nun steht sie vom 1. Oktober 2021 bis 31. März 2022 an, unter dem Motto „Gedanken verbinden, die Zukunft schaffen“. Der Schauplatz liegt im Südwesttei­l der Metropole am Persischen Golf, weit weg von der Skyline. Die drei Schlüsselt­hemen lauten Nachhaltig­keit, Mobilität und Chancen, aufgezogen an drei Großpavill­ons. Momentan wird auf Dubais größter Baustelle geackert, als gäbe es kein Morgen – und kein Heute. Komplett losgelöst von der globalen Coronakris­e fühlt man sich wie in einer Blase. Die Länderpavi­llons nehmen Gestalt an. Kräne krallen sich ins Himmelblau. Doch ist das Masseneven­t angesichts der Umstände überhaupt realistisc­h? Schließlic­h halten die Organisato­ren an ihrer Prognose von 25 Millionen Besuchern fest, an über 60

Liveacts pro Tag, festlichen Umzügen und einer Vielzahl gastronomi­scher Treffs. Camille Renaudin vom PRTeam bestätigt, dass keines der 190 Teilnehmer­länder bislang einen Rückzieher gemacht hat. Sie stellt in den Raum, dass die Weltausste­llung vielleicht sogar zum „ersten großen PostCovid-Event“geraten könnte. Fest steht, dass die verbleiben­den Monate den Machern in die Karten spielen.

In Zeiten wie diesen ist es bis Oktober eine gefühlte Ewigkeit. Zudem lässt sich der Tourismus, der in Dubai längst wieder Fahrt aufgenomme­n hat, als kontinuier­licher Feldversuc­h im Umgang mit der Pandemie interpreti­eren. Stell dir vor, es ist Expo, und keiner geht hin: Das dürfte wohl nicht passieren, obwohl die Vereinigte­n Arabischen Emirate noch als Hochinzide­nzgebiet eingestuft sind.

Trotzdem gibt es gegenwärti­g viele Flugankünf­te und Reisende, die es wagen. Museen und Shoppingma­lls sind geöffnet, Hotels und Restaurant­s erstaunlic­h stark frequentie­rt. Hygienekon­zepte scheinen weitgehend zu greifen. Allerorten herrscht Maskenpfli­cht. Dubai ist bekannt für Präzision, Effizienz – und Heere ausländisc­her Malocher, die im Emirat die Knochenarb­eit übernehmen. Das ist im Deutschen

Pavillon der Weltausste­llung nicht anders. Nichts scheint die erste Weltausste­llung im arabischen Raum bremsen zu können. Für künftige Besucher mahnen bereits Markierung­en auf Böden und Ruhebänken den Mindestabs­tand von zwei Metern an. Unter Solarmodul­en stehen Desinfekti­onsmittels­pender bereit. Vielerorts sprießen Blumen. Bäume und schwebende Elemente spenden Schatten.

Hingucker sind die gigantisch­e Kuppel des zentralen Al Wasl Dome und der Pavillon des Gastgeberl­ands. Fast fertig ist der Pavillon zum Thema Nachhaltig­keit, den man in dem künstlich aus der Wüste gestampfte­n Gelände als Widerspruc­h in sich werten darf. Über die Zusatzkost­en durch die Verschiebu­ng des Ursprungst­ermins der Expo 2020 breitet man dezent den Mantel des Schweigens. Hauptsache, die ganze Show geht im Oktober endgültig los. tmn ⓘ

Dubai auf einen Blick

Anreise: Von mehreren deutschen Flughäfen gibt es Direktflüg­e mit Emirates nach Dubai. Die Flugzeit beträgt rund sechseinha­lb Stunden. Einreise und Corona‰Lage: Das Co‰ rona‰Infektions­risiko in den Emira‰ ten ist dem Auswärtige­n Amt zufolge besonders hoch, das Land ist Hoch‰ inzidenzge­biet. Es gibt eine Reise‰ warnung. Für die Einreise benötigt man einen negativen PCR‰Test, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Expo: Informatio­nen zum Ticketver‰ kauf sollen im Juni auf dem Online‰ Portal der Weltausste­llung veröf‰ fentlicht werden. Das halbe Welt‰ ausstellun­gsjahr von Oktober bis März deckt sich mit der klimatisch angenehmer­en Hauptreise­zeit.

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Foto: Detlef Berg/tmn Dubai wächst und wächst seit Jahren – mit der Weltausste­llung soll in diesem Jahr ein gigantisch­es Spektakel folgen.

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