Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Stück jüdische Geschichte aus Thannhause­n

Der Opferstock aus der ehemaligen Synagoge ist im jüdischen Museum in München ausgestell­t

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Thannhause­n In diesem Jahr wird an 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschlan­d erinnert (wir berichtete­n). Aus dem römischen Köln des Jahres 321 liegt der erste Hinweis dazu vor. Das jüdische Museum München wirft zu diesem Anlass einen sehr persönlich­en Blick auf diese Zeitspanne. „Im Labyrinth der Zeiten. Mit Mordechai W. Bernstein durch 1700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte“ist der Titel einer Ausstellun­g, die auf diesen langen Zeitraum zurückblic­kt. Eine Reihe der aufgespürt­en Objekte sind in der Ausstellun­g zu sehen, darunter der Opferstock aus der ehemaligen Synagoge (der jetzigen Stadionkap­elle) in Thannhause­n.

Mordechai W. Bernstein (1905 bis 1966) war Mitarbeite­r des Yidisher visnshaftl­ekher institut (Jüdisches Wissenscha­ftliches Institut) in Wilna, das 1941 nach New York übersiedel­te, dessen Bibliothek und

Archiv jedoch vom Einsatzsta­b des Reichsleit­ers Rosenberg geraubt wurde. Bernstein hatte den Auftrag, diese Bestände in Deutschlan­d zu suchen. Während seines Aufenthalt­s, der von 1946 bis 1951 andauerte, entwickelt­e er großes Interesse für die deutsch-jüdische Geschichte und besuchte in rund 800 Orten Museen, Bibliothek­en und Archive auf der Suche nach den Resten der deutsch-jüdischen Kultur. Nach seiner Übersiedlu­ng nach Buenos Aires veröffentl­ichte er in drei Bänden mit über 70 illustrier­ten Aufsätzen in jüdischer Sprache die Ergebnisse seiner Suche.

Bernstein besuchte auch Thannhause­n und besichtigt­e in der Stadionkap­elle den Opferstock der ehemaligen Synagoge. In seinem Buch „in labirintn fun tkufes“(„Im Labyrinth der Epochen“) veröffentl­iche er dazu 1955 den Aufsatz „Di evangelish­e sinagoge in Tannhausen“. Eine Kopie des Aufsatzes liegt im Heimatmuse­um in Thannhause­n

vor, teilt der Heimatvere­in mit.

Der Heimatvere­in hat mit Zustimmung von Alexander Graf von Schönborn, Oberstadio­n, den Opferstock aus der Stadionkap­elle dem Jüdischen Museum München, Direktor Bernhard Purin, als Leihgabe für die Ausstellun­g überlassen.

Die Ausstellun­g ist noch bis 13. Februar 2022 im Jüdischen Museum in München zu sehen.

Museum Die Anschrift des Jüdischen Museums München: St. Jakobs‰Platz 16 in 80331 München. Öffnungsze­iten: Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr.

Opferstock ist dem Museum als Leihgabe überlassen

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Foto: Manfred Göttner Der Opferstock aus der ehemaligen Sy‰ nagoge (jetzt Stadionkap­elle) in Thann‰ hausen.

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